"Horde pietätloser Trolle": Verleger Mucha in "Österreich".

Foto: derStandard.at

Wien – Verleger Christian W. Mucha befeuert derzeit gemeinsam mit "Österreich" wieder die Debatte rund um Klarnamen bei Postings und greift explizit den STANDARD an. Ausgangspunkt war der STANDARD-Bericht über den Tod von ORF-Korrespondentin Eva Twaroch. Mucha kritisiert auf Facebook und auch in "Österreich" angeblich pietätlose Postings, die im STANDARD-Forum dazu erschienen seien.

"Ich war schockiert, dass eine Horde pietätloser User über die Todesursache spekuliert. Da wurden unvorstellbare Äußerungen gemacht. Das ist der Standard beim STANDARD. Die Leute können posten, was sie wollen, das ist ihr Geschäftsmodell", sagt Mucha im Interview mit "Österreich". Das Forum des STANDARD sei das "Zentralorgan des Hasses und Spielwiese von Trollen und Neurotikern".

Auch oe24.at-Chefredakteur Niki Fellner greift in seinem Kommentar vom Mittwoch den STANDARD an und unterstellt ihm, dass die Veröffentlichung von Hasspostings "anscheinend Geschäftsmodell" sei. Es brauche "harte Strafen gegen Hassposter, aber auch gegen Website-Betreiber wie DER STANDARD, die solche Hasspostings auf ihren Seiten veröffentlichen und damit – anscheinend als Geschäftsmodell – auch noch fette Werbeerlöse erzielen", schreibt Fellner.

"Sorgfältig moderiert"

"Selbstverständlich wurde das Forum zum Ableben von Eva Twaroch sorgfältig moderiert", sagt Christian Burger, er leitet das Community-Management beim STANDARD, in einer Stellungnahme, die auch an "Österreich" ging. "Dies ist unter anderem daran erkennbar, dass ein entsprechender Kondolenzbuch-Hinweis veröffentlicht wurde, dass ausgewählte Stimmen aus dem Forum vorangestellt wurden und dass sich ein Moderator in der Diskussion zu Wort gemeldet hat. Burger: "Postings, die den Forenregeln zuwiderlaufen, wurden gelöscht, auf Meldungen wurde reagiert. In diesem Forum kam es seitens der User zu sehr viel Anteilnahme, Dank und Empathie.

Im Moderationsteam des STANDARD sind aktuell 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Unter Zuhilfenahme von Software mit künstlicher Intelligenz betreuen diese circa 200 bis 250 Foren täglich.

Es ist nicht das erste Mal, dass Christian W. Mucha gegen anonyme Postings mobil macht. 2014 forderte er etwa Marketingverantwortliche von Unternehmen in Österreich auf, nicht mehr bei Unternehmen zu inserieren, "die gar anonyme Poster unter den Schutz des Redaktionsgeheimnisses stellen", mehr dazu hier.

Wie berichtet will die Bundesregierung gegen Hass im Netz vorgehen. Dafür soll ein sogenanntes "digitales Vermummungsverbot" eingeführt werden, beschloss die Regierung bei einem Gipfel zum Thema Hass im Netz. Wie dieses genau aussehen wird, ist noch unklar. Das Ziel sei nicht, dass Personen nicht mehr anonym posten können, eher gehe es darum, Täter belangbar zu machen. Pseudonyme sollen weiterhin möglich sein.

Update: Mittwochnachmittag veröffentlichte oe24.at einen weiteren Artikel über STANDARD-Postings, kritisiert werden darin Postings unter dem Bericht über Heinz-Christian Straches Baby, das am 1. Jänner geboren wurde. (red, 2.1.2019)