Zadrazil (in der Mitte) am Ball.

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Wien – Sarah Zadrazil ist Österreichs Fußballerin des Jahres 2018. Die 25-jährige Salzburgerin gewann die Premiere der von der APA unter den zehn Frauen-Bundesliga-Coaches durchgeführten Wahl. Die Mittelfeldspielerin des deutschen Bundesligisten Turbine Potsdam setzte sich mit 19 Punkten vor Laura Feiersinger (14) und Nicole Billa (13) durch.

"Es können nach der Karriere nicht viele von sich behaupten, Österreichs Fußballerin des Jahres geworden zu sein. Das macht mich schon sehr stolz und ist auf jeden Fall sehr schön", sagte Zadrazil. 2013 und 2015 wurde sie am US-College bereits als Spielerin des Jahres geehrt. "Es war natürlich auch in Amerika eine super Wertschätzung, aber die jetzige Auszeichnung ist noch einmal etwas ganz anderes", meinte die Mittelfeldspielerin.

Zadrazil wurde wie Billa und die viertplatzierte Manuela Zinsberger (11) zweimal auf Platz eins gereiht. Auch Viktoria Schnaderbeck, Sarah Puntigam, Nina Burger und Laura Feiersinger verbuchten erste Plätze. Feiersinger wurde am häufigsten genannt: Sechs Coaches hatten die Frankfurt-Offensivspielerin, die in der Liga wie Billa bei sechs Toren hält, unter den ersten drei. Zadrazil reichten fünf Nennungen, um zu gewinnen.

Tonangebend im Mittelfeld

"Sie agiert mannschaftsdienlich und kämpferisch in jeder Phase des Spiels. Sie ist tonangebend im Mittelfeld, hat ein strategisches Auge und ist laufstark", begründete Innsbruck-Trainer Masaki Morass seine Wahl. Bei Bergheims Helmut Hauptmann hörte sich das ähnlich an: "Sie besticht durch ihre sehr gute Physis, extrem hohe Laufbereitschaft, sehr gute Passqualität und ist auch torgefährlich." Fanni Vago (St. Pölten), Mario Graf (Neulengbach) und Bernhard Summer (Vorderland) wählten Zadrazil jeweils auf Position zwei.

Zadrazil stand im Herbst beim früheren Champions-League-Sieger Potsdam immer in der Startformation und spielte in neun von zwölf Partien durch. "Ich habe eine gewisse Führungsposition in der Mannschaft und fühle mich sehr wohl", sagte die ÖFB-Spielgestalterin, die seit 2016 bei Turbine tätig ist. Ihr Vertrag läuft bis 2020, ein Vereinswechsel ist kein Thema, die Chemie stimmt.

Sieben bis acht Trainingseinheiten pro Woche

Sieben- bis achtmal wird pro Woche trainiert, einen Tag hat sie frei. "Es ist eine relativ volle Woche. Man hat zwar zwischen den Einheiten genug Zeit, um Sachen zu unternehmen, aber man investiert schon sehr viel", sagte Zadrazil. Sie wohnt unweit des Trainingszentrums in einer vom Klub zur Verfügung gestellten Wohnung. Mit den Spielerinnen verbringt sie auch privat Zeit, geht gerne Kaffee trinken, shoppen, ins Kino oder spazieren.

Mit ihren ÖFB-Teamkolleginnen ist sie vor allem via Handy verbunden. "Ich habe regelmäßig Kontakt, speziell mit der Laura (Feiersinger)", verriet Zadrazil. Im Nationalteam brachte es Zadrazil seit ihrem Debüt am 25. August 2010 auf 64 Einsätze, wobei ihr acht Tore gelangen. Sie war auch eine Stütze beim bisher größten Erfolg – dem EM-Halbfinale 2017.

"Sie verdient es, weil sie eine unglaublich tolle Persönlichkeit ist", sagte Teamchef Dominik Thalhammer. Im Nationalteam gehöre Zadrazil zu den zwei, drei Spielerinnen, die eine absolute Führungsrolle auf dem Platz und auch außerhalb übernehmen. "In Deutschland hat sie sich bei einem Topverein durchgesetzt, das spricht noch einmal für sie."

Gemeinsam wollen sie in Zukunft weitere Highlights erleben. Zadrazils Profikarriere hat kein fixes Ablaufdatum. "Solange es mir Spaß macht und es körperlich möglich ist, werde ich es ausüben", sagte Zadrazil. Einen Plan B hat sie: Sie wird nach dem Fußball als Kindergartenpädagogin arbeiten.

Fußball in die Wiege gelegt

Der Fußball wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater war Trainer, ihr 28-jähriger Bruder Patrick spielte früher in der Regionalliga (unter anderem bei Grödig). "Dadurch waren wir jeden Tag am Fußballplatz und so habe ich auch angefangen", erklärte Zadrazil. Das runde Leder setzte sich im Vergleich zu Sportarten wie Skifahren, Tennis, Volleyball oder Snowboard als Hauptsportart durch.

Seit Dienstag genießt Zadrazil die Winterpause, die am 7. Jänner endet. Die freie Zeit wird in der Heimat verbracht, vor dem Heiligen Abend im Kreis der Familie in St. Gilgen stand noch ein Kurzskiurlaub in Großarl auf dem Programm. "Ich bin früher Rennen gefahren, ich kann es also halbwegs, von dem her sollte nichts passieren", sagte Zadrazil. 2018 bleibt für sie als "sehr lehrreiches Jahr, das erfolgreicher sein hätte können" in Erinnerung. (APA, 19.12.2018)