Diese Zeilen gehen mir schwer über die Finger. Denn gegen ein "Ich bedanke mich herzlich bei Bundeskanzler Sebastian Kurz" sträubt sich ziemlich alles in mir.

Andererseits: Hätte Kurz letzte Woche nicht seinen Wiener-sind-faule-Langschläfer-Sager abgesetzt, wäre ich nie auf die Idee gekommen, auf Facebook die Frage "Earlybird- oder Latenight-Läufer?" hinauszuschicken.

Weil der Kanzler aber den Kampf um/gegen Wien mit der Früh-Faul-Wuchtel eröffnet hat, taucht auch in meiner Welt die Frage nach dem Morgen- oder Abendsport auf. Und ungeachtet der sich aus den Antworten zwingend ergebenden Folgefrage, ob Menschen, die in der Früh, statt werktätig laufend zu schwitzen, nun des Kanzlers Mutmaßung über die Faulheit der Langschläfer veri- oder falsi-…. Lassen wir das. Es führt zu nix.

(Im Bild: Teilnehmer des "Frühlauftreffs Roll over Schönbrunn" vergangenen November beim Themenlauf "Pyjamaparty".)

Foto: Jean Marie Welbes

Stattdessen möchte ich, bevor ich einen Auszug aus den rund 200 Antworten wiedergebe, einen Einwurf von außen einbringen: Der Biologe, Buchautor und "Falter"-Kolumnist Peter Iwaniewicz zauste die "Lerche oder Nachtigall"-Frage per fachlich-fundiertem Zwischenruf: "Beides sind keine Laufvögel. Du solltest eher zwischen Strauß (läuft tagsüber) und Kiwis (laufen kilometerweit, aber nur nachts) unterscheiden."

Wieder was gelernt, danke. Aber auch alle anderen Antworten erweiterten den Horizont: Kaum eine bezog sich ausschließlich auf die Lauftageszeit – und zwischen den Zeilen kam sehr viel Persönliches rüber. Laufen ist viel und für jeden etwas anderes. Dafür: "Danke, Herr Bundeskanzler."

Trotzdem: Der wahre Dank gebührt jenen, die mehr als eine platt-polarisierende Wuchtel ablaichten. Und die ab jetzt (unter den Namen, unter denen sie posteten/schickten) hier das Wort haben. Danke – und sorry, dass ich unmöglich alle vorkommen lassen kann.

(Im Bild: Jochen Gold beim Morgenlauf mit seiner Mona, einer Therapiebegleithündin beim Samariterbund Favoriten)

Foto: Jochen Gold

Melanie Micek (im Bild): "Lerche, definitiv vom Kopf her. Obwohl mein Körper erst ab acht Uhr gut funktioniert, laufe ich meist ab 5 Uhr. Berufsbedingt. Zum Laufen bin ich von Kindesbeinen an durch meinen Papa gekommen. Ich war einfach jedes Wochenende mit. Ich war bis 20 auch erfolgreich, habe diverse Läufe gewonnen. Dann war ich 'sauer' gelaufen und bin Jahre nicht gelaufen. Mittlerweile laufe ich für mich, gerne Spartan Race, Buchberg Challenge, Wildsau, Xcross. Durch eine Verletzung vor zwei Jahren, die das Laufen unmöglich gemacht hat, bin ich zum Rennrad gekommen. Ziel 2019: Glockner Classic in 2 Stunden 30."

Gabi Prokes: "Gelaufen wird, wenn Zeit ist. Unter der Woche am Abend, am Wochenende in der Früh. Der Anfang war klassisch: zum Rauchen aufgehört und mit dem Laufen begonnen. Nach dem ersten Halbmarathon gab's eine Rücken-OP. Eineinhalb Jahre Laufpause, 15 Kilo mehr. Also wieder von vorn. Schnell bin ich nicht, aber die Distanzen steigen. Im April soll mein erster Marathon sein."

