Seit mehr als eineinhalb Jahren versuchen die russischen Behörden vergeblich, den Kommunikationsdienst Telegram zu blockieren. "Telegram funktioniert", sagte der russische Programmierer Leonid Evdokimov am Samstag auf der Hackerkonferenz des Chaos Computer Clubs (CCC) in Leipzig.

Nach wie vor gebe es mehrere sogenannte Proxy-Server für den Dienst, die frei zugänglich seien. Solche Proxys sind Verbindungsrechner im Netz, die auch dazu verwendet werden können, Blockaden im Datenverkehr zu umgehen. Der in St. Petersburg lebende Software-Entwickler sprach von einem "zivilen Cyber-Krieg" zwischen Telegram-Nutzern und der russischen Aufsichtsbehörde für die Telekommunikation, Roskomnadsor.

Entschlüsselungswünsche

Nach einem Anschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg im April 2017 hatte der russische Inlandsgeheimdienst FSB erklärt, die Terroristen hätten die verschlüsselte Kommunikation von Telegram genutzt. Ein Moskauer Gericht verlangte im März dieses Jahres, Telegram müsse den Code für die Entschlüsselung dem FSB übergeben. Evdokimov beschrieb, wie daraufhin immer mehr IP-Adressen, also eindeutige Bezeichnungen von Computern im Internet, in die Schwarze Liste von Roskomnadsor aufgenommen wurden – diese Adressen sollen von den Internet-Zugangsanbietern gesperrt werden.

Zeitweise habe diese Liste im April 19 Millionen IP-Adressen enthalten, sagte Evdokimov. Darunter waren nach seinen Angaben Anbieter von Cloud-Diensten, die für die Telegram-Kommunikation genutzt wurden. Der mit technischen Mitteln geführte Wettlauf dauere weiter an, sagte Evdokimov. In diesem Jahr habe sich gezeigt, dass eine Blockade auch Internet-Angebote in Mitleidenschaft ziehe, die mit Telegram gar nichts zu tun hätten. Der Konflikt mache deutlich, "was beim Einsatz von Internet-Filtern falsch laufen kann". (APA, 30.12.2018)