Muss viel rechnen: Stefan Koubek.

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Wien/Salzburg- Einen Tag nach der Nominierung für den Heim-Davis Cup gegen Chile in Salzburg kam am Mittwoch der große Schock für Österreichs Tennis-Herren: Dominic Thiem hat via Coach Günter Bresnik seine Absage für den so wichtigen Heim-Länderkampf bekanntgegeben. ÖTV-Kapitän Stefan Koubek nominierte Jurij Rodionov nach, der bereits am Donnerstag zusagte.

"Man muss es so akzeptieren wie es ist. Natürlich bin ich nicht glücklich drüber, und ich denke mir, warum gerade jetzt?", sagte Koubek am Donnerstag im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Bresnik habe Koubek am Dienstag eine Nominierung Thiems zugesagt, allerdings unter der Prämisse, dass man die Befunde diverser Untersuchungen noch nicht hat. Am Tag nach dem ÖTV-Aufgebot kam dann die Absage wegen der Arzt-Empfehlung, dass Thiem sich Ruhe gönnen muss.

Thiem-Ersatzmann Jurij Rodionov ist derzeit beim Challenger in Rennes sehr erfolgreich im Einsatz. Erst am Mittwoch hat Rodionov mit Adrian Mannarino (FRA) nicht nur die Nummer 1 des Turniers eliminiert, sondern seinen ersten Sieg über einen Top-50-Mann gefeiert. Rodionov

Nebel

Die Ausgangslage für Österreichs Team, das erstmals seit sechs Jahren wieder in der Weltgruppe spielt, ist freilich um einiges schlechter geworden. "Wenn man rein auf das Ranking schaut, sind wir krasse Außenseiter. Die haben zwei Top-100-Spieler und ich keinen. Dafür habe ich super Doppel-Optionen, egal wer spielt. Auf dem Papier bringt das einen Punkt, wir brauchen aber drei", rechnete Koubek vor. Doch im Davis Cup, besonders auch im Heim- und Auswärts-Modus der Qualifikationsrunde für das neu geschaffene Finalturnier im November, kann viel passieren. Die Chancen seien natürlich geschrumpft, aber: "Wir sind jetzt Außenseiter, spielen trotzdem Zuhause, haben das Publikum hinter uns und haben ein Team, das voll motiviert ist. Es ist nicht aussichtslos."

Was alles möglich ist, daran erinnert Koubek auch gerne, habe man 2018 in Russland gesehen. "Da war die Ausgangssituation viel schlimmer: Auswärts, Hardcourt und gegen drei Top-50-Spieler und wir haben es geschafft", erinnerte Koubek an den Sensationssieg in Moskau, damals ebenfalls ohne Thiem. "Jetzt spielen wir zu Hause auf Sand. Wir haben auch einen Dennis Novak, der im Davis Cup immer eine super Leistung gebracht hat." Koubek ging Freitagmittag davon aus, dass man im ÖTV-Team "ein neues Gesicht im Davis Cup sehen wird – und das ist der Jurij". Rodionov habe einen Top-50-Spieler geschlagen. "Der ist ein Fighter, er ist eine sehr gute Option."

"Option" und "Joker"

Auch Jürgen Melzer, der seine Einzel-Karriere im vergangenen Herbst eigentlich beendet hat, ist für das Doppel eine "echte Option" und für das Einzel "ein Joker". "Er ist für mich immer eine Option. Einen viel größeren Patrioten haben wir noch nie im Davis Cup gehabt. Der hat uns riesig in Russland geholfen. Im Einzel weiß ich, dass er bis zum Umfallen kämpft. In Russland hat er nicht einmal mitgefeiert, weil er so fertig war."

Durchaus möglich ist aber, dass Österreichs Nummer 1 in Salzburg als Daumendrücker und Motivator doch dabei ist. Noch am Montag hatte Thiem – vor Erhalt der Befunde – für Koubek übrigens "super motiviert" geklungen. "Das war halt, bevor er mit seinem Arzt und seinem Team gesprochen hat. Gesundheit geht nun einmal vor", bedauerte Koubek nochmals.

Wenn Thiem aber zur moralischen Unterstützung kommen möchte, sei er herzlich willkommen. "Natürlich, es mag ihn ja jeder. Wenn er Bock hat, kann er auch zum Trainieren kommen. Auch wenn er hinter der Bank sitzt und das Team unterstützt, ist das ein Zeichen", sagte Koubek, der seine Equipe Montagmittag in Salzburg versammelt. (APA, red, 24.1.2019)