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Österreich fehlen IT-Fachkräfte.

Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

Wien – In der heimischen Wirtschaft fehlen rund 10.000 hochqualifizierte IT-Fachkräfte, warnte Alfred Harl, Obmann des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (Ubit), am Donnerstag bei der Präsentation des "IKT-Statusreports 2019". Die Nachfrage nach IT-Arbeitskräften steige, vor allem in der Industrie, und dieser Mangel könne nicht gedeckt werden. Europaweit werde bis 2020 laut EU-Kommission gar mit einer Lücke von rund einer Million IT-Arbeitskräften gerechnet.

Harl setzt auf deutlich mehr Ausbildungsplätze im Informatikbereich an den Universitäten und Fachhochschulen. Von der Regierung wünscht er sich eine klare Vision und Standortpolitik für die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), damit Österreich zu einer "Digi-Nation" werden könne. "Es braucht eine spezielle und nachhaltigere Stärkung der Informatik", so Harl – auch damit sich Österreich international behaupten kann. "Wir müssen an die IT-Spitze."

"Wir müssen ausreichend Plätze zur Verfügung stellen, damit Interessenten überhaupt die Möglichkeit bekommen zu studieren", sagte Martin Zandonella, Ubit-Fachgruppenobmann Kärnten und Berufsgruppensprecher IT. Rund 5.000 Ausbildungsplätze pro Jahr strebt der Ubit laut Harl an. Derzeit gebe es rund 1.000 Plätze an Universitäten und weitere 1.000 an den FHs.

Weniger Studienabbrecher gewünscht

Zudem müsse die Rate der Studienabbrecher, also die Drop-out-Quote, in Informatik drastisch gesenkt werden. Im unteren und mittleren Ausbildungssegment gebe es im IT-Bereich keinen großen Mangel mehr an Arbeitskräften, so Harl. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) dürfte das etwas anders sehen. 2.335 Lehrlinge wurden im Vorjahr in den 1.259 Betrieben ausgebildet. Auffallend wenige, wie Schramböck findet, die deswegen jüngst Briefe an infrage kommende Betriebe verschickte mit der Einladung, Coding-Lehrlinge auszubilden.

Was fehle, seien Spitzenkräfte mit abgeschlossenem Master- und Doktoratsstudium, die "Vordenker" im IT-Bereich, heißt es dagegen beim Fachverband. Im Studienjahr 2016/17 lag die Drop-out-Quote bei Masterstudien an Universitäten bei rund 56 Prozent, die Fachhochschulen schneiden mit einer Abbruchquote von knapp 17 Prozent deutlich besser ab, zeigen die Daten des "IKT-Statusreports".

Mehr Frauen in die Technik

Wichtig sei auch die Erhöhung des Frauenanteils in IKT-Studien. Während insgesamt mehr als 50 Prozent der Studierenden an Universitäten und FHs Frauen sind, liegt ihr Anteil in IKT-Studienrichtungen nur bei rund 20 Prozent. Angestrebt wird ein Anteil von rund 40 Prozent, hier gibt es also noch Entwicklungspotenzial.

Um mehr Frauen für IT-Studien zu begeistern, brauche es vor allem mehr Rolemodels, die Mädchen Ängste und Hemmungen vor dem Fach nehmen, sagte Martina Gaisch, wissenschaftliche Leiterin des Diversity-Managements der FH Oberösterreich. Zudem sei es notwendig, die Vielfalt der möglichen Berufsfelder von Informatikabsolventinnen sichtbarer zu machen und den Fokus weg vom "engen Berufsbild des Coders hin zu digitalen GestalterInnen der Zukunft" zu lenken. (APA, red 31.1.2019)