Tina Goebel: "In der Früh funktioniere ich nicht. Ich kann nicht mal essen. Frühstücken geht nicht. Nur Kaffee geht. Sport fällt da schwer. Das ist natürlich blöd, weil es in der Früh im Sommer angenehm wäre. Ich trotte spätnachmittags mit Fabio, dem Hundzi, um den Wienerberg-Teich. Im Sommer hat das den Vorteil, dass dich die Gössen jagen: Motivation, vom Trab in den Sprint zu wechseln. Ich bin nicht unbedingt in Bastis Frühaufsteher-Team. Aber ich arbeite oft bis spät und viele Wochenenden und Feiertage."

Foto: Melanie Micek

Sandrina Illes, Duathlon-Weltmeisterin: "Auf die Gefahr hin, dass mich 'Normal-Berufstätige', die den Dienstplan nicht nach dem Trainingsplan gestalten können, hassen: Ich laufe am liebsten nach dem Frühstück so gegen 9 Uhr und dann auch eine zweite Einheit am Nachmittag zwischen 15 und 18 Uhr. Interessant finde ich, dass man die Leistungsfähigkeit zu unterschiedlichen Uhrzeiten trainieren kann. Bin ich am Nachmittag immer locker unterwegs, fallen mir schnelle Einheiten dann besonders schwer. Nach zwei flotteren Trainings zu ungewohnter Uhrzeit ist das kein Problem mehr."

Oliver Lakinger-Njary: "Am liebsten laufe ich direkt in der Früh, dann kann nix mehr dazwischenkommen – das klappt aber nicht immer. Ich stamme aus einer unsportlichen Familie, habe mit 17 mit dem Laufen begonnen. Den ersten Marathon habe ich mir mit 18 eingebildet und beendet – die längste gelaufene Strecke davor waren 17 Kilometer. Seither laufe ich ernsthafter und flotter."

Astrid Stella (im Bild): "Ich bin total gern in der Früh unterwegs, weil ich dann den ganzen Tag ein gutes Gefühl habe. Ich steh auf, zieh mich an, und innerhalb von 15 Minuten 'ab Bett' lauf ich nüchtern los. Gern auch von daheim in die Arbeit. Ich laufe seit 2005. Damals hat mich ein Arbeitskollege überredet, bei einem 5-Kilometer-Lauf mitzumachen. Das Leiberl hab ich noch. Ich war vorher dreimal laufen, nur um zu wissen, dass ich 5 Kilometer rennen kann. Bei dem Lauf wurde ich Fünfte. Mich hatte das Wettkampffieber gepackt, das mich zwei Monate später meinen ersten Halbmarathon gewinnen ließ. Bin dann über Marathon zu bergauf – Bergmarathon – gewechselt und letztendlich da, wo der Marathon das ist, was nach 3,8 Kilometern Schwimmen und 180 Kilometern Rad stattfindet."

Tanja Vötsch: "Ich laufe am liebsten in der Früh auf nüchternen Magen. Da ist es noch stressfrei und ruhig. Im Sommer am liebsten vor Sonnenaufgang. Ich habe angefangen, weil ich einfach meine Grenzen kennenlernen wollte. In der Zwischenzeit ist sogar Marathon drin."

Foto: Privat

Joycee Moewius: "Nachtigall, absolut. Einmal arbeitsbedingt. Aber vor allem, weil Laufen immer auch ein bisschen Anti-Aggro-Training ist beziehungsweise ich gut Stress abbauen kann. Stress hab ich eher nach, nicht vor der Arbeit. Einfach ein toller Tagesabschluss. Abends sind die Leute entspannter. Und: Nachts laufen mit der Stirnlampe durch die Natur, wenn es ganz still ist: Unbezahlbar!"

Carola M. Bendl-Tschiedel: "Tendenziell Nachtigall. In der Früh hab ich oft nicht die nötige Ruhe und brauche länger, um in die Gänge zu kommen. Ich laufe seit knapp 15 Jahren. Zum Laufen bin ich gekommen, weil das neben der Arbeit die wenigste Zeit braucht."

