Ein Bub in einem UNHCR-Camp in Hammam al-Alil südlich der irakischen Stadt Mossul. Laut Unicef hat die Weltgemeinschaft darin versagt, Kinder in Konfliktgebieten vor Gewalt zu schützen.

Foto: APA/AFP/Zaid Al-Obeidi

New York/Wien – Millionen Kinder in Konfliktländern sind 2018 schweren Kinderrechtsverletzungen ausgesetzt gewesen. Das teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Freitag mit. "Tausende Mädchen und Buben sind direkte Opfer von Kriegsgewalt geworden", berichtete Unicef. Da Verantwortliche kaum zur Rechenschaft gezogen würden, setze sich ein "schockierender Trend" der letzten Jahre fort.

"Schon viel zu lange begehen Konfliktparteien schreckliche Gräueltaten und werden in den meisten Fällen nicht dafür bestraft", erklärte Manuel Fontaine, Leiter der weltweiten Unicef-Nothilfeprogramme. Die Weltgemeinschaft habe dabei versagt, Kinder in Konfliktgebieten vor Gewalt zu schützen. "Die Kinder können und müssen dringend besser geschützt und unterstützt werden."

89 Prozent der zivilen Opfer von Minen und Blindgängern Kinder

Unicef ruft daher alle Konfliktparteien dazu auf, "ihren Verpflichtungen nach internationalem Recht nachzukommen, Gewalttaten gegen Kinder sofort zu stoppen und Angriffe auf zivile Infrastruktur einschließlich Schulen, Krankenhäusern und der Wasserversorgung zu unterlassen". Darüber hinaus appelliere das Hilfswerk "an alle Staaten mit Einfluss auf Konfliktparteien, diesen zum Schutz der Kinder zu nutzen". 89 Prozent der zivilen Opfer von Minen und Blindgängern seien Kinder, mahnte die Organisation.

"Es muss dringend mehr passieren, um Kriege zu vermeiden und die vielen verheerenden bewaffneten Konflikte zu beenden. Aber auch wenn Kriege weitergehen, dürfen wir Angriffe gegen Kinder niemals akzeptieren", forderte Fontaine. Kinder in Kriegsgebieten werden laut Unicef angegriffen, als menschliche Schutzschilde missbraucht, getötet, verletzt oder für Kämpfe rekrutiert. Vergewaltigung, Zwangsheirat und Entführung gehören der Organisation zufolge häufig zur Kriegstaktik.

Gezielt Mädchen im Visier

In Somalia seien über 1.800 Kinder und Jugendliche in den ersten neun Monaten als Kindersoldaten rekrutiert und 1.278 weitere entführt worden. Im Nordosten von Nigeria nähmen verschiedene bewaffnete Gruppen, einschließlich Splittergruppen von Boko Haram, gezielt Mädchen ins Visier. Sie werden laut Unicef vergewaltigt, mit Kämpfern zwangsverheiratet oder zu Bombenattentaten gezwungen. Auch aus dem Sudan werde trotz der neuen Friedensregelung weiterhin über extreme Gewalt gegen Frauen und Kinder berichtet.

870 Kinder in neun Monaten in Syrien getötet

In Syrien haben die Vereinten Nationen allein von Jänner bis September 2018 die Tötung von 870 Kindern verifiziert. Dies sei die höchste Zahl in den ersten neun Monaten eines Jahres seit Konfliktbeginn, teilte Unicef mit. In Afghanistan seien im selben Zeitraum rund 5.000 Kinder und Jugendliche getötet oder verletzt worden, so viele wie im gesamten Vorjahr. Im Jemen wurden von den Vereinten Nationen 1.427 Fälle verzeichnet. Schulen und Krankenhäuser würden häufig angegriffen oder für militärische Zwecke missbraucht.

Hunderte Schulen in Ostukraine beschädigt

In der Ostukraine seien durch mehr als vier Jahre Konflikt Hunderte Schulen zerstört oder beschädigt worden. "700.000 Mädchen und Buben lernen in einem Umfeld, das wegen unregelmäßiger Kämpfe, Minen oder Blindgängern nicht sicher ist", berichtete das Kinderhilfswerk. Am schlimmsten sei die Situation von 400.000 Kindern, die in unmittelbarer Nähe der Frontlinie lebten.

Auch die in verschiedenen Teilen der Demokratischen Republik Kongo herrschende Gewalt zwischen ethnischen Gruppen und Kämpfe mit den Regierungstruppen hätten "verheerende Auswirkungen" auf Kinder. "Mädchen und Buben werden zwangsrekrutiert und erleiden sexuelle Gewalt", berichtet Unicef. Die Instabilität gefährde auch den Kampf gegen die Ebola-Epidemie.

Auch aus Myanmar erhalten die Vereinten Nationen Berichte über Verletzungen der Menschenrechte von Rohingya, einschließlich mutmaßlicher Tötungen, willkürlicher Verhaftungen und Verschwinden von Menschen. Zudem seien Rechte auf Bewegungsfreiheit und Zugang zu Bildung sowie Gesundheitsversorgung für Rohingya in der Region Rakhine eingeschränkt. (red, APA, 28.12.2018)