Was hier rot ist, ist nun weiß, was vorher bunt war, ist nun grün – das Logo wurde geändert, der Name bleibt.

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Wien – Das Weltcafé im neunten Wiener Gemeindebezirk hat seit dem Sommer neue Geschäftsführer. Denen wirft die Arge Weltläden Täuschung vor. Denn mit dem alten Café-Besitzer hatte man eine Kooperation: Nur Biologisches und fair Gehandeltes wird serviert, dafür – und für einen Mitgliedsbeitrag – durfte das Lokal das Welt-Café-Logo tragen. Diese Kooperation besteht nun nicht mehr, die Speisen sind also nicht mehr ausschließlich bio und fairtrade. Doch: Der Konsument merkt das nur, wenn er genau hinsieht.

Weil das Weltcafé trotzdem noch so heißt und so aussieht wie vorher, ist man bei der Arge Weltläden verstimmt. Und weiß gleichzeitig, dass man nichts machen kann, denn der Name wurde damals mitsamt dem Lokal verkauft. Also traut die Arge sich auch nicht zu klagen: "Wenn wir Coca-Cola wären, wär das anders", aber als Weltläden sei man da "relativ machtlos", sagt Christine Ottner, die "Fairkaufsberaterin" der Arge Weltläden.

Neues Logo, alter Name

Zumindest das Logo wurde auf Drängen der Arge geändert: Statt auf rotem Grund steht der Schriftzug "Welt Cafe" nun auf weißem Grund. Das Wort "Welt" ist nun nicht mehr bunt ausgemalt, sondern grün. "Ein bisschen umgemodelt" nennt Ottner das. Und: "Dem Konsumenten gegenüber eine Täuschung." Immer wieder würden sich Kunden beschweren, weil sie glauben, "sie sind im Weltcafé, und dann sehen sie, wie ein Packerl konventioneller Toast aufgemacht wird".

Die neue Betreiberin, Sarah Noori, lässt den Vorwurf der Täuschung nicht gelten. Man habe, zumindest nach einiger Zeit, den Hinweis, alle Speisen seien bio und fairtrade, von Karte und Website entfernt. Viele Speisen seien außerdem immer noch aus biologischen Zutaten, die Getränke fairtrade.

Nur "Geschäftemacherei"

Optisch hat sich nicht besonders viel verändert im Weltcafé, auch die Karte ist außen noch dieselbe grüne Mappe, die seit Jahren durch Studentenhände wandert. Doch innen wurde das Blatt mit der Aufschrift "100 Prozent bio und fairtrade" entfernt.

"Ich sehe nicht ein, warum ich mit den Weltläden zusammenarbeiten soll", sagt Nooris Geschäftspartner Werner Franz Proske, vieles, was mit bio zu tun habe, sei ohnehin "Geschäftemacherei". Er habe nicht von der Kooperation mit der Arge Weltläden gewusst, bevor er das Café gekauft hat. Proske betreibt, zum Teil mit Noori, zum Teil mit anderen Partnern oder allein einige weitere Lokale: in der Umgebung etwa das Café Votiv und das Café Einstein, dazu in ganz Wien verteilt acht Golden Harp Pubs. (elas, 16.1.2019)