Ein Wiener Schauspielliebling kehrt am 13. und 14. Februar zurück nach Österreich: die in Baden geborene Stefanie Reinsperger.

Nach Engagements an Burg- und Volkstheater wechselte sie 2017 unter Oliver Reese ans Berliner Ensemble, wo sie im selben Jahr als Grusche in Michael Thalheimers Inszenierung von Bertolt Brechts Der kaukasische Kreidekreis große Erfolge feierte.

"Ein umjubelter Paukenschlag", urteilte Der Standard über die Inszenierung, die nun in St. Pölten zu erleben ist.

Während sie bei den Salzburger Festspielen 2017 und 2018 in großer Robe die Buhlschaft gab, schlüpft Reinsperger hier eindrucksvoll in die Rolle der Magd, die sich eines zurückgelassenen Kindes annimmt – und dieses Kind, als das Schicksal sich dreht und das Kleine plötzlich zum Erben eines großen Vermögens wird, wieder hergeben soll.

Philipp Hochmair ist Karl Roßmann, ein Verlorener aus den literarischen Gelassen des Franz Kafka: Der Solist spielt auch alle anderen Rollen in "Amerika", dieser vergeblichen Suche nach dem Glück.
Foto: Rüdiger Schall

Und noch einmal große Schauspielkunst, wenn auch ganz anders: Ex-Burgschauspieler Philipp Hochmair wird in seinem Kafka-Solo Amerika zu Karl Roßmann – und, weil es ja schließlich ein Solo ist, natürlich auch zu allen anderen Figuren. Das Romanfragment ist auch unter dem Titel Der Verschollene bekannt. Protagonist Karl Roßmann ist tatsächlich ein solcher, ein Verlorener und vielleicht auf ewig Heimatloser.

Aus Europa vertrieben, sucht er in Amerika sein Glück und findet doch nur das Unglück in all seinen Facetten – erst das Naturtheater von Oklahoma scheint so etwas wie Hoffnung zu bringen. Bei Philipp Hochmair wird diese Odyssee auch zum Phantasma eines facettenreichen Schauspielers, der am 1. Februar sowie am 2. April zu Gast in St. Pölten ist.

Als Puppenspieler ist Nikolaus Habjan schon lange sehr erfolgreich. 2012 gab er sein Debüt am Wiener Burgtheater, im selben Jahr erhielt er den Nestroypreis für F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig. Mittlerweile hat Habjan sich auch als Opernregisseur einen Namen gemacht, daneben inszeniert er jedoch weiterhin am Theater: Anfang 2018 brachte er am Münchner Cuvilliéstheater Pierre Carlet de Marivaux' Der Streit mit Klappmaulpuppen auf die Bühne, am 4. und 5. April als Gastspiel am Landestheater Niederösterreich zu sehen. Das Fabelstück über die Geschlechter, Liebe und (Un-)Treue ist, wie ein Rezensent in der Süddeutschen Zeitung schreibt, "bei ihm und seinen Puppen bestens aufgehoben".

In St. Pölten wird Habjan neben Ensemblemitgliedern des Münchener Residenztheaters auch selbst als Puppenspieler auf der Bühne stehen.

Rüstige Nachkommen

Für seine eigenwilligen Zugänge zu klassischen Texten ist Regisseur Antú Romero Nunes bekannt, der am Burgtheater zuletzt Shakespeares Macbeth in radikal reduzierter Form präsentierte.

Sehr frei mit seiner Vorlage geht er auch in der Inszenierung von Kleists Michael Kohlhaas am Hamburger Thalia Theater um. Kleists Nachkommen (Thomas Niehaus, Jörg Pohl, Paul Schröder) führen hier als Gebrüder Kohlhaas ein Import-Export-Unternehmen – schließlich hieß es bei Kleist, vom Kohlhaas "haben noch im vergangenen Jahrhundert einige frohe und rüstige Nachkommen gelebt". Alsdann auf ein Neues.

Wieder einmal stellt sich die Frage, was Recht und was Rechthaberei ist, wo Ordnung aufhört und Willkür anfängt. Was heute freilich mindestens genauso aktuell und dringlich ist wie damals. Ein Theaterabend (14. Juni) voller inhaltlicher und formaler Volten – so hat man Kleist sicher noch nicht gesehen. (Andrea Heinz, 19. 1. 2019)