Willis Haiderer Pils: "Ich habe 1997 wegen Gewichtsproblemen begonnen, war bei allen 21 Wachau-Marathons und bin 13 Marathons gelaufen. 2015 habe ich mit Triathlon begonnen und mich 2019 für die WM im Sprinttriathlon in Lausanne qualifiziert. Ich bin Abendläuferin. Triathlon kam, weil ich vom Trainer den Rat bekommen habe, nicht nur einseitig zu trainieren. Ich brauche keine Medikamente gegen Wechselbeschwerden, kann wunderbar schlafen, und das Triathlontraining ist ein toller Ausgleich zu meinem Job als Immobilienverwalterin."

Stella Julia Hatzl & Sandra Vlasich: "Hi Tom, den Kommentaren zufolge dürftest du noch recht wenige LäuferInnen aus dem 'Team Nachtigall' haben. Daher ein Foto von uns – und Leo – in Action zu unserer üblichen Zeit. Zum Thema Lauf-Uhrzeit-Verhältnis ein Auszug aus unseren regelmäßigen Konversationen:

S: Wann starten wir, ist dir acht zu spät?

S: Nein, 8 passt super.

S: Bin mir nicht sicher, ob ich 8 schaff. Wär später auch okay?

S: Klar, später geht immer.

S: Super!

S: Eigentlich is mir später eh auch lieber, dann geht sich alles besser aus …

S: Halb neun?

S: … neun!

"Kurz" gesagt: Wir laufen vor allem. Unter der Woche gern am Abend, weil wir zu den immer mehr werdenden Menschen gehören, die in der Früh einfach nicht aufstehen. ;-)"

Foto: Hackl

Togz Togle (im Bild): Ich werde versuchen, meine Laufgeschichte zu erzählen: Als meine Familie und ich nach Österreich umgezogen sind, war ich inspiriert, wieder zu laufen. Die Umgebung ist sehr schön, und es gibt hier viele Läufer. Ich komme von den Philippinen, und vor Österreich habe ich acht Jahre in Thailand gelebt und gearbeitet. Dort bin ich nur zum Spaß und um gut zu bleiben gelaufen. Hier habe ich angefangen, wirklich zu trainieren. Normalerweise fange ich gegen drei Uhr zu laufen an, aber für Long Runs am Wochenende fange ich um 2 Uhr an. Damit ich schon zu Hause bin, bevor meine Frau und die Kinder aufwachen – und auch schon geduscht und umgezogen. Dafür kann ich dann auch das Frühstück machen, vorbereiten helfen oder habe am Wochenende mehr Zeit mit meiner Familie. Ich habe auch probiert, von der Arbeit nach Hause zu laufen – aber das hängt davon ab, wie lange ich arbeiten muss. Deshalb habe ich vor vier Jahren begonnen, in der Früh zu laufen."

Frank Ortler: "Ich hab nach einer Krankheit im Herbst 2006 zu laufen begonnen. Nach den ersten geschafften drei Kilometern hab ich mich für einen Marathon angemeldet. So musste ich weiterlaufen. Bisher bin ich 23 Marathons und ein paar Ultras gelaufen. Bin zwar nicht der Schnellste, aber ich komme immer mit einem Lächeln ins Ziel. Ich laufe abends nach der Arbeit, am Sonntag um acht Uhr (zwischen 20 und 35 Kilometer), egal ob Regen, Sturm oder Hagel."

Sabine Stögmüller: "Ich habe vor 3,5 Jahren begonnen, als ich mit meiner Tochter zur Stammzelltransplantation in Wien war. Ich laufe täglich, bis auf wenige Ausnahmen, um 5 Uhr morgens. Wochentags zwischen 6 und 11 Kilometer. 2018 bin ich 2.640 Kilometer gelaufen – und jetzt erst das erste Mal bei einem Lauf mitgelaufen: dem Silvesterlauf 2018."

Foto: Jean Marie Welbes

Lena Katharina (im Bild): "Klares Bekenntnis zum Earlybird! Es gibt nichts Besseres, als die Sonne beim Laufen aufgehen zu sehen und nach einem Morgenlauf in die Arbeit zu gehen mit dem Wissen, dass man bereits was gemacht hat!"

