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Tsitsipas (li) verabschiedet Federer aus Melbourne.

Foto: AP/Andy Brownbill

Melbourne – Stefanos Tsitsipas hat am Sonntag für die große Sensation bei den Australian Open gesorgt. Der 20-jährige Grieche bezwang im Achtelfinale des Tennis-Majors den Sieger von 2017 und 2018, Superstar Roger Federer, nach 3:45 Stunden mit 6:7(11), 7:6(3), 7:5, 7:6(5). Für den 37-jährigen Schweizer ist der Traum vom siebenten Rekordtitel in Melbourne zumindest vorerst zu Ende.

Tsitsipas ist der erste Grieche bei Herren und Damen überhaupt, der das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht hat. Er trifft nun am Dienstag auf den Spanier Roberto Bautista Agut, der nach dem Sieg über die Nummer 10, Karen Chatschanow (RUS), sein Momentum mitgenommen und im 25. Major-Versuch erstmals das Viertelfinale erreicht hat.

"Diese Niederlage tut mir sehr weh. Es mag nicht so aussehen, aber so ist es. Ich hätte den zweiten Satz gewinnen müssen, das hat mir das Match gekostet", analysierte Federer. Auch die vielen vergebenen Breakbälle ärgerten den Schweizer.

Federer-Start in Roland Garros

Und trotzdem hatte der Schweizer dann noch eine gute Nachricht für seine Fans, vor allem jene in Frankreich. Der 37-jährige Superstar hat sich im Spätherbst seiner Karriere entschlossen, dieses Jahr wieder bei den French Open anzutreten. Es wird das erste Antreten des 20-fachen Major-Siegers in Roland Garros seit 2015. Zuletzt hatte er die kraftraubenden Ausflüge auf Sand auch zugunsten von Wimbledon immer ausgelassen.

"Ich bin in einer Phase oder ich denke, in der ich mir Freude bereiten will. Das hat mir gefehlt. Ich kann das vielleicht nur noch einmal machen", erklärte Federer. Er wolle diesmal nicht diese "Megapause" machen. "Ich habe nicht das Gefühl, dass das wirklich sehr notwendig ist", sagte Federer, der in Paris nur einmal (2009) den Titel geholt hat.

Der als Nummer 6 gesetzte Kroate Marin Cilic unterlag Roberto Bautista Agut (ESP-22) nach 3:58 Stunden mit 7:6(6), 3:6, 2:6, 6:4, 4:6 und wird im Ranking zurückfallen. In der dritten Runde hatte er noch dank Mithilfe von Fernando Verdasco zwei Matchbälle abgewehrt und in fünf Sätzen gewonnen. Am Sonntag war für den Vorjahresfinalisten bei den Australian Open gegen den nächsten Spanier aber Endstation.

Thiem bleibt in Top Ten

Die Niederlage von Cilic bedeutet auch, dass Dominic Thiem nun sicher auch nach dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in den Top Ten bleiben wird. Der 25-jährige Niederösterreicher hat nach seiner Zweitrunden-Aufgabe im Gegensatz zum Achtelfinale 2018 auch einige Punkte im ATP-Ranking verloren.

Den Durchbruch schaffte ein US-Amerikaner an seinem 21. Geburtstag. Frances Tiafoe besiegte im Achtelfinale den Bulgaren Grigor Dimitrow nach 3:39 Stunden mit 7:5, 7:6(6), 6:7(1), 7:5 und steht im Viertelfinale.

In der Runde der letzten acht wird er aber wohl noch seinen Meister finden, denn gegen einen Rafael Nadal in Topform ist er krasser Außenseiter. Der als Nummer zwei gesetzte Spanier hatte gegen den wieder erstarkten Tschechen Tomas Berdych nur im dritten Satz etwas Mühe, freute sich aber über einen klaren 6:0, 6:1, 7:6(4)-Erfolg. Doch der Weltranglisten-Zweite ist vor Tiafoe, der erstmals in die Top 30 vorstoßen wird, gewarnt. "Er hat alles. Er serviert gut und hat eine sehr schnelle Vorhand. Er ist sehr dynamisch und aggressiv, natürlich ist er gefährlich. Das wird schwer", lobte Nadal seinen nächsten Gegner.

Für die Australier gab es auch einen Grund zum Jubel: Nachdem es im Herrenturnier kein Spieler ins Achtelfinale geschafft hatte, steht mit Ashleigh Barty eine Lokalmatadorin bereits im Viertelfinale. Die 22-Jährige rang die fünffache Major-Siegerin Maria Scharapowa mit 4:6, 6:1, 6:4 nieder und ist die erste Australierin seit einer Dekade im Viertelfinale von Melbourne. Nach 2:22 Stunden verwertete die Nummer 15 des Turniers ihren vierten Matchball. Die Gastgeber warten bereits seit 41 Jahren auf den ersten Titel im Einzel, als Chris O'Neil 1978 triumphiert hatte.

Barty trifft nun als Außenseiterin auf eine bisher sehr starke Petra Kvitova. Die tschechische Nummer 8 ließ einer anderen aufstrebenden US-Amerikanerin in deren erstem Achtelfinale keine Chance: Sie fegte die erst 17-jährige Amanda Anisimova 6:2, 6:1 vom Court. Es war der vierte glatte Sieg der 28-Jährigen en suite.

Collins lässt Kerber nur zwei Games

Für die bisher größte Sensation hat aber Danielle Collins gesorgt: Die 25-jährige US-Amerikanerin fegte die als Nummer 2 gesetzte Deutsche Angelique Kerber in nur 56 Minuten 6:0, 6:2 vom Court. Collins war in fünf Grand Slams davor ohne Einzel-Sieg geblieben. Sie trifft im Viertelfinale auf Anastasija Pawljutschenkowa (RUS), die Sloane Stephens (USA-5) mit 6:7(3), 6:3, 6:3 eliminierte.

Kerber zollte Collins Tribut, an sich selbst ließ sie aber kein gutes Haar. "Das war überhaupt nicht mein Tag. Ich habe nicht das Tennis gespielt, das ich spielen kann. Ich glaube, sie hat eines ihrer besten Matches gespielt. Sie hat jeden Ball auf die Linie geschlagen und ich konnte das ganze Match nicht meinen Rhythmus finden", erklärte die Wimbledonsiegerin 2018, die im Vorjahr "down under" erst im Halbfinale gescheitert war. (APA, red, 20.1.2019)