Ziel der Beleidigungen: Kalidou Koulibaly.

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Mailand – Der italienische Fußball droht kurz vor Jahresende im Chaos zu versinken. Rassistische Gesänge und Straßenschlachten rund um das Spiel Inter Mailand gegen SSC Napoli stellten am Mittwoch den Sport ins Abseits und forderten einen Toten. Als Schuldige werden die Fans von Inter ausgemacht.

Vor dem Stadion Giuseppe Meazza in Mailand kam es vor dem Schlagerspiel der 18. Runde am Stefanitag zu kriegsähnlichen Szenen: Bilder zeigen Verwüstungen in den Straßen, brennende Autos und verletzte Menschen. Teile der Mailänder Ultras traten Medienberichten zufolge als Aggressoren auf und hatten am Ende selbst einen Toten zu beklagen.

Gemäß Angaben der Polizei hatten rund hundert Fans von Inter mit Stangen und Steinen einen Mini-Bus mit Ultras aus Neapel angegriffen. Was danach passierte, ist noch unklar: Wahrscheinlich fuhr der Mini-Bus in die angreifende Menge und überfuhr einen 35-jährigen Norditaliener aus Varese – ein der Polizei bekannter Mann aus dem Fan-Lager des Provinzvereins Novara. Der Mann erlag am Donnerstagmorgen seinen Verletzungen im Spital.

Messerstechereien

Die Mailänder Anhänger waren bei ihren Angriffen nicht allein. Wie bekannt wurde, sollen sich auch Fans aus den verbrüderten Lagern der Clubs von Novara und und OSG Nizza beteiligt haben. Auf Nebenschauplätzen gab es zudem unzählige Messerstechereien. Mindestens vier Menschen wurden dabei teilweise schwer verletzt.

Die beiden Teams und die meisten der rund 64.000 Zuschauer im Giuseppe Meazza wussten von den Vorfällen in den Seitenstraßen des Stadion-Quartiers nichts. Doch auch für sie hielten die Inter-Ultras ihre unwürdige Show bereit. Wie so oft, wenn Napoli im Norden antritt, gab es Schmähgesänge mit rassistischem Inhalt gegen die Spieler aus dem Süden – mit Vorliebe gegen solche mit dunkler Hautfarbe.

"Beim nächsten Mal verlassen wir das Spielfeld", sagte Napolis Trainer Carlo Ancelotti hinterher. Sein Abwehrchef, der Senegalese Kalidou Koulibaly, hatte sich während der Partie nicht mehr unter Kontrolle und flog zehn Minuten vor Schluss vom Platz. Er hatte dem Schiedsrichter nach einer Gelben Karten gegen sich sarkastisch applaudiert.

Fankurve gesperrt

Die rassistischen Vorfälle wurden bereits am Donnerstagnachmittag durch die Disziplinarkammer der italienischen Liga sanktioniert. Inter muss zwei Heimspiele in der Serie A unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten. In einer weiteren Partie muss außerdem Inters Fankurve im Giuseppe-Meazza-Stadion leer bleiben. (APA, 27.12.2018)