Bei eine Pressetermin demonstrierte der ÖAMTC ein bereits existierendes Abbiegeassistenzsystem.

Foto: APA / Hans Klaus Techt
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Wien – In der vom Unfalltod eines Neunjährigen in Wien ausgelösten Debatte über Lkw-Abbiegeassistenten hat der ÖAMTC am Donnerstag bei einem Medientermin ein entsprechendes Kamerasystem demonstriert. Die von Eltern gestartete Petition wird vom Club prinzipiell unterstützt, ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold sprach sich aber gegen eine verpflichtende Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten aus.

Am Nachmittag folgte eine Klarstellung: "Der ÖAMTC unterstützt die Forderung nach verpflichtenden Lkw-Abbiegeassistenten zum frühestmöglichen Zeitpunkt – auch auf nationaler Ebene", hieß es gegenüber der Austria Presse Agentur.

Zahlreiche Fragen offen

Dafür werde sich der Club auch beim von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) für den 19. Februar einberufenen Lkw-Sicherheitsgipfel stark machen. Zu klären seien allerdings zahlreiche rechtliche Fragen. "Wir erwarten am Dienstag von den Experten im Verkehrsministerium einen Vorschlag für die rechtliche Umsetzung und unterstützen dabei, die rechtlichen Möglichkeiten zu finden und entsprechend rasch umzusetzen."

Natürlich wäre der ideale Weg eine EU-weite Lösung mittels einer entsprechenden EU-Richtlinie, die jedoch frühestens im Jahr 2024 in Kraft treten wird. Als "Sofortmaßnahme" stehe einer nationalen Lösung aber nichts im Weg. Die Technik für eine sofortige Nachrüstung steht auch schon zur Verfügung, betonte der ÖAMTC. "Jeder Unternehmer, der seine Flotte bereits heute nachrüstet, leistet einen wichtigen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit", meinte ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold.

Der ÖAMTC setze vielmehr auf Sensibilisierung aller Verkehrsteilnehmer und Weiterbildung von Lkw-Lenkern. "Wir wollen den toten Winkel sichtbar machen", sagte Schmerold. In der Pflicht sieht er jedenfalls nicht die Lenker allein, sondern "auch die übrigen Verkehrsteilnehmer".

Keine finanziellen Anreize notwendig

Finanzielle Anreize für Frächter, damit diese ihre Lkw mit Abbiegeassistenten nachrüsten, sind für Schmerold nicht erforderlich. Derartige Systeme kosten zwischen 2.000 und 3.000 Euro, umgerechnet auf die durchschnittlich fünfjährige Verwendung von Fahrzeugen könnten diese Beträge von den Unternehmen selbst finanziert werden.

Lkws sind mit sechs Außenspiegel ausgerüstet, zwei auf der linken Seite, vier rechts. Viele Lenker seien mit "nicht optimalen Spiegelsystemen" unterwegs, sagte Schmerold. Trotz der sechs Spiegel lässt sich der tote Winkel nicht völlig vermeiden. Lkw-Experte Gerhard Blümel schilderte, dass Lenker insbesondere in kritischen Situationen nicht so sorgfältig in die vorhandenen Spiegel schauen würden. Problematisch sei auch, wenn sich Personen rund um das Fahrzeug weiterbewegen und somit für den Lenker von einem Spiegel in den anderen wechseln.

Blümel demonstrierte bei dem Pressetermin ein bereits vorhandenes Abbiegesystem. Dieses ist mit einer Kamera unter dem rechten Außenspiegel ausgestattet. Wird der Blinker gesetzt, wird sie aktiviert. Befindet sich eine Person im toten Winkel, ertönt in der Fahrerkabine ein akustischer Alarm, außerdem wird ein Bildschirm aktiviert, der die Bilder der Kamera zeigt.

Wirtschaftskammer will üppige Förderung

Die Wiener Wirtschaftskammer dagegen fordert, dass der Einbau von Lkw-Abbiegeassistenten zumindest zu 80 Prozent durch die öffentliche Hand finanziert wird. Das sagte Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, bei der er gemeinsam mit Helge Fahrnberger, dem Initiator einer entsprechenden Petition, auf den verpflichtenden Einbau solcher Systeme pochte.

Die Debatte war durch den Unfalltod eines neunjährigen Buben in Wien ausgelöst worden. "Der Anlass ist ein sehr trauriger und es ist auch nicht das erste Mal. In den vergangenen Jahren sind ähnliche Unfälle passiert", sagte Fahrnberg.

"Wir Transportunternehmen tragen die Forderung nach Abbiegeassistenten mit", bekräftigte Sertic. Allerdings müssten diese durch die öffentliche Hand gefördert werden. Gegenwind aus seiner Branche erlebe er nicht, sagte Sertic. "Jeder ist auch um seine Kinder besorgt." Auch Fahrnberger sprach sich für die Unterstützung durch Steuergeld aus. Er habe Verständnis dafür, dass die Transportwirtschaft die Investitionen nicht alleine tragen könne. (APA, 14.2.2019)