Seit Jahresbeginn bekommen all die polnischen Kindermädchen, die hierzulande den betuchten Nachwuchs aufziehen, weniger Geld für ihre eigenen Söhne und Töchter, die wochentags zu Hause auf die Mutter warten müssen. Genauso ergeht es den tschechischen Krankenschwestern, die unsere Kranken aufpäppeln, und den slowakischen Pflegerinnen, die unsere Betagten versorgen.

Zu Recht hat die Kommission in Brüssel nun ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet: Denn diese Tat der Koalition – nämlich die Höhe der Familienbeihilfe für Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland an das Preisniveau jenes Staates anzupassen, in dem ihre Kinder aufwachsen – ist nicht nur knausrig und kleinlich, sondern auch beschämend und perfide.

Die arbeitenden Mütter und Väter jener 125.000 Kinder, für die es nun zwischen Warschau, Bukarest und Laibach weniger gibt, zahlen nämlich mit ihren Dienstverhältnissen auch brav Beiträge in das hiesige Sozialsystem ein. Dazu müssen die meisten Betroffenen die Kosten für einen zweiten Haushalt hier unter der Woche tragen, und auch noch jene für das Pendeln zur eigenen Familie.

Das Leben an sich ist halt keine Kinderjause? Wer solche Einschnitte gutheißt, dem sei entgegengehalten: Das Vorgehen der Regierung ist neben läppischen Einsparungen vor allem als ein Signal von vielen an den gemeinen Österreicher mit Neidkomplex gedacht, der nicht gewillt ist, sich mit sozialen Realitäten, geschweige denn dem EU-Recht, zu befassen.

Schuften sollen die Kräfte aus dem Osten für viele österreichische Familien zwar schon, aber bei den Sozialleistungen gelten sie eben als Arbeiter zweiter Klasse. Mit dieser hochmütigen Haltung geriert sich die Republik wie eine wirklich schreckliche Familie. (Nina Weißensteiner, 24.1.2019)