Bild nicht mehr verfügbar.

Die Demokratin Kirsten Gillibrand spricht vor ihren Anhängern in New York nach den Midterms.

Foto: Reuters/Caitlin Ochs

Lächelnd ergriff sie die Hand von Stephen Colbert und sah der TV-Legende ganz tief in die Augen. "Ja", sagte dann Kirsten Gillibrand schließlich – und lachte. Es war natürlich kein Heiratsantrag an die verheiratete Mutter zweier Kinder. Nein: Die New Yorker Senatorin kündigte an, Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden zu wollen.

Die 52-jährige Juristin, die am Dartmouth College und an der University of California studiert hatte, wählte den Zeitpunkt ihrer Kandidatur mit Bedacht: Es war der 90. Geburtstag des Bürgerrechtlers Martin Luther King. Dessen Zitat vom Licht, das die Dunkelheit vertreibt, solle Programm sein: Die USA müssten wieder zum Leuchtturm werden.

An Selbstbewusstsein mangelt es der Nachfolgerin Hillary Clintons im US-Senat nicht: "Ich weiß, dass ich die nötige Leidenschaft, den Mut und auch die furchtlose Zielstrebigkeit besitze, um all das zu schaffen."

Furchtlosigkeit – jedenfalls der öffentlichen Meinung gegenüber – hatte Gillibrand schon in den 1990er-Jahren bewiesen. Da gehörte sie zum Anwaltsteam des Tabakriesen Philip Morris. Über ihren Arbeitgeber, die New Yorker Kanzlei Davis Polk & Wardwell, kam sie auch in Kontakt mit dem Women's Leadership Forum – und damit mit First Lady Hillary Clinton. In der Folge engagierte sie sich politisch und war 2000 auch im Wahlkampfteam für die Demokratin Clinton als Senatorin für New York. Wenige Jahre später wurde die Urenkelin österreichischer und irischer Einwanderer selbst Abgeordnete und später Senatorin. Washington assoziiert Gillibrand mit "Gier und Korruption" – ein kaum verhüllter Angriff auf Präsident Donald Trump.

Blue-Dog-Flügel der Demokraten

Ursprünglich im eher konservativen Blue-Dog-Flügel der Demokraten engagiert, verorten Beobachter Gillibrand mittlerweile im liberal-progressiven Spektrum. Sie tritt für eine allgemeine Gesundheitsversorgung und für faire Bildungschancen ein. Auch Klimaschutz fehlt nicht in Gillibrands Agenda.

Wohlgelitten ist sie in ihrer Partei aber nicht von allen: Auch mehr als ein Jahr nach dem Rücktritt von Senator Al Franken im Zuge der #MeToo-Skandale werfen ihr etliche Parteifreunde vor, mit ihrer Rücktrittsforderung an Franken – aber auch an Trump – der Partei geschadet zu haben.

Was sie als Präsidentin erreichen wolle, fragte Talkmaster Colbert. Die schnelle Antwort: "Das wiederherstellen, was in den USA verlorengegangen ist: Integrität." (Gianluca Wallisch, 16.1.2019)