Wirbel um Autor Robert Menasse.

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Berlin/Mainz – Die Debatte um den Schriftsteller Robert Menasse und seinen Umgang mit Zitaten hält sein langjähriger Verlag Suhrkamp für erledigt. Menasse habe "im Rahmen nicht-fiktionaler Texte und öffentlicher Äußerungen" Fehler gemacht, erklärte Suhrkamp-Sprecherin Tanja Postpischil am Dienstag in Berlin auf Anfrage. "Für diese Fehler hat er sich entschuldigt – dem kann der Verlag nichts hinzufügen."

Bei den Vorwürfen gegen den 64-Jährigen ging es unter anderem um die im Buch aufgestellte Behauptung, dass der erste Kommissionspräsident des EU-Vorläufers Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, Walter Hallstein, seine Antrittsrede 1958 auf dem Gelände des früheren NS-Vernichtungslagers Auschwitz gehalten habe.

Dies sei nicht richtig, räumte Menasse am Montag in einer gemeinsam mit der Staatskanzlei verbreiteten Mitteilung ein. Er habe sich bei der Information, die er ohne Absicht und Täuschung übernommen habe, auf "Hörensagen" verlassen. "Das hätte ich überprüfen müssen."

Trotzdem Ehrung für den Autor

Am Stellenwert des Werks von Menasse ändere die aktuelle Diskussion nichts, hieß es seitens des Verlags. Am Montag hatte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) mitgeteilt, dass der Wiener Schriftsteller trotz Kritik am Umgang mit Zitaten und historischen Daten am 18. Jänner die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes erhalten werde. Menasse habe ein beeindruckendes literarisches Gesamtwerk geschaffen und mit seinem engagierten Streiten für die europäische Idee die politische Debatte um die Zukunft der EU sehr bereichert. In Würdigung dieses Wirkens werde sie ihm die Auszeichnung verleihen.

Für seinen EU-Roman "Die Hauptstadt" hatte Menasse 2017 den Deutschen Buchpreis erhalten, der als wichtigste literarische Auszeichnung der Branche gilt. (APA, 8.1.2019)