CEO und Diplomat von Whatchado: Jubin Honarfar bringt das Geschäftsmodell in die Skalierbarkeit und nach Amerika.

Credit: whatchado

Jubin Honarfar, Cogründer eines der bekanntesten jungen Unternehmen in Österreich – Whatchado – übersiedelt mit seiner Familie dieser Tage für drei Monate nach Los Angeles. Dort schlägt er nach sieben Jahren ein neues Kapitel für seine Firma auf.

Whatchado ändert einerseits das Geschäftsmodell – von der Plattform mit selbstproduzierten Videos, in denen möglichst viele unterschiedliche Professionals Einblick in ihren Job geben, um Jungen Orientierung in der Berufswelt zu ermöglichen, hin zur Plattform, zum Host für Bewegtbilder aus der Berufswelt – ohne Paywall, wie er versichert. Zumindest auf absehbare Zeit. Andererseits wird geografisch expandiert. Länderstützpunkte in Spanien, Frankreich und Italien gab es kurzzeitig, jetzt geht die ganze Kraft nach Amerika.

Die Vorarbeiten in den USA seien geleistet, der Kontakt unter anderen mit Arnold Schwarzeneggers After-School-All-Stars scheint gut angelaufen zu sein. Der Zeitpunkt ist logisch, vielleicht sogar nötig in puncto Shift: Das Gesicht von Whatchado, Ali Mahlodji, hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und ist nun nur noch in Gesellschafterposition. Er arbeitet nun mit dem Zukunftsinstitut (Matthias Horx) und mit Gerald Hüthers Akademie für Potenzialentfaltung. Das Unternehmen selbst mit 35 Mitarbeitern und rund 7000 Berufsvideos wird das Geschäftsjahr bei rund 2,5 Millionen Euro Umsatz mit einem ausgeglichenen und wahrscheinlich positiven Betriebsergebnis abschließen. Aktuell hat Whatchado 3000 bezahlte Unternehmensprofile auf der Seite, die Firmen für ihr sogenanntes Employer Branding kaufen.

Prominente Investoren

Finanzinvestoren, die man an Bord holte, sind nach wie vor Hansi Hansmann, Claus Raidl, Brigitte Ederer, die Familie Püspök, Hilde Umdasch und Nicole Ehrlich Adam (Evva).

Die Vereinigten Staaten sind für den 1982 in Wien geborenen Jubin Honarfar kein wirkliches Neuland. Er hat zwar nicht so wie sein Cogründer Mahlodji 40 Jobs gemacht, ist aber durchaus herumgekommen: drei Jahre Medizinstudium, ein bisschen BWL, Jugendarbeit, dann angestellt bei Homeland Security via einer NGO als Case Worker für Immigranten aus dem Iran. "Ich war auch orientierungslos in puncto Jobleben", sagt der Vater einer zweijährigen Tochter. Viel gelernt habe er überall – auch beim Bundesheer. Klar war für ihn während aller Stationen, vor allem auf der Universität: "Ich wollte immer auch arbeiten daneben."

Mit Mahlodji ist er quasi schon ewig befreundet. Beide kommen aus iranischstämmigen Familien. Beide kannten als Familiensprache nur Persisch. Allerdings ist Jubin Honarfar nicht wie Mahlodji im Flüchtlingslager in Traiskirchen aufgewachsen, sondern bereits in Wien geboren. Der Großvater war Botschafter in Wien. So erklärt sich auch die Signatur "CEO und Diplomat". Er wollte eigentlich auch Diplomat werden, habe Diplomatie aber nun eben als "Charaktereigenschaft" im Einsatz, sagt Honarfar, denn verschiedene Parteien zusammenzubringen sei ein wesentlicher Teil seiner Arbeit.

Der Founders' Clash

Im Organismus Whatchado ist das nicht ganz gelungen. Kurz gesagt, hätten drei Egos in der Führung letztlich das Unternehmen gelähmt. "Wir haben das ziemlich schnell erkannt, aber weitergemacht. Ja, wir haben auch sehr viel falsch gemacht", sagt Honarfar. Es kam zu einem Founders' Clash. Und, wie das in der Jungunternehmerszene oft üblich ist, gingen Mahlodji und Honarfar auch damit auf Podien und in die Medien.

Mittlerweile sei durch die neue Aufgabenverteilung nicht nur Ruhe, sondern eben Expansionskraft eingekehrt. Aber: "Eine Mediation hätte uns sicherlich gutgetan." Fast ein Jahr lang war zwischen den Cogründern aber damals gar kein Gespräch mehr möglich.

Honarfar hat als CEO eines reifen Start-ups fast alles durch. Dass die Skalierung von Whatchado als Plattform gelingt, daran lässt er keinen Zweifel. Dass er Unternehmer ist und kein Gründer, der allein auf den Exit und das Cash hinarbeitet, hat er in den vergangenen Jahren bewiesen. Viel Selbstbewusstsein hat er für die kommenden Jahre jedenfalls im Gepäck mit dabei: "Überall, wo es einen Arbeitsmarkt gibt, ist Whatchado relevant."

Für die USA passt jedenfalls der Name perfekt – Whatchado ist die floppig gesprochene Version der Frage "What do you do?". (Karin Bauer, 21.1.2019)