Erfolg mit Anton Bruckner: Dirigent Christian Thielemann.

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Wien – Das Timing war ein harmonisches: Nachdem zu Wochenanfang das Gewandhausorchester im Musikverein gastierte, spielten bald nach den Leipzigern die Kollegen aus Dresden auf. Den ersten ihrer zwei Gastspielabende eröffnete die Sächsische Staatskapelle mit dem Werk eines ehemaligen Leiters des Gewandhausorchesters – was wie eine Reverenz, wie ein Zeichen der Verbundenheit wirkte.

Geige nicht so gut

Bei Frank Peter Zimmermanns Interpretation des Mendelssohn-Violinkonzerts beeindruckte mehr die technische Souveränität als die musikalische Ausgestaltung: Er absolvierte das Werk mit konzentrierter Eile und begrenzter Emphase. In den ersten Takten des Hauptthemas verstörten zackige Betonungen, militärischer Schneid sollte auch manche virtuose Passage im Kopfsatz prägen. In sachlicher Weise wurde das Andante durcheilt.

Beim Allegro molto vivace machten die fragenden Sechzehntelaufgänge vor Themenbeginn noch hoffen, Zimmermann interpretierte sie, wie vom Komponisten gefordert, scherzando. Doch dem darauffolgenden Hauptthema gebrach es an Schalk und Lebensfreude.

Sehr beseelt

Fesselndes nach der Pause: Thielemann und Bruckner, das ist natürlich etwas vom Feinsten. Und auch die selten gespielte zweite Symphonie wurde unter seiner Leitung zum Ereignis. Der akribische Gestalter verstand es, einen Bogen über das zerklüftete Werk zu spannen.

Seine Interpretation erging sich nicht in der üblichen Überzeichnung des Bipolaren zwischen Bombast und filigraner Poesie. Da war eine frühromantische Beseeltheit im Musizieren, eine florale Pracht, eine Elastizität selbst in den Höhepunkten.

Die Steigerungen waren sowieso atemberaubend: Staatskapelle und Dirigent schienen verwoben zu sein zu einem Wesen, einem Gefühl. Begeisterung. (Stefan Ender, 31.1.,2019)