Harri Pinter (Juergen Maurer) ist die "Drecksau". Beinhart am Eis, flott im Spruch, unwiderstehlich bei den Frauen.

Foto: ORF/Graf Film/Petro Domenigg

Wien/Klagenfurt – Im Kino hat sein bärbeißiger Charme schon bestens funktioniert, nun kann sich dieser ehemalige Eishockeystar und Parademacho im Fernsehen beweisen: Mit "Harri Pinter, Drecksau" steht am Samstag die nächste ORF-"Stadtkomödie" (20.15 Uhr, ORF eins) am Programm. In der Titelrolle des liebenswürdigen Antihelden glänzt Juergen Maurer, der seinen breitesten Kärntner Dialekt auspacken darf.

Schauplatz dieser laut Maurer "Coming-of-Age-Komödie mit einem 50-Jährigen" ist Klagenfurt, genauer gesagt die Eishalle des KAC. Dort hat Harri Pinter seine glücklichsten Zeiten erlebt: als Spieler, dem ein brutaler Check in einem meisterschaftsentscheidenden Spiel den Spitznamen "Drecksau" einbrachte, und nun als Trainer des Nachwuchses. Das einzige Problem: Wirklich erwachsen geworden ist der oberflächlich etwas rüpelhafte und einfach gestrickte Typ nicht geworden, was ihm letztlich Probleme mit seiner Freundin Ines (Julia Cencig) einbringt. Und auch als Fahrschullehrer läuft nicht alles rund.

Kein harter Mann

"Wir haben als Buben immer Eishockey gespielt", erzählte Maurer im Gespräch mit Journalisten von seiner eigenen Beziehung zum Sport, "aber ich war kein Schalträger oder Eishallengänger. Wie Harri Pinter im Film sagt: 'Das ist ja viel zu brutal.' Das ist ja ein Trauma, das aufgearbeitet wird. Er glaubt immer, dass er der harte Mann sein muss. Aber der ist er in Wirklichkeit nicht." Und so pendelt Pinter zwischen Selbstmitleid, da Ines ihn verlässt, und purer Nostalgie, wenn er mit den Eishockeykumpels in Erinnerungen an den großen Sieg schwelgt – natürlich mit entsprechender Bier-Begleitung.

Die Figur wurde Maurer von Stefan Hafner und Thomas Weingartner auf den Leib geschrieben, für die Regie zeichnete Andreas Schmied verantwortlich. Und wie fühlt man sich dann in so einen vermeintlichen Loser hinein? "Das Buch ist nicht deppert, das ist wahnsinnig liebevoll geschrieben", unterstrich Maurer. "Er ist ein Dodel, das stimmt schon." Aber letztlich versuche Harri, "der Pubertät zu entrinnen. Es wird ihm dabei geholfen von seiner Lebensgefährtin und den Kindern. Das ist per se ein interessantes Setting. Dieser Kampf wird in aller Unschuld geführt."

Klagenfurten Idiom

Angetan zeigte sich Maurer jedenfalls von den Kids, allesamt direkt aus der KAC-Jugend. "Das ist unfassbar, was die am Eis können. Da wird dir schwindlig. Du brauchst gar nicht anfangen zu üben. Halten wir mich da lieber aus dem Bild, sonst muss ich mich genieren", meinte er über seine eigenen Fähigkeiten. Und dann ist da natürlich noch die Sprache: Für den gebürtigen Klagenfurter Maurer ein Weg zurück "zum Idiom, in dem ich sozialisiert wurde. Das bleibt dir immer. Du lernst dann im Laufe deines Lebens Fremdsprachen wie Hochdeutsch, Bühnendeutsch – alles Mögliche lernst du wie Instrumente zu spielen. Aber das Idiom, in dem du sozialisiert wurdest, ist die Muttersprache und zwar buchstäblich."

In diese zurückzufallen sei dann wie ein "Loslassen" gewesen, so der Schauspieler, der in den vergangenen Jahren auch mit den "Vorstadtweibern" Erfolge feierte und kommendes Jahr in der internationalen Koproduktion "Liebermann" zu sehen sein wird. "Du musst ja nichts heranziehen, sondern bist auf einmal wieder in der Ursuppe. Viele der Ausdrücke im Film sind aus mir ad lib herausgesprudelt. So was wie der Tschriasche, der Tuppe, der Tocker – wie in vielen Dialekte ist gerade das Reservoir an Beschimpfungen sehr umfangreich", schmunzelte Maurer. Das macht natürlich auch bis zu einem gewissen Grad den Reiz des Films aus. Sowie die Zeichnung von Harri Pinter als einer von uns – ehrlich, mit Kanten und all seinen Fehlern. Der ist eben mehr als nur eine "Drecksau". (APA, 26.12.2018)