Julius Buen Clima: "Definitiv Morgenmensch. Beginne mit dem Lauf zwischen 5 und 7 Uhr. Ich kann mich ich der Früh besser motivieren und bin erheblich besser gelaunt! Nach der Arbeit kostet sehr oft sehr viel Motivationsenergie. ;) Mit Sport habe ich nach dem Bundesheer begonnen. Ich war übergewichtig (> 90 kg) und dachte mir, was unter Zwang geht, muss doch auch freiwillig möglich sein."

Ann Kathrin Purwins: "Moin, ich bin Ann Kathrin und 37 Jahre alt. Ich laufe seit circa drei Jahren. Mittlerweile klingelt jeden Tag um vier Uhr morgens der Wecker zum Laufen, und es macht tatsächlich Spaß."

Jochen Gold: "Wer einmal der aufgehenden Sonne entgegengelaufen ist und dabei die Ruhe des Morgens genossen hat, wird das immer wieder machen wollen. Wenn man dazu noch den ganz besonderen Flair der langsam erwachenden Großstadt Wien nimmt, hat man das perfekte Set-up für einen Earlybird-Run. Als Bonus gibt's noch das gute Gefühl, einen weiteren Punkt am Trainingsplan erledigt zu haben, wenn man dann auf dem Weg ins Büro ist. #EarlybirdForever"

Foto: Martin Granadia

Martin Zauder: "Nach einem Kreuzbandriss & Meniskusriss mit 17 Jahren habe ich 16 Jahre Churchills Motto "no sports" gehegt und gepflegt, mit 33 dann 122 kg Kampfgewicht (bei 193 cm Größe) erreicht. Abruptes Aus einer Langzeitbeziehung und mit Tinnitus und Burnout im Krankenhaus gelandet. Dort hat ein Arzt mir gesagt, dass 5 vor 12 sei und ich mir Laufschuhe kaufen soll. Gesagt, getan, wöchentlich mindestens zwei- bis dreimal laufen gegangen, 30 kg abgenommen. Distanzen gesteigert, bis vor 4 Jahren erneuter Meniskus- und Kreuzbandriss mich wieder gestoppt haben. Mittlerweile gehe ich schmerzfrei zwei- bis dreimal pro Woche, auf Anraten meines Orthopäden nie mehr als 5 bis 10 km, laufen. Unter der Woche abends, gleich nach dem Nachhausekommen. Im letzten Jahr habe ich begonnen, mindestens einmal die Woche vom Büro nach Hause zu joggen. Am Wochenende liebe ich es, direkt nach dem Aufstehen mich in die Laufsachen zu schmeißen und rauszugehen, egal bei welchem Wetter. Am meisten fürchte ich mich vor dem Tag, an dem mir mein Orthopäde das Laufen verbietet."

Michael Geisler: "Ich bin Trail-Läufer und laufe 50 km + im Rennen. 2018 wurde ich 3. Beim '100 Miles of Istria' (68-km-Strecke). Im Parallelleben bin ich Projektleiter in einem Telekommunikationsunternehmen. Durch das viele Reisen muss ich mein Training flexibel gestalten. Oft um 5 Uhr raus und 90 min durch die Nacht und dann ins Büro. Am liebsten laufe ich da am Morgen, dann hat man danach keinen Stress, dass man pünktlich um 18 Uhr aus dem Büro rauskommt, um noch ein bis zwei Stunden zu laufen."

Foto: Privat

Beatrice Drach: "Ich bin von Natur aus eine Eule. Auch beim Sport. Aber als Lauftrainerin muss man recht oft früher aus den Federn und rein ins Laufdress und sich nach den Kunden richten. Da kann es passieren, dass eine müde Eule zu Lerchen-Uhrzeiten aufsteht und sich durchquält."

Rich Art Kapri: "Eindeutig NACHTIGALL! Berufsbedingt. 35. Saison im Laufen (seit 1984 gezielt nach Plan). Seit 1988 insgesamt 18 Ironmans. Marathons nicht mehr genau erinnerlich, aber mehr als 30. Höhepunkt: Die Ironman-WM auf Hawaii. Mein Schlüssel ist Abwechslung. Motivation ist die Variation. Schlechtes Wetter? Gibt's ned. Nur falsche Bekleidung."

