Die prominenteste Kundin von Aquazzura-Designer Edgardo Osorio ist derzeit Meghan Markle.

Aquazurra

Er ist auf High Heels spezialisiert ...

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... hat aber auch Kitten Heels und leichte Sneaker im Programm.

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Edgardo Osorio, nach hinten gekämmte Haare, schmales Sakko, sitzt im Sky-Restaurant des Wiener Kaufhauses Steffl. Der italienische Schuhdesigner, Typ smarter Yuppie, hat vor acht Jahren das Schuhlabel Aquazzura, spezialisiert auf hohe Absätze, gegründet. Etwas später an diesem Abend wird er im Steffl seine Schuhe vorstellen. Ein Gespräch über High Heels, Meghan Markle und Ugly Sneakers.

STANDARD: Warum sollten Frauen High Heels tragen?

Osorio: Erst einmal sollte man wissen, dass High Heels für Männer erfunden wurden, um sich auf ihnen stark und mächtig zu fühlen. Heute sind viele meiner Kundinnen, die hohe Absätze tragen, Rechtsanwältinnen oder arbeiten im Finanzwesen. Denn wenn man High Heels richtig trägt, dann verändert sich die Haltung, man steht mit durchgedrücktem Rücken da: Hohe Absätze können einen in einem Meeting in einem Raum voller Männer groß und stark machen.

STANDARD: High Heels können aber auch anstrengend sein!

Osorio: Ich würde einer Frau niemals dazu raten, jeden Tag High Heels zu tragen. Frauen sind Multitasker und in Bewegung, die wenigsten laufen den ganzen Tag in High Heels herum. Aber abends zum Dinner ist es doch schön, wenn man hohe Schuhe zum Wechseln dabei hat. Das Tolle an Schuhen ist ja, dass man mit ihrer Hilfe mit seiner Identität spielen kann, von Rock 'n' Roll zu was auch immer wechseln kann.

STANDARD: Ihre bekannteste Kundin ist Meghan Markle, die muss bekanntlich Kleidervorschriften befolgen …

Osorio: Wir kennen uns schon lange, sie ist ein tolles Aushängeschild und eine der ikonischsten Frauen derzeit, die Leute bewundern sie für ihren Stil.

Als Prinz Harry und Meghan Markle 2017 gemeinsam vor die Kameras traten, um ihre Hochzeit zu verkünden, trug Markle High Heels des italienischen Schuhdesigners Edgardo Osorio.
Foto: APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS

STANDARD: Markle gilt auch als Influencerin. Wenn sie einen Schuh von Ihnen trägt, ist der dann gleich ausverkauft?

Osorio: Darüber kann ich nicht reden. (Falsche Frage, der bislang gesprächige Designer wirkt kurz angebunden.)

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Man sieht ihn kaum, den Schuh, den Markle zur Hochzeitsparty am Abend trug: Auch er ist von Aquazzura.
Foto: Steve Parsons/PA via AP

STANDARD: Wären Ihre Schuhe denn auch was für Angela Merkel?

Osorio: Warum nicht? Ich freue mich über jede Frau, die meine Schuhe tragen will. Es gibt auch keine Altersgrenze für meine Schuhe. Merkel würde sicher welche finden, vielleicht nicht für einen Polit-Gipfel, aber eventuell für den Urlaub?

STANDARD: "Ugly Sneaker" sind gerade die Bestseller der Schuhhersteller. Hat sich das im Geschäft mit den High Heels bemerkbar gemacht?

Osorio: Ich bevorzuge leichte Schuhe. Klobig heißt ja nicht unbedingt bequem, sondern oft einfach nur schwer. Wir haben gerade erst einen Sneaker gelauncht, der von den 1970er-Jahren inspiriert ist, er wiegt gerade mal 65 Gramm. Außerdem haben die meisten Sneaker auf dem Markt das Problem, dass sie nicht elegant aussehen, wenn man sie zu einem Hosenanzug oder einem Kleid anzieht.

STANDARD: Seit einigen Jahren tragen aber alle Sneaker, egal wo!

Osorio: Ich bin trotzdem davon überzeugt, dass High Heels ihre Berechtigung haben. Zu einem Business-Meeting, zu einer Hochzeit oder einem Date will man nicht unbedingt in Turnschuhen kommen.

STANDARD: Wie unterscheiden sich die High Heels aus den 1990er-Jahren von denen heute?

Osorio: Heute wird auf Bequemlichkeit mehr Wert gelegt. Ein High Heel ist zwar nach wie vor kein Sneaker, aber Komfort gilt heute auch als Luxus. Bei uns wird ein Großteil der Konstruktionszeit darauf verwendet, den Schuh bequem zu machen.

STANDARD: Wie unterscheidet sich der Schuhgeschmack deutschsprachiger Länder von Italien?

Osorio: Gar nicht so sehr. Allerdings werden hier mehr Boots und geschlossene Schuhe getragen, einfach weil es nicht so warm ist und öfter regnet.

STANDARD: Viele Frauen lieben allerdings auch Birkenstocks und Crocs. Wie stehen Sie denn zu denen?

Osorio: Dazu habe ich keine Meinung. (lacht)

STANDARD: Würden Sie selbst Birkenstocks tragen?

Osorio: Dann lieber barfuß. Das fühlt sich am Strand wie zu Hause gut an.

STANDARD: Und Crocs für den Garten?

Osorio: Crocs sind rein funktionelle Schuhe. Für die Arbeit im Krankenhaus, in der Küche oder im Garten ist der schon okay. Ich bin überzeugt davon, dass man seiner Umwelt die beste Seite von sich selbst zeigen sollte. Viele scheren sich darum nicht mehr. Allerdings: Wenn man sich in Birkenstocks am besten fühlt, dann ist das halt so.

STANDARD: Sie benennen Ihre Schuhe nach prominenten Frauen wie Marilyn Monroe, wie kommen Sie denn da drauf?

Osorio: Für mich hat jeder Schuh eine Persönlichkeit. Statt einen Schuh xyz zu nennen, wähle ich lieber die Namen der Frauen, an die ich beim Designen denke.

STANDARD: Schauen Sie Menschen, denen Sie das erste Mal begegnen, auf die Schuhe?

Osorio: Das ist wohl ein professioneller Reflex. (Anne Feldkamp, 15.1.2019)

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