Der Markt habe sich verändert, erklärte Unternehmenschef Thomas Enders den A380-Misserfolg unlängst. Flugexperten glauben eher, dass Airbus einem falschem Konzept gefolgt war. Der Konzern setzte auf den Massentransport zwischen einzelnen "Hubs", den Dreh- und Angelpunkten der größten Airlines in New York, London oder Peking. Für sie war die A380 gedacht; kleinere Flugzeuge sollten ergänzend die Verbindungsflüge von Regionalflughäfen zu den großen Umschlagplätzen herstellen.

Boeing hatte das A380-Konzept von Beginn an infrage gestellt. Die Amerikaner erkannten, dass der rasant zunehmende Flugverkehr ein dichtes Netz von Direktflügen erfordern würde – wofür Mittel- und Langstreckenflugzeuge wie die Boeing 787 besser geeignet sind. Airbus hat inzwischen selber eingesehen, dass dieses Konzept nur noch mittelgroße, aber möglichst günstige Flugzeuge erfordert. Deshalb wurde die A350 lanciert, der weniger Sprit verbraucht und auch kleinere Flughäfen anfliegen kann.

Die übergroße A380 zwang die Flughäfen zu einer teuren Anpassung ihrer Infrastruktur mit Passagierbrücken und weiteren Pistenkurven. Mit einer Spannweite von 80 Metern ist die A380 sogar 15 Meter breiter als die 747 von Boeing. Airbus unterschätzte dabei ein wichtiges Detail: Wie früher bei dem britisch-französischen Überschallflugzeug Concorde lobbyierte Boeing erfolgreich, dass amerikanische und japanische Flughäfen und Fluggesellschaften der A380 die kalte Schulter zeigten.

Doch Airbus wollte die A380 einfach – aus Prestigegründen. In einem gewissen Sinn hat der "Doppeldecker" seinen Auftrag erfüllt: Airbus hat mit Boeing im kommerziellen Bereich gleichgezogen und sich in den letzten zehn Jahren als gleichwertiger Anbieter emanzipiert. Dafür zahlten die Europäer mit der A380 einen hohen Preis. (Stefan Brändle, 14.2.2019)