FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian.

Foto: APA/Jäger

Es gibt Sätze von monumentaler Wucht, wie sie nur selten ausgesprochen werden. Einer davon kam vom Vater des kleinen Hendrik, der ihn – wo sonst als in "Österreich"? – von sich gab: "Die Geburt unseres Sohnes ist Privatsphäre." Und das, nachdem Wolfgang Fellner sich im Wochenbett des Vizekanzlers vorauseilend so breit gesuhlt hatte, dass man schon befürchten musste, er könnte für das Kreißen seiner publizistischer Missgeburten auch noch einen Papa-Monat beanspruchen.

Blaues Häschen

Gelohnt wurde es ihm nicht. Das erste Foto aus der Privatsphäre, das ihm zur Veröffentlichung anvertraut wurde, war ein blaues Häschen für die Mittwoch-Ausgabe, weshalb er sich – um Missverständnissen vorzubeugen, wie sie bei seiner Arbeitsweise leicht auftreten können – für den Donnerstag gezwungen sah, das von einem Schnuller begleitete Symbolbild eines Babys ins Blatt zu rücken, dem das Licht der Welt schon geraume Zeit vor dem 1. Jänner aufgegangen sein muss. Die Konsumenten von "Österreich" konnten daraus immerhin hoffnungsvoll schließen, dass es sich bei Hendrik doch nicht um einen blauen Hasen handelt, womit der Informationspflicht, wie ein Fellner sie versteht, fürs Erste Genüge getan war.

Die Angst, es könnten die Symbolbilder auf Dauer langweilig werden, sollten die Eltern das Original längere Zeit in der Privatsphäre zurückhalten, ließ den größten Verleger aller Zeiten nach einem anderen Brosamen aus derselben Ausschau halten. Gefunden! Was schrieb Strache in einer SMS an "Österreich"? Exklusiv, klarerweise: Nur bei der Regierungsklausur, den Ministerratssitzungen und einzelnen Parteiterminen wie dem FP-Neujahrstreffen werde er dabei sein: "Sonst vertritt mich (Infrastruktur-)Minister Norbert Hofer". Nie hätte die Welt sonst erfahren, dass Hofer neben der Infrastruktur keine übermäßige Belastung aus dem Titel Papa-Monat befürchten muss.

SMS als Lohn

Als Lohn für den monatelangen Aufwand der Schwangerschaftsberichterstattung war ein SMS, selbst von derartiger Intimität, zu kümmerlich, um nicht schwere Frustrationen hervorzurufen. Sie brachen sich auf Kosten des "Standard" Bahn, dem aus dem Blatt, das Geschmacklosigkeit als Redaktionsmaxime pflegt, der Vorwurf entgegenschlug, er habe in seinem Forum geschmacklose Kommentare gebracht. Glaubt man "Österreich", dann gab es das ausschließlich im "Standard", wo eigentlich bekannt sein sollte, dass dieses Übel mehr Zeitungen betrifft. Solange dafür keine wirklich wirksame Lösung gefunden ist, kommt es lediglich darauf an, wie rasch der Mist entfernt wird, und das kann nicht schnell genug sein.

Schützenhilfe holten sich die Fellners von einer bewährten Kraft, deren absolut uninteressante Privatgeschichten in "Österreich" immer wieder einen Abnehmer finden, auf dass deren Protagonisten nicht in verdienter Vergessenheit versinken mögen. Das will man sich bewahren. Verleger Mucha über Standard-Forum: "Bin schockiert über die Horde pietätloser Trolle". Schock ist keine besondere Leistung, interessant ist nur, dass Horden pietätloser Trolle leider seit Jahren durch die Foren so gut wie aller Zeitungen toben, Mucha das Phänomen aber erst am 2. Jänner 2019 nur im "Standard" entdeckt, wenn es darum geht, Trollen Schützenhilfe zu leisten.

Beitrag zum guten Geschmack in diesem Land

Über den Beitrag von "Österreich" zum guten Geschmack in diesem Land mag ein Widerruf Auskunft geben, den das Blatt am Sonntag zu veröffentlichen gezwungen war.

Wir widerrufen die Behauptung, dass Dr. Helmut Brandstätter sich habe kaufen lassen, wie insbesondere durch die Behauptung, dass sich die ÖBB das Wohlwollen von Dr. Helmut Brandstätter erkauft hätten, indem diese seinem Sohn einen Job verschafft hätten, als unwahr.

Diese Genugtuung wird dem "Kurier"-Ex-Chefredakteur aber nicht durch Wolfgang Fellner persönlich zuteil, sondern verschämt von einer Mediengruppe "Österreich" GmbH.

Es gibt auch gute Nachrichten. Die eine: Kaum lässt Strache die Regierung zum Windelwechseln im Stich, kommen die Debatten über Papa-Monat und Hass-Postings in Fluss. Muss das enden?

Die andere: Seit Briefträger Michael Jeannée, um eigene Geisteskräfte zu schonen, seine Kolumnen gelegentlich stark mit Beiträgen von "Standard"- Autoren anreichert, ist das Niveau der "Krone" merklich gestiegen.

Weiter so, man hilft ja gern. (Günter Traxler, 6.1.2019)