In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar beginnt das ziemlich sicher größte Fest der Welt: das Frühlingsfest, im Westen besser bekannt als chinesisches Neujahr. In China, Taiwan und vielen anderen Teilen Asiens werden weit über eine Milliarde Menschen das neue Jahr des Schweins begrüßen, Verwandte besuchen, Klatsch und Tratsch austauschen und, wie es sich gehört für eine der tollsten Esskulturen der Welt, schlemmen. Vor allem am Abend vor dem Jahreswechsel, also heuer am 4. Februar, geht es kulinarisch zur Sache. Da versammeln sich Chinesen mit ihren Lieben zum Nian Ye Fan, dem traditionellen gemeinsamen "Wiedersehensessen". Vom Feuertopf über Nudeln und Fisch, ein Glückssymbol, bis hin zu klassischen Köstlichkeiten wie gedämpften Abalone wird genossen, was Mama, Oma und Großtante gezaubert haben. Wer nicht nach Hause will oder kann, der geht ins nächste richtig gute Lokal.

Bild nicht mehr verfügbar.

Am 5. Februar beginnt das Jahr des Schweins.
Foto: REUTERS/Thomas Peter

Solche Restaurants, in denen es sich chinesisch schlemmen lässt, werden auch in Wien immer mehr – dank wachsender chinesischer Community und immer mehr Touristen, die mit dem lokalen Langnasenangebot eher wenig anfangen können. Wiens kleines Chinatown entlang des Naschmarkts, zwischen Karlsplatz und Kettenbrückengasse, wächst und gedeiht, erfreulich häufig werden neue Lokale aufgesperrt – den jüngsten, aufregenden Neuzugang bespricht Severin Corti. Der Beginn des Jahres des Schweins ist ein wunderbarer Anlass, sich ein wenig umzusehen, wo es welche Köstlichkeiten zu entdecken gibt. Wer es aushält und sich in Vorfreude übt, der sollte noch ein, zwei Wochen warten, bis das Neujahrsfest vorbei ist – dann wird es wieder leichter, einen Tisch zu bekommen. (Tobias Müller, RONDO, 1.2.2019)

Restaurants

Dim Sum Restaurant Chinazentrum

Ein Allrounder. Interessante Mischung aus Dim-Sum, einigen feinen Sichuan-inspirierten Speisen (Ma-La-Schweinszunge!) und, in Wien selten, sehr passabler Pekingente. Die Ente wird auf dem Tisch tranchiert und in zwei Gängen serviert: Erst gibt's Fleisch, Haut und Pfannkuchen, dann wahlweise Entensuppe mit Nudeln oder frittierte Knochen. Die Dim-Sum-Karte ist umfangreich, besonders gut sind gedämpfte Kutteln, Phönixkrallen oder Reissuppe mit tausendjährigen Eiern. Achtung: nicht mit dem Chinazentrum im sechsten Bezirk verwechseln!

Dim Sum Chinazentrum, Rechte Wienzeile 29, 1050 Wien

Grill Imbiß Haus Hong Kong

Feine Klassiker der Kantonküche (aus der Provinz Guangdong, der Gegend um Hongkong), etwa das klassische Barbecue, besonders gut: die Ente oder Gerichte wie weiß gekochtes Huhn und frittierte Shrimps-Tofu-Bällchen. Beliebt bei der chinesischen Community ist vor allem das Menü, bei dem pro Gast drei Speisen bestellt werden können. Wie immer beim Chinesen gilt natürlich trotzdem: unbedingt teilen! Das Restaurant ist etwas teurer als die meisten Wiener Chinatown-Chinesen, dafür auch mit gehobener Qualität.

Grill Imbiß Haus Hong Kong, Köstlergasse 16, 1060 Wien

Yummy House

Der Schwerpunkt hier liegt auf Gerichten aus dem Nordwesten Chinas: viel Lamm (unbedingt die herrlich fetten Spieße probieren!), viel Kreuzkümmel und hervorragende, hausgemachte dicke Nudeln (besonders gut in der Hühnerpfanne mit Pfefferoni, groß genug für zwei).

