Jan Böhmermann feiert Weihnachten – am Freitag um 20.15 Uhr im ZDF.

Foto: ZDF

Zum Schluss wird es noch ein Stück weit romantisch: Es klopft der Nerd an die Tür seiner Chatprinzessin, von der er lange nicht wusste, dass sie neben ihm wohnend Pralinen in sich stopft. Süß. Bis dahin führen Böhmermanns perfekte Weihnachten jedoch durch eine Art Feierhölle. Und obwohl die Polizei kein Familienmitglied abführen muss, ist diese halbe Stunde – Freitag um 20.15 Uhr im ZDF – dazu angetan, nachdenklich zu stimmen.

Das Versagen sozialer Intelligenz flutet hier alle deutschen Wohnräume, bis auf jenen einer türkischen Familie, die nicht feiert. Nachbargeschenke nimmt sie mit höflichem Mitleid in Empfang, die vier Singles, die vor ihrer Tür stehen, meinen es ja gut. So gut, wie jener Papa, der ein Stockwerk drunter einen Weihnachtsbaum umarmt, der durch die Decke will. Mutti ist deshalb aber sauer. Sie rächt sich, indem sie Bockwurst als Herausforderung an Aug und Magen kreiert. Auch die einsame Frau Herold, die man samt ihrer "schönen" Erinnerungen an die Hakenkreuzzeit einlud, wankt. Schließlich reicht sie die verzehrten Würstel als Flüssigkeit an den Kotzkübel weiter.

Einem der vier Singles geht es ähnlich. Die Gans, in die er biss, hat geschmeckt wie ein "gebackenes Kondom", nun kommt eine Nussallergie dazu. Immerhin hilft singen, wie wär's mit Single Bells? Während die Nussallergie abklingt, bockt irgendwo ein digitaler Assistent. Der Weihnachtsbefehl "Connect the System Christl!", ist überall in einem Haus zu hören, dessen Bewohner vergeblich um die himmlische Magie der Nächstenliebe ringen.

Immerhin spiegelt sie sich in den Augen des Postboten und im Blick des Nerds. Vielleicht wird ja doch alles gut. (Ljubiša Tošić, 14. 12.2018)