Bildungsminister Heinz Faßmann will die Zentralmatura in Mathematik nicht leichter machen, aber verständlicher und fairer.

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Für den Bildungsminister ist es "ein faszinierendes Fach", das aber leider mit dem "Ruf als Angstfach" zu kämpfen hat. Dementsprechend sorgten die vergleichsweise schlechten schriftlichen Ergebnisse der Zentralmatura in Mathematik (siehe Grafiken) für Unruhe. Heinz Faßmann schickte also den früheren Wiener Stadtschulratspräsidenten Kurt Scholz auf "Zuhörtour" durch Österreich. Rund 600 Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer formulierten in 15 Workshops ihre wichtigsten Schmerzpunkte und legten 1800 Verbesserungsvorschläge vor.

Herausgekommen ist ein Maßnahmenpaket "zur Verbesserung der Zentralmatura im Fach Mathematik", das bereits beim nächsten Haupttermin am 8. Mai greifen soll. Konkret sind folgende sechs Sofortmaßnahmen geplant:

  • Leichtere Sprache Der "Text als Problem" sei laut Faßmann vor allem in Schulen mit einem hohen Anteil an Jugendlichen mit nichtdeutscher Muttersprache aufgefallen. Darum wurde gleich einmal der allgemeine Hinweistext am Anfang des Prüfungshefts von ursprünglich drei Seiten auf eine Seite gestrafft. Auch die Aufgaben selbst wurden sprachlich überarbeitet und klarer gestaltet.
  • Halbe Punkte Künftig sollen bestimmte Aufgaben mit teilbaren Leistungen nicht nur mit null oder einem Punkt bewertet werden können, sondern auch mit einem halben – etwa wenn drei von vier Multiple-Choice-Möglichkeiten richtig erkannt wurden.
  • Geprüfte Beispiele Alle Beispiele werden von der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft geprüft, und es soll eine weitere Feldtestung an Schulen geben.
  • Flexibles Zeitkonto Bisher mussten AHS-Schüler den ersten Teil (Grundkompetenzen, 24 Punkte) in 120 Minuten bearbeiten und abgeben, danach hatten sie für Teil zwei (Anwendung, 24 Punkte) 150 Minuten Zeit. Diese Zeitbeschränkung fällt nun weg. Es gibt nur noch ein Testheft, die Gesamtzeit kann individuell für die Aufgaben eingeteilt werden. Weitere Erleichterung: Für einen Vierer sind derzeit 16 Punkte im Grundlagenteil nötig, wobei im zweiten Teil vereinzelt "Bonuspunkte" zur Erreichung der 16 Punkte gesammelt werden konnten. In Zukunft gibt es einen zweiten Weg zum Vierer: Es sollen auch insgesamt 24 Punkte aus beiden Teilen für ein "genügend" ausreichen.
  • Angstlöser Zur "Beruhigung" der Prüflinge soll in der Anfangsphase der Klausurarbeit idealerweise die vertraute Fachlehrerin oder der Fachlehrer anwesend sein. "Hierbei werden jedoch keine Auskünfte erteilt, die die Eigenständigkeit der Leistungen der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigen", hieß es dazu. Faßmann hat "keine Angst, dass das System ausgenutzt wird".
  • Helpdesk Für die Prüferinnen und Prüfer wird es während der Korrekturfrist im Bildungsministerium eine zentrale Auskunftsstelle geben, um dem "Wunsch nach stärkerer Standardisierung von Korrektur und Beurteilung Rechnung zu tragen".

Bildungsminister Faßmann betonte gleich zu Beginn: "Die Prüfungen sollen inhaltlich nicht leichter werden, aber verständlicher." Er wolle damit "Fairness schaffen und die universitäre Anschlussfähigkeit sicherstellen. Wir dürfen das Vertrauen der Universitäten nicht verlieren."

Keine Agentur zur Sekkatur

Scholz begründete das ministerielle Eingreifen in die Zentralmaturaabläufe so: "Das Ministerium versteht sich nicht als Agentur zur Sekkatur von Kindern." Die Zentralmatura selbst sei auch "von niemandem infrage gestellt worden". Die Änderungen sollten aber tunlichst nicht als Erleichterungen missverstanden werden: "Mathematik ist bitte ernst zu nehmen."

Das betonte auch die AHS-Lehrerin Anita Dorfmayr: "Wir wollen die Matura nicht herschenken. Die Schülerinnen und Schüler sollen schon noch was können und ihre Leistung herzeigen."

Da sie jetzt "nicht mehr blockiert werden durch unverständliche Aufgabenstellungen und Co", hätten sie die Chance, genau das unter Beweis zu stellen, meinte Bundesschulsprecher Timo Steyer von der ÖVP-nahen Schülerunion zufrieden. (Lisa Nimmervoll, 28.1.2019)