Julia Almeder (im Bild): "Ich bin immer eher Früh- als Spätläuferin gewesen. Seit ich zwei Kinder habe und das Lauftraining in den Alltag zwischen Familie und Beruf integriere, laufe ich fast ausschließlich in der Früh. Oft verbinde ich das Laufen mit dem Weg von Schule/Kindergarten ins Büro, oder ich trainiere, bevor die Kinder aufstehen (so zwischen 5/5.30 und 6.30 Uhr). Laufen am Nachmittag/Abend fällt mir von der Motivation nach einem langen Bürotag irrsinnig schwer. Da genieße ich lieber Zeit mit der Familie, statt nochmal allein rauszugehen. Außerdem liegt mir nachmittags manchmal das Mittagessen noch im Magen. Wettkämpfe am Nachmittag sind der Horror. Da ist viel zu viel Zeit, um nervös zu werden. Mit dem Laufen hab ich (als unsportliche Jugendliche) Mitte zwanzig begonnen, weil es einfach eine praktische, unkomplizierte und günstige Möglichkeit der Gewichtskontrolle war. Irgendwann hat es Spaß gemacht, und ich bin reingekippt (Marathon ...). Nach ein paar unsportlicheren Jahren (Geburten, Verletzungen, Krankheiten) hab ich vor drei Jahren mit systematischem Lauftraining begonnen und hab mehr Spaß denn je. Das Laufen ist Zeit für mich zum Abschalten, zum Ruhe finden, zum Energie tanken."

Foto: Christine Bichlbauer

Manu Fried: "Ich bin Manuela, 45 Jahre alt und hab schon in der Schule begonnen zu laufen. Dann war Partyzeit ... Aus Langeweile hab ich vor 14 Jahren wieder begonnen. Seitdem laufe ich zwei- bis sechsmal die Woche, wie es sich ausgeht. Unter der Woche (arbeitstechnisch nicht anders möglich) laufe ich um circa 4.30 Uhr circa eine Stunde. Ich habe drei Marathons gemacht und bin heuer für zwei gemeldet. Plus Burgenland extrem 80 km – das ist der Plan. Warum ich laufe? Weil ich es liebe, Zeit für mich zu haben, Zeit, in der niemand etwas von mir möchte: Diese Zeit ist so wertvoll."

Monika Kalbacher (im Bild): "Als extreme Nachteule schaffe ich es vor 3 Uhr kaum ins Bett. Durch meinen Job als Flugbegleiterin verschiebt sich diese Schlafengehenszeit oft noch. Dafür schlafe ich am Vormittag und schaffe es vor zwölf Uhr kaum außer Haus. Mein Training erledige ich am frühen Nachmittag. Tagsüber oft frei zu haben ist ein Privileg, ich kann laufen, wenn alle anderen arbeiten, und ich genieße das. Es fällt mir extrem schwer, für Wettkämpfe früh aufzustehen, und ich kriege leider auch nie genügend Schlaf davor. Obwohl ich eine Nachteule bin, laufe ich nicht gerne im Dunkeln."

Michael Kozeluha: "Ich bin schon zu jeder Tageszeit gelaufen, aber in der Früh beziehungsweise nach dem Aufstehen (wenn genügend Schlaf möglich war) läuft es sich meist besser, da ich noch nichts beziehungsweise nur eine Kleinigkeit gegessen habe. Bei dem einen oder anderen Abendlauf merke ich, dass die Nahrungsaufnahme untertags nicht optimal oder zu spät erfolgte und der Lauf dementsprechend mühsam war."

