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Alleinerziehende stehen vielfach ohne Rat und Unterstützung da, auch wenn es Streit wegen des Kindes gibt.

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Die Tage um Weihnachten und Neujahr gelten als besinnliche Zeit der Familienfeste. Doch das harmonische Idyll mit mehreren Generationen, die sich um den Tannenbaum scharen und das neue Jahr begrüßen, entspricht selten der Realität, weiß die Sozialarbeiterin Christine Koch. Auch zwischen den Feiertagen sind sie und ihre Kollegen in Salzburg unterwegs, um Familien zu unterstützen. An den Feiertagen würden Konflikte vielfach eskalieren, sagt sie.

Im Fall geschiedener Paare würden dann etwa die zu Besuch beim anderen Expartner befindlichen Kinder nicht zurückgebracht. Oder es werde darum gerungen, bei wem das Kind die kommenden Tage verbringen soll. Derlei Streit gelte es zu vermeiden, sagt Koch. Am besten durch klare, informelle Vereinbarungen, um Gerichtsbeschlüsse zu verhindern, die dann auf Punkt und Beistrich einzuhalten sind.

90 Prozent von Betroffenen initiiert

Immer mehr Eltern wenden sich übrigens freiwillig an die Kinder- und Jugendhilfe und ersuchen um Unterstützung. 90 Prozent der Beratungen würden von den Betroffenen initiiert, heißt es aus Landeskreisen.

Mit den Eltern wird dann ein Termin ausgemacht. Die Sozialarbeiterin verschafft sich via Hausbesuch ein Bild der Situation. In einem nächsten Schritt wird abgeklärt, welche Hilfe benötigt wird.

Koch nennt das Beispiel einer Alleinerzieherin mit zwei Kindern, eines davon verhaltensauffällig, sodass die Mutter mit ihm nicht mehr zurechtkomme. Zuerst stellt der psychosoziale Dienst fest, welche Unterstützung oder Therapie das Kind braucht. "Gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten und Kindern ab sechs Jahren werden Ziele erarbeitet", erläutert die Sozialarbeiterin, die im Flachgau im Einsatz ist.

In jeder zweiten Klasse

Zweimal pro Woche kommt Koch bei der Familie vorbei. Bei einem Termin wird gezielt mit den Eltern, beim anderen mit den Kindern gearbeitet. Regelmäßig werde überprüft, ob weiter Hilfe nötig sei. "Ziel ist es, die Familie von unserer Hilfe unabhängig zu machen", sagt Koch. 2017 gab es allein im Flachgau 622 Erziehungshilfen von 27 Sozialarbeitern. Im Land Salzburg erhielten im Vorjahr 2.500 Kinder Erziehungshilfe. In jeder zweiten Schulklasse sitzt ein Kind, das von der Kinder- und Jugendhilfe betreut wird.

"Die Sensibilität in der Bevölkerung ist gestiegen. Das sieht man an der Anzahl der Meldungen", sagt der zuständige Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). Im Vorjahr seien insgesamt 2.000 Meldungen im Bundesland eingegangen. Meist sind es Lehrer, Pädagoginnen, Nachbarn oder Verwandte, die Familien bei der Kinder- und Jugendhilfe melden. Auch Schulen und Kindergärten haben eine Mitteilungspflicht.

Es gebe auch schwierige Fälle, die sehr emotional und arbeitsintensiv seien, sagt Koch. Dann werden die Sozialarbeiter vom Psychologischen Fachdienst unterstützt. Ein aus zwei Fachleuten bestehendes Clearingteam führt eine Risikoeinschätzung durch. Ist das Kindeswohl gefährdet und sind die Eltern unkooperativ, entscheidet das Gericht über eine Fremdunterbringung.

"Wenn Gefahr in Verzug ist, gibt es Krisenunterbringungsmöglichkeiten und Pflegeeltern für die kleinen Kinder", sagt Koch. Die Kindesabnahme oder Fremdunterbringung ist eine der massivsten Formen der Intervention durch Jugendämter und wird nur als letztes Mittel herangezogen. In Salzburg leben 420 Kinder außerhalb der Familie, 300 davon bei Pflegeeltern.

Durch alle sozialen Schichten

Was Koch wichtig ist: "Alle können in solche Krisen kommen. Das geht quer durch die sozialen Schichten, vom Generaldirektor bis zum Mindestsicherungsbezieher." Es dürfe für Familien kein Stigma sein, vom Jugendamt betreut zu werden. Die Krisenintervention Salzburg ist auch an Feiertagen und zwischen den Jahren rund um die Uhr erreichbar. Die Kinder- und Jugendhilfe hat einen Journaldienst eingerichtet. (Stefanie Ruep, 27.12.2018)