Moskau/London – Russland nimmt als Reaktion auf das britische Vorgehen gegen den russischen Sender "Russia Today" (RT) die BBC ins Visier. Es werde geprüft, ob sich der britische Sender mit seinen Berichten und in seinem Internetangebot an die russischen Gesetze halte, teilte die Medienaufsicht Roskomnadsor am Freitag mit. Die Ergebnisse der Überprüfungen würden veröffentlicht.

Die BBC betonte in einer ersten Reaktion, die Arbeit des Senders in Russland stehe voll in Einklang mit russischen Gesetzen und diene einzig dem Ziel, unabhängige Nachrichten zu recherchieren und zu berichten.

Der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, bestätigte den Zusammenhang zwischen der nun angeordneten Überprüfung der BBC und dem Vorgehen der britischen Medienaufsicht gegen den kremlnahen Sender RT. Zudem warf Peskow dem britischen Traditionssender vor, in Teilen seiner Berichterstattung tendenziös und politisch motiviert zu sein.

Gegenangriff

Die Berichterstattung der BBC habe seit langer Zeit viele Fragen aufgeworfen, sagte Peskow. Das betreffe sowohl Berichte über die Politik in Russland wie auch über die russische Rolle im Syrien-Konflikt.

Am Donnerstag hatte die britische Medienaufsicht Ofcom erklärt, RT habe in der Berichterstattung über die Vergiftung des früheren Spions Sergej Skripal und dessen Tochter gegen die Regeln verstoßen. "Wir haben RT gesagt, dass wir beabsichtigen, eine gesetzliche Sanktion zu erwägen."

Der vom Kreml finanzierte Sender ist Kritikern zufolge ein Propagandaorgan der russischen Regierung. Die britische Aufsichtsbehörde hat RT schon öfter abgemahnt, vornehmlich wegen seiner Berichte über Syrien und die Ukraine.

RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan wies die Kritik der britischen Rundfunkaufsicht am Freitag als "Blödsinn" zurück. Die Sanktionsdrohung sei für RT "völlig aus heiterem Himmel" gekommen, schrieb Simonjan im Kurzbotschaftendienst Twitter. Großbritannien hat demnach damit gedroht, dem Sender die Lizenz zu entziehen.

Fall Skripal

Das Außenministerium in Moskau begrüßte das Vorgehen von Roskomnadsor. "Es ist höchste Zeit, das zu tun", schrieb Sprecherin Maria Sacharowa auf Facebook. Ihr täten die BBC-Reporter leid, von denen viele Profis seien und ihre Aufgaben ehrlich erfüllten. "Aber die Einmischung der britischen Regierung in die Aktivitäten russischer Medien lassen uns keine andere Wahl." Aus dem Kreml hieß es, es gebe es auch Fragen an die BBC, ob sie tatsächlich unvoreingenommen berichte.

Der ehemalige russische Doppelagent Skripal und seine Tochter waren im März vor einem Einkaufszentrum in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden. Nach Angaben britischer und internationaler Chemiewaffeninspektoren wurden sie mit dem in der Sowjetunion in den 1970er- und 1980er-Jahren entwickelten Nervengift Nowitschok attackiert. Großbritannien und andere westliche Staaten machen dafür Russland verantwortlich. Die Regierung in Moskau hat dies zurückgewiesen. (APA/Reuters, 21.12.2018)