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Unruly Passengers: Gab es 2016 noch 82 solch gravierende Fälle, waren es im vergangenen Jahr bereits 329.

Foto: Getty Images/tanyss

Zuerst flucht er nur, dann beginnt er laut zu werden und zu drohen und am Ende schlägt er den Flugbegleiter. Solche Ausraster sind zum Glück selten – aber sie nehmen zu. Gemäß Zahlen des Airline-Dachverbandes IATA kam es im Jahr 2017 auf einem von 1.053 Flügen zu einem solchen oder ähnlichen Vorfall. 2016 war dies lediglich auf einem von 1.424 Flügen vorgekommen. In der Branche nennt man solche Pöbel-Passagiere "Unruly Passengers".

In den allermeisten Fällen – rund 96 Prozent aller Vorkommnisse – geht es um Beleidigungen und Gewalt. Die besonders krassen Ausraster sind selten, sie nehmen jedoch überdurchschnittlich zu. Die IATA definiert sie als potenziell lebensgefährliche Situationen. Dazu gehören die Androhung von Verletzungen, die Verwendung von Waffen oder den Versuch, ins Cockpit einzudringen.

Alkohol im Spiel

Gab es 2016 noch 82 solch gravierende Fälle, waren es im vergangenen Jahr bereits 329. Man beobachte eine "signifikante Zunahme" von besonders aggressivem Verhalten an Bord, konstatiert IATA-Manager Tim Colehan. Oft sei dabei Alkohol im Spiel, erklärte er beim Global Media Day in Genf.

Der Trend ist schlecht für die Branche. Es ist nicht nur unangenehm und gefährlich für die Flugbegleiter und die anderen Passagiere, sondern auch teuer. Muss ein Flugzeug etwa wegen eines Unruly Passengers ungeplant landen, kann das bis zu 170.000 Euro kosten.

Neue Regel bei der Verfolgung

Die IATA hat deshalb eine Strategie verabschiedet, um die Zahl der Vorfälle zu verringern. Ein Pfeiler ist Prävention. Im stark betroffenen Großbritannien wurde deshalb eine Kampagne getestet, welche Passagiere auf die Folgen renitenten Verhaltens an Bord hinwies: von Flugsperren bis zu hohen Strafen. Bei der Expansion der Kampagne will sich die Branche auf Altersgruppen mit besonders hohem Risiko und besonders gefährdete Strecken konzentrieren.

Ein anderer Pfeiler ist eine konsequente Bestrafung. 2014 hat die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO das sogenannte Protokoll 14 verabschiedet. Es ändert die Zuständigkeit für Fälle von Unruly Passengers. Waren bisher die Staaten für die Verfolgung der Pöbler zuständig, in denen das Flugzeug registriert ist, soll es künftig das Land sein, in dem das Flugzeug landet.

Noch nicht in Kraft

Noch ist die neue Regel aber nicht in Kraft getreten. Zuerst müssen 22 Mitgliedsstaaten sie ratifizieren. Das dauert. Erst 15 Länder haben unterschrieben, zwei weitere stehen kurz davor. Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören noch nicht dazu. Meist haben die Parlamente andere Prioritäten, als dieses Protokoll zu unterzeichnen. (Stefan Eiselin, 18.12.2018)