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Bei durchschnittlich 500 Perioden (mit fünf Tagen Blutung und 20 Tampons pro Zyklus) benötigen Frauen in ihrem Leben etwa 10.000 Tampons.

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Eine Großbestellung der anderen Art: An einem Tag im Herbst kaufte Birgit Pristauz 90 Slipeinlagen und 60 Tampons. Aber längst nicht alle waren für sie. Pristauz ist Chefin einer Bäckerei in Niederndorf in Tirol. Sie ist der Meinung: Menstruationsprodukte sollten auf Firmentoiletten ein selbstverständliches Inventar sein. "Eigentlich gehören sie dazu wie das Klopapier und die Papierhandtücher", sagt Pristauz. Deshalb stellt sie seit Oktober vergangenen Jahres für ihre 17 Mitarbeiterinnen Binden und Tampons bereit.

Sie ist damit eine Vorreiterin. Die meisten Firmenchefs hätten diese Art der betrieblichen Gesundheitsförderung gar nicht auf dem Radar, sagt Bettina Steinbrugger. Die Mitgründerin und Geschäftsführerin der Erdbeerwoche, eines Start-ups, das nachhaltige Frauenhygieneprodukte vertreibt, ist regelmäßig mit Unternehmen zu dem Thema in Kontakt. "Ein großer Teil der Männer und auch Frauen schämen sich, wenn sie damit konfrontiert sind", sagt Steinbrugger.

"Menstruation ist ein Tabu", sagt auch Peter Frizzi vom Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung. Zahlen, wie viele österreichische Betriebe bereits Binden und Tampons bereitlegen, hat er nicht. Aber auch er ist sich sicher: Viele können es nicht sein. "Das muss schon eine sehr offene Geschäftsführung sein, die so etwas initiiert." Steinbrugger: "Selbst in frauendominierten Betrieben ist für viele erwachsene Frauen allein die Frage nach einem Tampon der Gipfel der Peinlichkeit. Meist passiert das nur hinter vorgehaltener Hand, fast so, als würden sie nach Drogen fragen."

Tampons statt Snacks

In ihrem Leben bluten Frauen etwa 500-mal und benötigen dabei etwa 10.000 Tampons. Das kostet, und zwar aktuell rund 880 Euro, wie DER STANDARD ausgerechnet hat. Slipeinlagen und Binden, die meist zusätzlich verwendet werden, sind in diesem Betrag noch nicht einbezogen, für sie fallen schätzungsweise weitere 350 Euro an. Steinbrugger ist der Meinung, dass Arbeitgeber, die Mitarbeiterinnen diese Kosten ersparen, punkten können. Sie sollten "anstatt 'Nice to have'-Gratisprodukten wie Snacks lieber wirklich notwendige Produkte zur Verfügung stellen".

Frizzi sieht das ähnlich. "Eine solche Maßnahme könnte das Wohlbefinden der Frauen in diesem Betrieb stark steigern." Das wiederum nütze schließlich auch dem Betrieb. Denn wer sich am Arbeitsplatz während seiner Periode nicht aufgehoben fühle, bleibe eher daheim.

Bei ihren Mitarbeiterinnen komme die Maßnahme jedenfalls gut an, berichtet Pristauz. "Sie haben nach drei Monaten zwar noch nicht wahnsinnig viel von den Produkten verwendet, aber sie sagen, dass es praktisch ist zu wissen, dass im Notfall immer etwas da ist."

Eine weitere Motivation, die Menstruationsprodukte auf den Toiletten zu drapieren, waren für die Unternehmerin auch der Umweltschutz und die Vermeidung von Plastik. Sie selbst verwende schon länger nachhaltige Slipeinlagen und Tampons, sagt Pristauz, die in einem Newsletter von speziellen Firmenpackages erfahren hat. Die Tampons sind biologisch abbaubar und in Papier eingepackt. "Ich sehe das auch als Bewusstseinsbildung für Mitarbeiterinnen." (Lisa Breit, 31.1.2019)