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Wladimir Putin empfing Tayyip Erdoğan.

Foto: AP/Alexander Nemenov/Pool

Mit großem Gefolge ist der türkische Präsident Tayyip Erdoğan am Mittwoch in Moskau gelandet. Das Spektrum der zu besprechenden Themen ist breit: Es geht um das bilaterale Verhältnis, die Verbesserung der Wirtschaftskooperation und Rüstungsgeschäfte, aber in erster Linie natürlich um Syrien. Moskau und Ankara sind nach der Versöhnung, die einer längeren Eiszeit nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets folgte, seit gut zwei Jahren offiziell Partner in Syrien. Eine komplizierte Allianz, denn die politischen Ziele der beiden Staaten sind in dem Bürgerkriegsland weit voneinander entfernt.

Der von Erdoğan und Russlands Präsident Wladimir Putin proklamierte Kampf gegen den Terror wirkt nur bedingt als Klammer, denn beide Seiten zählen unterschiedliche Gruppierungen zu den Terroristen. Das Treffen in Moskau diente nun dazu, die Einflusszonen in Syrien abzustecken. Den verkündeten Abzug der USA begrüßten beide Staatschefs in Moskau als positiven Schritt, Erdoğan warnte allerdings zugleich, dass dadurch kein Machtvakuum entstehen dürfe.

Das Kalkül dahinter ist klar: Die Türkei will ihre Präsenz in Nordsyrien verstärken. Russland hat zwar Verständnis für türkische Sicherheitsbedenken, doch die Solidarität hat einen engen Rahmen: Moskau akzeptiert die bisger von Ankara vorgenommen Vorstoße in nordsyrisches Kurdengebiet. Eine türkische Großoffensive in der Region hat der Kreml, der die Kurden als Partner und Bodentruppen im Kampf gegen den IS benutzte, bisher stets abgelehnt. Am Donnerstag betonte Erdoğan, die Türkei habe nicht die Absicht "Syrien zu besetzen".

Das Treffen in Moskau gab keinen Hinweis, dass sich daran etwas ändert. Bei der Pressekonferenz ließ sich Putin keine Versprechen entlocken. Die Verhandlungen über die Pufferzone im Grenzgebiet würden zwischen den Verteidigungsministerien weitergeführt, sagte er nur. Eine Ausdehnung des türkischen Einflussgebiets in Syrien ist auch nicht im Interesse der Russen, da ihr Verbündeter Assad inzwischen wieder weitgehend fest im Sattel sitzt.

Demilitariserte Zone in Idlib

Differenzen bleiben auch um die Region Idlib, die Putin schon vor Monaten für Assad zurückerobern wollte. Im Herbst ließ er sich von Erdoğan von einer Offensive abbringen, doch seither hat sich der Einfluss der Jihadisten in Idlib, um deren Abzug sich Ankara eigentlich kümmern wollte, nur verstärkt. "Bisher gibt es dort leider viele Probleme", mahnte Putin nun. Es sei verabredet worden, die Anstrengungen in Kürze besser zu koordinieren, um eine demilitarisierte Zone in Idlib zu schaffen.

Allerdings dürfe der Waffenstillstand nicht zu Lasten der Terrobekämpfung gehen, fügte Putin hinzu. Gemeinsam soll auch die Schaffung einer Verfassungskommission in Syrien vorangetrieben werden. Allerdings müssen Putin und Erdoğan dabei mit dem Iran, einem weiteren Protagonisten in der Region verhandeln. Ein Dreiergipfel soll bereits in Kürze stattfinden. (André Ballin aus Moskau, 24.1.2019)