Wenn jemand in der Stadt die Umgebung vom Rad aus zwangsbeschallt ist das lästig. In der Natur ist es die Pest.

Foto: APA

Ja eh: Radfahrende Umgebungszwangsbeschaller gab es schon früher. Nur waren das halt meist ältere Herren mit popeligen Transistorradios an der Lenkstange. Aus denen tönte, krachend-übersteuert, Radio Niederösterreich. Egal: Weiter als fünf Meter war das Gekrächze selten zu hören.

Bluetooth-Speaker

Heute ist das anders. Den Anfang machten Puberteln, die am Weg zum Balzplatz ihre Umwelt nicht mehr nur in der U-Bahn, sondern auch vom Gratisleihrad aus per Smartphone musikalisch malträtierten. Radfahrer mit fetten Bluetooth-Lautsprechersystemen vermehren sich rasant. Und es liegt in der Natur der Klientel, dass kaum wer dezente Klavier- oder Kammermusik rausbläst – wobei ja auch das nicht jeden ungefragt Beschallten begeistern muss.

Im städtischen Geräuschamalgam ist es bloß lästig – doch in der Natur wird es zur Zumutung. Egal ob aus dem Gepäckkorb eines Viennabikers auf der Hauptallee, aus einer Rückentrikottasche im Rennradpulk auf dem Donauradweg oder aus dem Rucksack eines Mountainbikers auf dem Singletrail im Ötztal: Es ist akustische Umweltverschmutzung. Eine Pest.

Manieren und Respekt

Und es metastasiert. Appelle und Argumente? Sinnlos: Die Botschaft, dass die wummernde Boombox am Rad weder Coolness noch überlegenen Musikgeschmack, sondern lediglich das Fehlen von Manieren und Respekt für Mitmenschen und Umwelt beweist, prallt an jeder "Wall of Sound" ab: Ohrenbetäubendes Utz-Utz-Utz löst zumindest in dieser Hinsicht alle Unterschiede zwischen Auto- und Radfahrern auf. Und zwar in das absolute Gegenteil von Wohlgefallen. (Thomas Rottenberg, 17.12.2018)