Daneben gibt es einige scharfe, aber stets sehr gekonnt gewürzte Sichuanklassiker, etwa das Rindfleisch in scharfem Chiliöl. Vegetarier und Tofufans freuen sich über frittierte Tofuspieße mit jeder Menge Sichuanpfeffer.

Yummy House, Linke Wienzeile 14, 1060 Wien

Wang

Eines der ganz wenigen Lokale mit tatsächlich hausgemachten Teigtaschen. Der Besitzer kommt wie das Bier aus Qingdao, die Küche und die Gerichteauswahl hat einige Anklänge an Schanghai. Vor allem die Wontons sind hervorragend – sie werden in milder Seegrassuppe mit etwas Sauergemüse serviert. Bei den gefüllten, gedämpften Taschen sind vor allem jene mit Oktopus und Schwein zu empfehlen.

Ebenfalls einen Versuch wert: Teeeier und Baozi, gefülltes Dampfbrot, zum Frühstück – Wang sperrt nämlich bereits um zehn Uhr auf!

Wang, Kettenbrückengasse 23, 1050 Wien

Chinakitchen No. 27

Botschaft der Sichuanküche an der Wienzeile. Ähnlich gut und scharf speist man sonst nur im Ostwind – aber das liegt leider nicht mehr im Wiener Chinatown. Mit allen Klassikern von Mapu-Tofu bis Melanzani mit Fischgeschmack, daneben gibt's einen erfreulichen Schwerpunkt auf Meeresfrüchte und Meeresfisch. Wie so oft am allerbesten sind die Vorspeisen – im Zweifelsfall eine ganze Reihe davon und nur ein Hauptgericht ordern.

China Kitchen No. 27, Linke Wienzeile 20, 1060 Wien

China Kitchen No. 27

Geschäfte

Italienisches Meeresfrüchtegeschäft

Das winzige Geschäft importiert Dienstag und Donnerstag selbst eine Lieferung frischer Meeresfrüchte, Oktopoden und Fische von der Adria, regelmäßig auch in Wien Seltenes wie Meeresschnecken und diverse Muscheln. Dazu gibt's passende Produkte wie Sojasauce für Meeresfrüchte. Der Name ist nur chinesisch angeschrieben, gut erkennbar am blauen Schild.

Italienisches Meeresfrüchtegeschäft, Kettenbrückengasse 21, 1050 Wien

Chao Yang Asia Shop

Nicht der größte chinesische Supermarkt des Viertels, aber einer der bestsortierten. Wer Glück hat, findet hier je nach Jahreszeit Schätze wie frischen Winterbambus, Bittermelonen oder lebende Krabben. Meistens da: frische Nudeln (aus Ungarn) und handgemachte, gefrorene Teigtaschen mit diversen Füllungen.

Chao Yang Asia Shop, Rechte Wienzeile 47, 1050 Wien

Sino Asia Shop

Der größte Vorteil des kleinen Geschäfts ist die ausnehmend freundliche Besitzerin, die perfekt Deutsch spricht und hilflosen Langnasen jederzeit gern bei ihrem Einkauf zur Seite steht. Jeden Freitag und Samstag gibt's außerdem frische, hausgemachte Sesambälle, mit süßer roter Bohnenpaste gefüllt. Kleine Auswahl an frischem Gemüse im Hinterzimmer.

Sino Asia Shop, Rechte Wienzeile 37, 1040 Wien

Update 5.2.

Fälschlicherweise hatten wir ursprünglich angegeben, dass die Chinakitchen No. 27 einst in der Ungargasse beheimatet war. Das Restaurant im dritten Bezirk in der Ungargasse Nr. 27 ist aber nach wie vor geöffnet, der Koch des Lokals Chinakitchen hat davor in der Ungargasse gekocht. Wir bedauern diesen Irrtum.

Weiterlesen:

Feine Sichuan Küche: Alles halb so wild