"Ashen"
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Jahrelang war Ashen in Entwicklung, dann, kurz vor Weihnachten, war es plötzlich da, als exklusives PC-Launch-Zuckerl des neuen Epic Game Stores. Das atmosphärische Action-Rollenspiel eines neuseeländischen Entwicklerteams erzählt die mythisch-epische Geschichte einer originellen Fantasy-Welt voller Monster, Götter und Helden. Aufgabe der Spieler ist es, sich hier Stück für Stück, Mission für Mission ein Heim zu schaffen. In der offenen Spielewelt begegnet man hilfreichen NPCs, die sich der zentralen Siedlung anschließen und Werkstätten sowie Missionen verfügbar machen; der Weg in die von Ruinen übersäte Wildnis und zurück lässt sich nach kurzer Zeit durch Teleport-Altare verkürzen.

Neben der Erforschung der verwinkelten, riesigen Welt steht der Kampf gegen zahlreiche kleine sowie einige riesige Gegner im Mittelpunkt. Mit einer großen Zahl von auffind- und verbesserbaren Nahkampfwaffen sowie Wurfgeschoßen braucht es für diesen eine Mischung aus methodischer Taktik und guten Reflexen. Der Tod versetzt zurück zum letzten Altar, die bis dahin aufgesammelte Währung muss vom Ort des Sterbens eingesammelt werden – die Gegner sind dann wieder da.

Wer bei den beschriebenen Spielmechaniken an Dark Souls & Co denkt, liegt genau richtig: Ashen ist in der wachsenden Nische der "Souls-likes" ein besonders gelungener Epigone der japanischen Kultrollenspiele. Mit bemerkenswerten Unterschieden: Das erwähnte zentrale Dorf zählt ebenso dazu wie ein merkbar entschlanktes Leveling-System, in dem Punkte automatisch vergeben werden und dem Upgrade von Waffen und Ausrüstung größere Bedeutung zukommt.

Ganz zentrales Alleinstellungsmerkmal ist allerdings das Multiplayer-System: Standardmäßig ist jeweils ein schlagkräftiger NPC auf den Expeditionen dabei, regelmäßig und fast unbemerkt wird dessen Rolle allerdings von menschlichen Mitspielern übernommen. Wie Journey teilt auch Ashen zufällige Kooperationspartner zu, mit denen nicht per Chat, sondern nur via Gesten rudimentär kommuniziert werden kann – ein gelungenes System, das im besten Fall für besondere Multiplayer-Erlebnisse ohne Worte sorgt. Auf Wunsch lässt sich sowohl dieser Multiplayer-Modus als auch die NPC-Begleitung selbst deaktivieren – dann wird Ashen allerdings empfindlich schwieriger.

Was ist gelungen?

In Sachen Präsentation überzeugt Ashen mit wunderschönem Low-Poly-Stil und dichter Atmosphäre. Die soliden, sinnvoll von Dark Souls übernommenen zentralen Gameplay-Mechaniken werden durch clevere Vereinfachungen ebenso einsteigerfreundlicher wie auch durch das Multiplayer-System der berüchtigte Schwierigkeitsgrad der Vorbilder merklich entschärft wird. Auch die fantasievolle Welt und die fragmentiert erzählte, surreal-mythische Geschichte zählen zu den Stärken des Spiels.

Was ist weniger gelungen?

Misst man Ashen an der Dark Souls-Reihe, fällt natürlich dessen weitaus geringere Komplexität auf. Sehr viele unterschiedliche Spielweisen bietet das Low-Poly-Rollenspiel nicht, und auch in Sachen Gegnervielfalt, Kampfmechaniken und natürlich Originalität bleibt Ashen hinter seinem – nicht grundlos legendären – Vorbild zurück.

Fazit

Es ist schwer, einen noch so liebevollen Epigonen nicht ausschließlich im Vergleich zu seinem Vorbild zu beurteilen – besser als Dark Souls ist Ashen nämlich nicht. Dafür ist es ein wunderschönes, stilistisch und spielmechanisch gelungenes Actionrollenspiel, das die populäre Gameplay-Formel auch für Einsteiger sinnvoll vereinfacht und durch originelle Elemente wie den Multiplayer-Modus anreichert. Wer sich bislang vom unbarmherzigen Ruf der Souls-Spiele abgeschreckt fühlte, hat in dieser stylischen Hommage Gelegenheit, in diese faszinierende Genrenische zu schnuppern. Ein Dark Souls light mit sympathisch eigenständigen Details. (Rainer Sigl, 11.1.2019)