Magdalena Egger hat sehr viel mit Menschen zu tun und schätzt daher die rare und ruhige Zeit mit ihrer Familie. Zuhause in Lech geht sie dann zur Abwechslung auch gerne mal rodeln oder snowboarden.

Foto: ÖSV/Spiess

Thomas Rimml, Nachwuchsgruppentrainer der Frauen im Österreichischen Skiverband kümmert sich mit zwei weiteren Trainern, einer Physiotherapeutin und drei Materialtechnikern um zwölf Nachwuchshoffnungen. Für ihn sind die jungen Athleten bereits Profis.

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Magdalena "Mäggy" Egger schätzt sich glücklich, dass ihr das Lernen nicht schwerfällt. Der dichtgedrängte Terminkalender der Vorarlbergerin aus Lech würde anderen schon beim bloßen Anschauen den Schweiß auf die Stirn treiben. Die Schülerin des Skigymnasiums Stams sieht ihr umfangreiches Programm gelassen. Lernen, Trainieren und Rennfahren zu vereinbaren brauche viel Einsatz, aber es sei absolut möglich, weil sie Spaß dabei habe.

Egger hat aber auch einen konkreten Plan: "Ich möchte mich weiterentwickeln, einmal auf höchstem Niveau Ski fahren und Vorbild für alle Nachwuchsathleten sein, sodass vielleicht irgendwann einmal nicht die Frage kommt: 'Was hältst du von Mikaela Shiffrin?', sondern: 'Was hältst du von Magdalena Egger?'"

Mammutprogramm

Neben der Schule gibt es für Egger viel zu tun. Thomas Rimml, Nachwuchsgruppentrainer der Frauen im Österreichischen Skiverband (ÖSV), fasst zusammen: "Konditionelle Trainings, Materialabstimmung, Regeneration und die ganze skitechnische Ausbildung in allen Disziplinen, vom Slalom bis zur Abfahrt, inklusive Parallelbewerb, menschliche Weiterentwicklung im Team und mentale Komponenten." Das Programm sei ziemlich umfangreich. Es benötige gute Planung und professionellen Einsatz von allen. "Unsere Aufgabe ist unglaublich umfassend, die größte Herausforderung aber ist, dass wir sie gesund durchbringen", sagt Rimml, der einer von drei Trainern für zwölf Nachwuchshoffnungen ist. Zudem kümmern sich eine Physiotherapeutin und drei Materialtechniker um die Athleten. Eine sehr professionelle Einstellung sei aber die Grundvoraussetzung. "Für mich fehlt da nichts mehr zu den Profis, sie sind bereits Profis, müssen in sehr jungen Jahren alles unter einen Hut bringen. Dazu muss man eine außergewöhnliche Liebe zu dem Sport haben", sagt der 49-jährige Tiroler aus St. Johann, der von 2011 bis 2016 Trainer der ÖSV-Technik-Damen im Weltcup war.

Während im Sommer einige Konditionskurse zu erledigen sind, zwischendurch an Stützpunkten und in Olympiazentren trainiert wird, kommt es im Herbst und Winter teils knüppeldick. Damit bis Mitte November an die 60 Übungstage auf Schnee zusammenkommen, benötige es perfekte Koordination mit den Schulen mit skisportlichem Schwerpunkt. Zudem sind in der Folge Reise- und Renntage sowie Regenerationszeiten zu berücksichtigen. "Eine extrem komplexe Sache."

Zum Saisonstart Mitte November haben die Nachwuchshoffnungen schon bis zu 60 Trainingstage auf Schnee absolviert.
Foto: Magdalena Egger

45 Rennen hat Egger in der vergangenen Saison bestritten. Um schnell von A nach B zu kommen, hat das Lustenauer Autohaus Blaser der 17-Jährigen einen Wagen zur Verfügung gestellt. Nach der Einstiegssaison, die sie 2017 als ÖSV-Rookie des Jahres abschloss, fährt sie heuer ihre zweite Saison in der internationalen Fis-Rennserie und weiß sich zu behaupten. Im November belegte Egger im Slalom am Pass Thurn Platz drei und wurde im Söldener Riesentorlauf Vierte, ehe sie im Dezember erneut am Pass Thurn ihren ersten Sieg (Slalom) in dieser Serie feierte.

Sie fährt "brutal gern Slalom", aber ihr "taugt der Speed schon auch. Die technischen Disziplinen haben aber in unserem Alter Vorrang, weil sie für unsere Entwicklung wichtiger sind."

Die Lecherin Magdalena Egger kann locker auf ausschweifende Partys verzichten, weil sie das Skifahren erfüllt und es ihr an nichts fehlt.
Foto: Robert Roschmann

Noch ist der Weltcup für Egger, die bereits mit drei Jahren auf Skiern stand, kein Thema. "Weil der Weg einfach noch sehr weit ist und man nie weiß, was in nächster Zeit passieren wird. Deshalb konzentriere ich mich auf kleinere Schritte, damit es in Summe ein großer wird. Weit vorauszuplanen wäre ein Fehler", sagt die Tochter einer Friseurin und eines Skilehrers, der auch Waldaufseher ist.

Egger bezeichnet sich als sehr zielstrebig. "Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, etwas unbedingt erreichen will, dann bin ich sehr selbstkritisch, und vielleicht fehlt mir ab und zu die nötige Lockerheit. Was aber aus einer Stärke resultiert, weil es ja eine positive Eigenschaft ist, wenn man ein Ziel verfolgt." Zwischen Stärke und Schwäche sieht sie durchaus einen Zusammenhang.

Die Lecherin vom Skiclub Arlberg hat viele Vorbilder. Nachahmen aber will sie keine. "Ich will immer noch ich selbst sein. Jede ist individuell verschieden, ich möchte meinen eigenen Weg gehen, suche mir von verschiedenen Leuten die positiven Eigenschaften heraus."

Junge Promis

Dabei kommt sie auch an Shiffrin nicht vorbei. "Sie dominiert den Skisport, hat alles unter Kontrolle. Das ist faszinierend, weil sie auch noch so jung ist. Sie ist skifanatisch, setzt alles daran, dass sie weiterkommt, opfert alles." Auch im ÖSV gebe es einige mit Vorbildfunktion, Egger will aber keine Kolleginnen hervorheben und damit andere vernachlässigen.

Ihr Zimmer in Stams teilt sie sich mit der um ein Jahr jüngeren Amanda Salzgeber, der Tochter der ehemaligen Rennläufer Anita Wachter und Rainer Salzgeber. "Wir trainieren zusammen, kennen uns schon seit der Skimittelschule in Schruns. Sie hat sicher Talent, aber auch sie muss ihren Weg genauso wie alle anderen allein gehen. Wir haben uns schon immer gut verstanden. Es ist cool, wenn man den Weg mit einer guten Freundin zusammen gehen kann." (Thomas Hirner, 23.12.2018)