Fußgängersicherheit interessiert die Autokunden eher wenig. Wichtiger ist, dass sie selbst in einem sicheren Auto sitzen.

Foto: Euro-NCAP

Fast jeder und jede, auch wenn sie mit Autos sonst nicht viel am Hut haben, kennen den Begriff Euro-NCAP-Test. Die als Konsumentenschutzorganisation auftretende Vereinigung hat sich mit ihrem Fünfsternesystem bedeutende Verdienste um die Fahrzeugsicherheit erworben und in weiterer Folge auch berücksichtigt, was ein Auto im Falle eines Unfalles mit einem Fußgängerdummy macht.

Dabei verschärfte und veränderte man in immer kürzeren Abständen den Kriterienkatalog, weil ihn die Autoindustrie immer ganz brav abarbeitete und es sonst sehr bald nix mehr zu tun gegeben hätte. Darob wurden die Autos immer steifer konstruiert und immer schwerer.

Nebensache Fußgängersicherheit

Als Autohersteller musste man vor allem der Kundschaft gefallen, das mit der Fußgängersicherheit war letztlich nebensächlich, weil man als Fußgänger sowieso nur geringe Überlebenschancen hat, wenn man mit einem supersteifen Auto kollidiert.

Die Ära dieses analogen Sicherheitsdenkens geht nun zu Ende. Neue Herausforderungen warten auf die Ingenieure, aber sie haben immerhin auch neue digitale Werkzeuge zur Hand. Der künftige Verkehr, jedenfalls in Ballungsräumen, hält mehr Herausforderungen bereit als bloß die Frage, ob der Knöchel des Fahrers schon bei einem 55-km/h-Anprall am Bremspedal gequetscht wird oder erst bei 67: Die umfassenden positiven Maßnahmen für den Radverkehr, die auch den Tretrollerverkehr ankurbeln, und deren Elektrifizierung wirken sich bereits negativ in der Unfallstatistik durch signifikanten Anstieg betroffener Zweiradfahrer aus.

Neue Kriterien

Das heißt: Die Welt braucht jetzt neue Sicherheitskriterien für den Individualverkehr, noch dazu, wo elektronische Sicherheitseinrichtungen in Autos den Anprall von Autos an feste Hindernisse oder deren Zusammenprall ohnehin zurückdrängen.

Der ungewollte Zusammenprall von Körpern muss also völlig neu gedacht werden, nicht mehr nur aus Autolenkersicht, sondern vernetzt über verschiedene Verkehrsteilnehmergruppen hinweg. Dann könnte man auch wieder schlankere leichtere Autos bauen. (Rudolf Skarics, 24.1.2019)