1885 in Wien gedruckt, 2019 in Schottland präsentiert: Das vielleicht älteste Periodensystem-Poster.

Foto: University of St Andrews/PA

Eine unscheinbare Papierrolle, die an der schottischen Universität Saint Andrews entdeckt wurde, entpuppte sich als offenbar ältestes erhaltenes Poster des Periodensystems: Das in Wien hergestellte Lehrbild mit dem deutschen Titel "Periodische Gesetzmässigkeit der Elemente nach Mendelejeff" stammt aus dem Jahr 1885 und ist damit 16 Jahre nach der Veröffentlichung des Periodensystems durch den russischen Chemiker Dmitri Mendelejew entstanden.

Wie die Universität St. Andrews in einer Presseaussendung mitteilte, stamme das Werk vom "Verlag v. Lenoir & Forster" in Wien. George Lenoir war ein deutscher Wissenschafter und Unternehmer, der sich um 1850 in Wien niederließ und einen Verlag gründete, in den 1875 der Chemiker Karl Forster einstieg. 1888 zog sich Lenoir aus dem Unternehmen zurück.

Germanium noch unbekannt

Entdeckt worden war der Druck bereits 2014 bei der Entrümpelung des Chemie-Departments der Universität St. Andrews, der ältesten Universität Schottlands. Anlässlich des Jubiläumsjahres – das Periodensystem feiert in 2019 seinen 150. Geburtstag – holten die schottischen Chemiker den Rat internationaler Kollegen ein, um das Alter der Tafel zu eruieren und nach weiteren Exemplaren zu suchen. Der Universität zufolge konnten keine älteren oder ähnlich alten Exemplare gefunden werden.

Nach Ansicht von Eric Scerri, einem Experten für die Geschichte des Periodensystems an der Universität Kalifornien, Los Angeles, dürfte das Exemplar zwischen 1879 und 1886 erzeugt worden sein. So sind etwa sowohl Gallium als auch Scandium abgebildet – diese Elemente wurden 1875 bzw. 1879 entdeckt. Germanium, das 1886 gefunden wurde, fehlt hingegen.

Drei Mark

In den Finanzbüchern der Universität konnte schließlich der Kauf des Posters nachvollzogen und der Herstellungszeitpunkt eindeutig bestimmt werden: 1888 erwarb der schottische Chemiker Thomas Purdie eine "1885 gedrucktes Schaubild" für drei deutsche Goldmark. Insgesamt sind darauf 71 Elemente angeführt – das heutige Periodensystem ist auf 118 angewachsen.

Es sei bemerkenswert, dass dies die einzige erhaltene Lehrtafel aus dieser Zeit sei, sagte David O’Hagan, der ehemalige Leiter des Chemie-Departments der Universität St. Andrews. Aber wer weiß, ob sich in Wien nicht vielleicht doch noch ein vergleichbares Druckwerk findet – das Jubiläumsjahr 2019 bietet jedenfalls einen guten Anlass zur Suche. (dare, 18.1.2019)