Brillierte in "Tosca" an der Wiener Staatsoper – der polnische Startenor Piotr Beczała.

Foto: Pöhn

Wien – Die gute alte Tosca-Inszenierung (1958) lebt von logischer, historischer Klarheit. Römische Räume wie die Kirche Sant’Andrea della Valle oder die Engelsburg finden sich prunkvoll abgebildet: ein museales Ambiente, das Könnern ermöglicht, ihre vokale und sonstige Präsenz zum Leuchten zu bringen. Gelingt dies, geschieht selbst bei Repertoirevorstellungen unmittelbares Musiktheater.

Es stellt dann paradoxerweise viele Premieren der Wiener Staatsoper in den Schatten, wie nun die 606. Aufführung der Tosca-Inszenierung von Margarethe Wallmann. Ein Glanzabend, vor allem dank Piotr Beczała: Als Mario Cavaradossi kam er nach dem Welthit E lucevan le stelle auf schöne zweieinhalb Minuten Applaus – und dies zurecht: Der Tenor zeigte bei den emphatischen Linien Gefühl für Legatokultur.

Die Seele singt

Zugleich verschmolzen bei Spitzentönen Vitalität, Klang, Klarheit und kleine, in Glissandi eingebaute Schluchzer zum tönenden Seelenporträt. Grandios allerdings auch die Gesamtleistung des Rollendebütanten, den als Tosca Sondra Radvanovsky mit beeindruckender vokaler Hingabe zu retten sucht. Besonders im 2. Akt, da es galt, Scarpia zu erdolchen, erreicht Radvanovsky ein Höchstmaß an Dramatik.

In solchen Augenblicken verflüchtigt sich sogar der herbe Eindruck, den ihr Timbre im Lyrischen vermittelt. Das Gegenteil von herb Thomas Hampson: Er ist ein nobler Scarpia, der bisweilen den dramatischen vokalen Grenzgang nicht scheut, dem Bösewicht dann aber eher giftige Galanterie verleiht.

Kleine Opernschlacht

Das Staatsopernorchester unter Marco Armiliato war ein geduldiger Begleiter. Gedröhne gibt es zwar am Ende des ersten Aktes, das Hampson zum Pantomimen macht. Ansonsten jedoch stimmen bei Tosca (ein bisschen eine akustische Opernschlacht) orchestrale Intensität und Kantabilität. (Ljubisa Tosic,8.2.2019)