Foto: Monika Kalbacher

Barbara Hinterberger (im Bild): "Ich bin absolute Morgenläuferin, ich hasse das Gefühl des Unerledigten, wenn ich mir ausnahmsweise mal etwas für den Nachmittag oder Abend ausmache. Außerdem laufe ich immer mit vierbeiniger Begleitung, da versuche ich Menschenmassen und hohe Temperaturen zu vermeiden. Ich bin Sportwissenschafterin und Zughundesportlerin, ich laufe hauptsächlich, um für das Laufen mit meinen Hunden fit zu sein, das Teamwork beim Canicross macht Spaß und gibt mir die Motivation, auch wenn ich mal einen Durchhänger habe."

Karin Stiedl: "Lerche oder Nachtigall? Lerche! Ich fühle mich frühmorgens am besten. Mit dem Laufen habe ich 2010 begonnen. 2012 kam dann die Diagnose Schilddrüsenkrebs, Metastasen in den Lymphknoten. Kurz gesagt: Das war meine Motivation! Gib dem Körper eine Aufgabe, meinetwegen auch Schmerzen – aber gib ihm keine Chance, über Krankheiten nachzudenken. 2013 erster HM, mittlerweile 20 HMs, seit 2016 auch Trailläufe und letztes Jahr die Liebe zu Sechsstundenläufen entdeckt. Heuer sind es sieben Jahre – und der jährliche Check sagt: Alles in Ordnung."

Foto: Hinterberger

Stefan Pointner: "Ich laufe vier- bis sechsmal die Woche, immer in der Früh. Manchmal mit meinem Laufpartner, der auch frühstücklos schon ab 5.45 Uhr fit ist. Unser Klassiker: Jubiläumswarte. Sub-5er-Schnitt, 15k. Dann sind wir um sieben beim Familienfrühstück und um acht in der Arbeit. Im Winter sehen wir die Sonne nie beim Laufen, aber übers Jahr feine Sonnenaufgänge. #yousleepwerun"

Bir Git: "Ich laufe seit zwölf Jahren, hab angefangen, um wieder fit zu werden. Dann wurde es zur Leidenschaft. Ich bin Trainerin beim österreichischen Frauenlauf, und nach einer nicht einfachen Diagnose hat mir das Laufen Halt und Struktur gegeben. Bis hin zum Marathon laufe ich alles, am liebsten in der Früh, als guten Start in den Tag. Im Sommer ist es ein Traum, laufend den Sonnenaufgang zu erleben."

Kati Nemet: "Lerche beim Laufen! Ich lauf am liebsten schon vor der Arbeit, das heißt Wecker geht um 5.00/5.15 Uhr. Das gute Gefühl, wenn man ins Büro kommt und weiß, dass man schon den Sportteil des Tages erledigt hat, ist unbezahlbar. Im Winter ist der ISH (der Schweinehund; Anm. TR) stark, aber im Sommer ist's schön kühl. Begonnen habe ich als Ausgleich zum Sitzen in der Arbeit vor zehn Jahren – und im Dezember 2018 habe ich meinen 4. Marathon gefinisht, in Valencia. Macht süchtig. Und: Ich laufe, weil ich wirklich gerne esse!

Foto: Michael Kerschenbauer

Ursula Tichy (im Bild): Ich kann nur in der Früh gut laufen. Meistens zur gleichen Zeit: 6.40 Uhr. Meistens zu dritt. Dienstag ist Laufzeit. Vor dem Frühstück. Da ist die Welt noch in Ordnung. Essen könnte ich nichts. Da bekomme ich Seitenstechen. In der Früh ist alles so frisch. Das liebe ich. Und das Gefühl danach. Duschen. Frühstücken. Arbeit. Herrlich. Entstanden ist dieser Rhythmus, weil ich eine freie Zeit zum Laufen gesucht habe, wo ich keinen Babysitter brauche: Das war eben in der Früh. Am Wochenende laufe ich auch morgens. Eine Stunde nach dem Frühstück. Ich laufe zurzeit weniger, wegen einer Knieverletzung. Aber hoffentlich bald wieder wie früher. Und weil das Kind schon groß ist, bald mit meinem Mann.

