Der Stein des Anstoßes.

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Semmering – Aufgespießte Tierköpfe und eine nackte Frau, der ein Halbmond zwischen die Beine starrt. So sieht das offizielle Plakat für die FIS-Weltcuprennen der Damen am Semmering (28. und 29. Dezember) aus. Seit 1998 entwirft es bei jeder Austragung der Künstler Christian Ludwig Attersee, auch auf vergangenen Skiplakaten sind nackte Frauen ein wiederkehrendes Motiv. So auch bei einem Plakat für die Ski-WM in Schladming 2013.

Eine Sexualisierung, die im Netz nun für Aufsehen sorgt: Die Journalistin Corinna Milborn postete das Plakat am Samstagvormittag auf Facebook und erntete viel Kopfschütteln für das Sujet.

Insbesondere angesichts des Missbrauchskandals stößt das Motiv vielen sauer auf. "Die niederösterreichische Antwort auf ein Jahr, in dem sexuelle Übergriffe im Schisport endlich aufflogen", war beispielsweise schon in den Kommentaren unter dem ursprünglichen Post von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zu lesen.

Am 16. Dezember sollen zwei signierte Schöndrucke des offiziellen Weltcupplakates bei einer Licht Ins Dunkel-Auktion live auf ORF1 versteigert werden.

Die Stellungnahme

Franz Steiner, Präsident des WSV Semmering, verweist auf STANDARD-Anfrage auf eine an den österreichischen Werberat gerichtete Stellungnahme von ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner und Attersee.

"Es lag uns wirklich fern, mit dieser Arbeit eines bedeutenden österreichischen Künstlers die Befindlichkeit von Betrachtern in irgendeiner Weise zu verletzen. Wenn dies unerwartet und unbeabsichtigt eingetreten ist, bedauern wir das aufrichtig", schreibt Leistner darin. Der Tiroler betont danach die lange Tradition der Zusammenarbeit.

Attersees Erklärung lautet in voller Länge wie folgt:

"In einer Welt, die von Pornografie in der Öffentlichkeit besetzt ist, bin ich sehr froh, dass ich mit meiner Kunst eine dem entgegengestellte Sicht der Darstellung der Frauenwelt anbieten kann.

Ich betrachte den Entwurf zu dem Plakat als ein Kunstwerk für die Öffentlichkeit, in dem die Kraft, Eigenständigkeit und das Selbstbewusstsein der Frauen positiv gezeigt wird. Gehen wir beispielsweise ins Kunsthistorische Museum, so werden wir auf jedem zweiten Bild entkleidete Frauen finden, viele auch nur Brüste zeigend.

Das "Brüste Weisen" gilt seit dem Mittelalter als Ausdruck der Stärke der Frauen gegenüber der kriegerischen Männerwelt. Die "Oben-Ohne-Welt" finden wir bei vielen Modeschauen oder an den meisten Stränden Europas. Somit ist sie auch ein Teil der Presse und des öffentlichen Fernsehens. Das Bild zeigt die Sportlerin in voller Aktion, die Nacktheit schenkt ihr Vertrauen in ihre Umwelt. Sie erreicht dadurch eine märchenhafte Pose, die bereits von vielen Betrachtern des Plakates als positiv bewertet wurde."

"Allen kritischen Ansprüchen gerecht werden"

Leistner schließt danach mit: "Sollten, wie vorangeführt, entgegen aller Erwartung, Gefühle von Betrachtern verletzt worden sein, dann tut uns das ehrlich leid und wir entschuldigen uns bei den Betroffenen." Man würde die Verbindung von Kunst und Sport als "einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Bedeutung und Annerkennung des Damen-Rennsports in der Öffentlichkeit" sehen und werde sich "bemühen, dieses Ziel weiter zu verfolgen und dabei auch allen kritischen Ansprüchen gerecht zu werden." (red, 15.12.2018)