Andreas Hagenauer (Redakteur Sport)
"Candy Crush"
Candy Crush ist ein Meister der Täuschung. So süß, so knuffig und so unschuldig kommt es daher, und doch ist es am Ende das Crack der Mobile Games. Crack Crush also. Dem kurzen, aber unheimlich befriedigendem High, wenn man ein Level geschafft hat, gehen unzählige Minuten bzw. Stunden voran, in denen das Spiel, die Macher und vor allem die achso liebe Zuckerfee "Fifi" verteufelt wird. "Was ist das schon wieder für ein Dreckslevel?" Das Prinzip ist bekannt und unheimlich beliebt: ein paar Bonbons verschieben und die Anforderungen zum Levelaufstieg erfüllen. Eigentlich easy. Man munkelt, selbst im Parlament werden auf dem einen oder anderen Display Zuckerl zerschossen.
Je größer der Fortschritt, desto höher die Anforderungen, und irgendwann ist man sich sicher, dass das Spiel direkt in der Hölle programmiert wird. Ich selbst musste heuer in den kalten Entzug: "Wollen Sie die App Candy Crush wirklich löschen?" Gott ja. Wenn aber die Person neben mir im Bett seit Tagen an einem Level verzweifelt, werde auch ich schwach und versuche, natürlich aus reiner Selbstlosigkeit, zu helfen. Die Person neben mir ist dann meist schon lange eingeschlafen und ich fluche noch immer: "Fifi, was ist das schon wieder für ein Dreckslevel?"
"Overwatch"
Ja, ich spiele Overwatch auf der Konsole. Ja, ich weiß, dass Shooter auf der Konsole von ernstzunehmenden Shooteranten müde belächelt werden – wenn überhaupt. Overwatch hat mich aber gepackt und lässt mich nicht mehr los. Hersteller Blizzard ist eigentlich ganz lieb zu seinen Gamern: Hie und da betritt ein neuer Held die witzige Comic-Arena, Events und Skins werden laufend aktualisiert. Seit dem Release musste ich keinen Cent zusätzlich in das Spiel investieren. Das Prinzip stimmt, die Balance auch. Overwatch ist ein Teamshooter: Ohne Kommunikation mit den manchmal zufälligen Mitspielern wird’s happig. Das kann nerven, tut es ab einer gewissen Ernsthaftigkeit aber nicht mehr allzuoft. Dass die Genauigkeit beim Zielen mit den Playstation-Sticks leidet, ist mir wurscht, denn ich weiß, dass es für eine professionelle E-Sports-Karriere zu spät ist. Dafür sind die Kids zu gut und ich einfach zu schlecht. Wenn der Controller in der Ecke ist, bleibt aber vor allem eines: Es macht unheimlich Spaß.
"God of War" vs. "Red Dead Redemption 2"
Ich bin ein Blockbuster Gamer. Die große Gaming-Industrie holt mich immer noch ab. Man kann den Indie-Knüppel gerne aus dem Sack holen. Denn heuer haben vor allem God of War und Red Dead Redemption geliefert. God of War hat mich überrascht, und das in vielerlei Hinsicht. Als Neuling der Serie wusste ich anfangs nicht allzuviel mit dem grantigen, pensionierten Supertypen Kratos anzufangen, aber schon nach den ersten Minuten konnte ich die Finger nicht mehr vom Controller lassen. God of War ist wunderschön, God of War ist überraschend witzig und God of War ist für Casual-(Blockbuster)-Gamer wie mich durchaus anspruchsvoll, ohne spielerisch zu langweilen oder mit Gemeinheiten zu nerven. Und: Es gibt mir eine Richtung, einen Pfad vor. Open-World-Games waren damit für mich vorerst erledigt, ich wollte dass mich ein Spiel leitet und mir nicht nur zig Möglichkeiten zur Entfaltung bietet. Und dann kam Red Dead Redemption 2: Cowboy ex machina also.
Das Spiel um Arthur Morgan ist derart opulent, dass es dann doch wieder Spaß macht. Über die klobige Steuerung wurde schon genügend gemault, aber wenn die Stunden verstreichen, weil man gerade dieses eine perfekte Eichhörnchen abzupfeilen versucht oder man den nächsten Bankraub vorbereitet oder einfach nur mit seinem Lieblingsgaul ("Good girl, Gerda") über die Prärie zimmert, dann ist man genau dort, wo man sein will: in einer anderen Welt.