Die Kirchen bleiben großteils leer – und immer weniger Österreicherinnen und Österreicher bekennen sich zum katholischen Glauben.

Foto: APA/Punz

Wien – Die Zahl der Austritte aus der römisch-katholischen Kirche ist im vergangenen Jahr merklich gestiegen. Die Diözesen verzeichnen laut vorläufiger Statistik ein Plus von 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In absoluten Zahlen traten 58.378 Personen aus der Kirche aus (2017: 53.698). Insgesamt gibt es immer noch rund 5,05 Millionen Katholiken im Land (2017: 5,11 Millionen), also 1,1 Prozent weniger.

Aber die Kasse stimmt: Leicht angestiegen sind laut der kirchlichen Gebarungsübersicht für das vorvorige Jahr 2017 die Einnahmen durch den Kirchenbeitrag: von 451 Millionen auf 461 Millionen Euro. Dieser macht knapp 76 Prozent aller Erträge aus. Gesamteinnahmen in der Höhe von etwas mehr als 609 Millionen Euro (2016: 604 Millionen) standen Aufwendungen von 602 Millionen (2016: 602 Millionen) gegenüber.

Mehr Austritte in Gurk, weniger in St. Pölten

Die einzelnen Diözesen meldeten laut Kathpress wie immer unterschiedlich stark akzentuierte Entwicklungen. Interessant dabei: Zwar stieg die Zahl der Austritte in Gurk-Klagenfurt, wo bis vor einem Jahr der wegen seiner Amtsführung umstrittene Bischof Alois Schwarz residierte, massiv – um 16,8 Prozent. Dessen neue Diözese St. Pölten verzeichnete aber als einzige einen Rückgang bei den Austritten, und zwar von 4,5 Prozent.

Ebenfalls einen verhältnismäßig großen Anstieg (14,1 Prozent) gab es in der Erzdiözese Wien, wo 17.367 Personen austraten. In Linz waren es 10,4 Prozent oder 9.714 Personen. In der Diözese Innsbruck verließen 3.614 Personen die Kirche (plus 9,6 Prozent), in Eisenstadt 1.299 (plus 8,3 Prozent) und in Graz-Seckau 10.440 (plus 8,3 Prozent).

Verhältnismäßig gering war die Zunahme der Kirchenaustritte in der Diözese Feldkirch, in der sich 4,3 Prozent oder 2.981 Menschen abmeldeten. In der Erzdiözese Salzburg stagniert die Austrittszahl beinahe – 4.864 Austritte bedeuten dort ein Plus von lediglich 0,7 Prozent.

Mit Stichtag vom 31. Dezember 2018 wurden aber auch 5.133 Personen in die Kirche wieder oder neu aufgenommen. Das ist zwar um sechs Prozent weniger als 2017 (5.461). Die Eintritte in die katholische Kirche nehmen aber über mehrere Jahre betrachtet stetig leicht zu. 552 Personen machten 2018 zudem von ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch.

Grafik: APA

Abkehr vom Islam, Hinwendung zu Christus

Die Zahl der Erwachsenentaufen in der römisch-katholischen Kirche ist deutlich gestiegen. Laut der am Mittwoch veröffentlichten Kirchenstatistik sind im Jahr 2017 doppelt so viele Personen (plus 105 Prozent) eingetreten wie im Jahr davor. Der Großteil davon ist Konversionen muslimischer Flüchtlinge geschuldet, die nach einem strengen Prüfverfahren der Kirche beitreten können.

Parallel zu den vorläufigen Mitgliederzahlen für 2018 wurde am Mittwoch auch die amtliche Kirchenstatistik für 2017 veröffentlicht. Diese beinhaltet Kennzahlen etwa zur seelsorgerischen Tätigkeit der römisch-katholischen Kirche und korrigiert die vorläufigen Zahlen des Jahres davor auch noch geringfügig.

Weniger christliche Kinder, weniger Taufen

Insgesamt ist die Zahl der Taufen 2017 mit 48.990 gegenüber dem Jahr davor (49.018) leicht gesunken. Demgegenüber vermeldet die amtliche Statistik für 2017 bei den Erwachsenentaufen mit 890 einen überaus deutlichen Anstieg gegenüber dem Jahr davor (433). Schon damals hatte die Kirche über einen sprunghaften Anstieg bei den Anwärtern gesprochen. Voraussetzung dafür ist weiterhin eine einjährige Vorbereitungszeit.

Insgesamt führen der gesellschaftliche Wandel und die demografische Entwicklung dazu, dass seelsorgliche Kennzahlen wie die Zahl der sonntäglichen Messbesucher oder die Zahl der Erstkommunionen zurückgehen. Auch die Zahlen bezüglich Firmungen und kirchlicher Trauungen sind leicht rückläufig. Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester ist von 3.920 auf 3.857 leicht gesunken, wobei es aber einen Anstieg bei ausländischen Priestern gab. (APA, 9.1.2019)

Erhalten Sie kostenlos einmal pro Woche eine Mail mit Einblicken und Hintergründen von der Innenpolitikredaktion: