Tausende Katalanen in den Straßen Barcelonas.

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Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung gibt sich nicht geschlagen. Unter dem Motto "Das Selbstbestimmungsrecht ist kein Verbrechen" zog am Samstagnachmittag eine riesige Menschenmenge durch die Gran Vía, eine der wichtigsten Verkehrsadern Barcelonas.

"Unabhängigkeit" und "Freiheit für die politischen Gefangenen" rief die Menge immer wieder. Sie waren in Solidarität mit den zwölf Politikern und Aktivisten der Unabhängigkeitsbewegung gekommen, die sich seit vergangener Woche wegen Rebellion und Aufstand vor dem Obersten Gerichtshof in Madrid verantworten müssen. Unter den Angeklagten befindet sich ein Großteil der einstigen katalanischen Regierung unter dem ins Exil geflüchteten Carles Puigdemont.

200.000 Menschen folgten laut Stadtpolizei dem Aufruf mehrerer Unabhängigkeitsinitiativen und der in der nordostspanischen Region regierenden Parteien. Die Veranstalter sprachen von einer halben Million. Der Demonstrationszug auf der siebenspurigen Avenue nahm 3,5 Kilometer ein.

Prozess als "Farce"

In der ersten Reihe gingen unter anderem der derzeitige katalanische Regierungschef Quim Torra sowie der Präsident des katalanischen Autonomieparlamentes Roger Torrent mit. Torra rief die "internationale Gemeinschaft" auf, den "Ruf des katalanischen Volkes zu hören", und bezeichnete das Gerichtsverfahren als "Farce". Torras Partei verweigerte vergangene Woche aus Protest ihre Zustimmung zum Budgetentwurf der Zentralregierung des Sozialisten Pedro Sánchez. Dieser rief daraufhin Neuwahlen für den 28. April aus. Der Sozialist hatte vor zehn Tagen einen Dialog mit den Katalanen abgebrochen, da diese über das Selbstbestimmungsrecht verhandeln wollten.

Die Unabhängigkeitsbewegung bereitet derweil weitere Aktionen vor. Am Donnerstag rufen mehrere Gewerkschaften zu einem Generalstreik auf. Und in einem Monat, am 16. März, werden die Befürworter der Unabhängigkeit erstmals eine Demonstration in Madrid veranstalten. (Reiner Wandler aus Madrid, 17.2.2019)