Die Designerinnen Barbara Ambrosz und Karin Santorso mit ihren neuen Porzellanleuchten "Pearls", die vor allem flexible Lichtsituationen in einem Raum ermöglichen sollen.

Foto: Nathan Murrell

Nathan Murrell fotografierte die Designerinnen Karin Santorso und Barbara Ambrosz (zusammen "Lucy.D") und ihre Leuchtenserie "Pearls" in ihrem Wiener Studio.

Dieser Artikel erscheint im Rahmen eines Schwerpunkts im RONDO zum Thema Licht.

Foto: Nathan Murrell

"Licht ist im Vergleich zu einer Vase oder einer Tasse ein viel universelleres Thema. Der Einfluss auf Atmosphären und Stimmungen ist ungleich größer. Licht ist ungreifbar. Das ist es, was es so spannend macht, eine Leuchte zu entwerfen. Die Herausforderung lautet: Was können Licht und Farbe gemeinsam in und mit einem Raum anstellen? Farbe, Licht und Schatten machen einen großen Teil unseres Lebens aus, auch wenn viele Menschen nicht bewusst auf diese Stimmungen achten.

Unsere erste Leuchtenkollektion heißt "Pearls" und ist ein Entwurf für unser zweites Label namens Neuzeug. Die modulare Lampenfamilie basiert, salopp formuliert, auf der Grundidee des "Russenlusters", also der gängigen, nackigen Glühbirne, wie sie in vielen Wohnungen von der Decke hängt. Diese einfache Erscheinung haben wir weitergedacht und mit viel Farben und dem Material Porzellan multipliziert.

Heraus kam etwas, das drei Funktionen erfüllt. Unsere Lampen sind Lichtquelle, Einrichtungsgegenstand und Skulptur. Alle drei Elemente müssen den Bedürfnissen der Kunden entsprechen. Deshalb haben wir unsere Leuchten in einer Art Baukastensystem herausgebracht, das in Sachen Stromquellen und Raumsituationen sehr flexibel einsetzbar ist. Es ist ja immer noch so, dass es für manche Menschen sogar über Jahre zu aufwendig ist, sich eine Deckenleuchte zu installieren. Es gibt aber auch Kunden, die sehr genau wissen, welche Lichtsituation sie schaffen wollen.

Weich und klar

Das Material Porzellan eignet sich ganz wunderbar für Lampen, auch wenn dieser Werkstoff für viele überraschend daherkommt. Porzellan ist sehr fein und doch erdig, deshalb heißt unser Slogan auch "Gebrannt aus Erde". Das Material ermöglicht eine ganz eigene Art der Lichtreflexion, weich und gleichzeitig klar. In Kombination mit unseren Farben kommt das sehr gut, man könnte von einer straighten Verspieltheit sprechen.

Wir haben mit der Manufaktur Neuzeug unter anderem die Möglichkeit, auf die Originalfarbpigmente von Lilienporzellan zurückzugreifen, deren "Daisy"-Geschirr früher so gut wie in jedem Haushalt zu finden waren. Das Verhältnis von Licht und Farben ist ein extrem enges. Wie sollen wir sagen? Ohne Licht keine Farben!

Auch wenn die gute alte und weitgehend verschwundene Glühbirne über mehr als 100 Jahre der Inbegriff einer künstlichen Lichtquelle war, setzen wir LEDs in verschiedenen Formen ein. Damit lässt sich viel mehr steuern. Wir haben uns im Rahmen dieses Projekts sehr intensiv mit Lichtfarben und Lichtintensität auseinandergesetzt. Dadurch gehen wir auch in unserem privaten Umfeld viel sensitiver und aufmerksamer mit dem Thema Beleuchtung um.

Das Kabel als Gestaltungselement

Was die Menschen im Umgang mit Licht für Fehler machen? Viele Zeitgenossen installieren ihre Leuchten genau dort, wo die Stromquelle ist. Das schränkt extrem ein und hat uns sehr beschäftigt. Deshalb sind manche unsere Lampen so flexibel, dass sie bis zu fünf Meter von der Energiequelle weg installiert und umgeleitet werden können. Dabei verstehen wir auch das Kabel als Gestaltungselement. Wie fällt das Kabel, wenn es hängt, wie steht es um die Qualität des Textils, das es ummantelt etc.

Des Weiteren empfehlen wir mehrere Lichtquellen in einem Raum. In vielen Zimmern hängt einfach in der Mitte des Raums eine Lampe von der Decke und basta. Meistens ist diese auch viel zu hoch angebracht und wirft unvorteilhafte Schatten in die Gesichter der Menschen. Das hat nichts mit der gemütlichen Feuerstelle zu tun, die ein Licht doch auch heute noch sein sollte." (Michael Hausenblas, RONDO, 9.2.2019)