Kreativ war die Regierung bei der Besetzung ihres Standortbeirats nicht. Auch nicht mutig. Wohl sind die Berater in dem Gremium, das helfen soll, (fragwürdige) Großprojekte beschleunigt durchzuboxen, honorig. Unabhängig sind sie nicht – im Gegenteil.

Ulrike Baumgartner-Gabitzer, bis vor kurzem Chefin bei der Verbund-Netztochter APG, darf darüber befinden, ob die 380-kV-Leitung des Verbunds in Kärnten prioritär gereiht wird oder das Speicherkraftwerk Kühtai der Tiwag.

Der in der roten Reichshälfte sozialisierte frühere Baumanager Wolfgang Hesoun, jetzt Chef von Siemens Österreich, wird bei Energie- und Bahnprojekten sehr wahrscheinlich auf der Auftragnehmerseite stehen.

Wie dünn die Personaldecke der Regierungsparteien ist, zeigt die Nominierung des FPÖ-Bundesrats Reinhard Pisec oder von Christian Ebner, Ex-Strabag-Vorstand und einst im Kabinett von Verkehrsminister Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ). Ehrlicher ist da schon die Wahl der weisungsgebundenen Beamten aus Umwelt- und Außenministerium.

Dass ohne Gewerkschaft und Arbeiterkammer Konsumenten und Werktätige im Beirat keine Vertretung hätten, wie AK-Präsidentin Renate Anderl argwöhnt, geht am Problem vorbei. Um Unvereinbarkeit oder die Interessen der Steuerzahler haben sich bei verkehrswirtschaftlich fragwürdigen Milliarden-Bahntunnels vor allem die im ÖGB rekrutierten roten Verkehrsminister nie geschert. (Luise Ungerboeck, 4.2.2019)