Roland Müller: "Als habitueller Langschläfer hasse ich Lauftrainings im Morgengrauen. Ebenso wenig kann ich dem Laufen auf nüchternen Magen etwas abgewinnen. Folglich laufe ich am liebsten ausgeruht nach dem Frühstück so ab zehn Uhr vormittags. Da dies nolens, volens nur am Wochenende möglich ist, laufe ich zumeist abends. Müde, mit viel zu viel dem Laufen nicht zuträglicher Nahrung im Magen und die Hälfte des Jahres in der Dunkelheit. Laufen trainiere ich eigentlich nur, da ich einmal im Leben eine IM-Langdistanz finishen möchte. Und weil so ein Triathlon neben Schwimmen und Radfahren eben auch aus Laufen besteht, laufe ich."

Stefan Mildschuh: "Begonnen hab ich Anfang 2013 – weil es Zeit war, dem körperlichen 'Verfall' entgegenzutreten. 2014 war der erste Marathon – und seit damals hab ich nicht mehr aufhören wollen. Für die wirklich langen Läufe kann es kaum früh genug sein. Vor allem im Frühling oder Herbst ist die Möglichkeit, die Natur oder auch das Stadtleben (abhängig davon, wo ich hinlaufe) beim Erwachen erleben zu können, ein Erlebnis, und immer wieder entdeckt man Neues.

Foto: Privat

Bab Si: "Ich bin Morgenläuferin. Am liebsten renne ich zehn Kilometer in Schönbrunn, wenn die Tore gerade aufgegangen sind und bis auf die Gärtner fast niemand da ist. Am allerschönsten ist es, wenn man noch Spuren durch den Neuschnee ziehen kann. Dann geht es ins Büro, und die Kollegen beschweren sich über meine gute Laune. 'Wir gehen laufen!' war die Ausrede, um mich mit der großen Schwester abends aus dem Haus zu stehlen. Laufen waren wir nicht, wir sind heimlich hinterm elterlichen Bauernhof rauchen gewesen. Bis wir uns dachten, wir sollten es doch mal probieren ... seitdem 4 mal die Woche laufen und ab und zu ein Wettbewerb mit Freunden aus Spaß (zuletzt der empfehlenswerte Wienrundumadumlauf im Viererstaffelmodus)."

Jean-Marie Welbes: "Wieso ich um 6.30 Uhr laufen gehe? 1) Der Schönbrunner Schlosspark öffnet erst um 6.30 Uhr – sonst würde ich früher anfangen. 2) Die Arbeit. Nach einem 8- bis 12-Stunden-Tag habe ich keine Motivation mehr, mich noch körperlich zu betätigen. 3) Die Arbeit. Wenn ich vor der Arbeit laufen gehe, habe ich Energie für den ganzen Tag. Ich bin hellwach und motiviert. 4) Psychologisch ist es für mich angenehmer, wenn ich in den Tag hineinlaufe. Abends läuft man in die Nacht hinein, für mich nicht so positiv. 5) Bin ich derzeit ein Morgenmensch. Das war nicht immer so. Daher weiß ich, dass jeder Nachtmensch zum Morgenmensch werden kann. Das ist nicht angeboren. 6) Wenn ich in der Früh laufe, während meine Frau noch schläft, stört es unseren gemeinsamen Tagesablauf nicht. Sie bekommt wochentags nicht mit, dass ich laufen gehe. 7) Der Freundeskreis. Was anderen der Stammtisch am Abend ist, ist bei mir der morgendliche Lauf in Schönbrunn. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich niemanden treffe. 8.) Der "Frühlauftreff rollover Schönbrunn". Wenn man sich mit Freunden einen fixen Treffpunkt ausmacht, wie etwa beim Frühlauftreff "rollover" jeden Donnerstag um 6.30 Uhr, weiß man, dass da Leute auf einen warten. Das ist Motivation, auch mal gegen den inneren Schweinehund anzukämpfen. Eine Dame, die auch Trainerin ist, hat sich mal entschuldigt mit der Begründung 'keine Lust'. Das war ehrlich. Schließlich sind wir keine Maschinen. Und schon gar nicht in der Früh." (Thomas Rottenberg, 16.1.2019)


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