Tel Aviv – Nach einem Anschlag auf israelische Soldaten mit zwei Toten und zwei Verletzten bleibt die Lage im besetzten Westjordanland weiterhin angespannt. Kontrollpunkte um die Stadt Ramallah, das Verwaltungszentrum der Palästinenser im Westjordanland, bestünden weiterhin, sagte ein Sprecher der israelischen Armee am Freitag.

Ein verletzter Soldat befand sich nach einem Bericht des israelischen Fernsehens noch in Lebensgefahr. Die israelische Armee hatte Ramallah während der Suche nach dem mutmaßlichen palästinensischen Attentäter abgeriegelt. Dies war nach palästinensischen Medienberichten das erste Mal seit Ende der zweiten Intifada (palästinensischer Volksaufstand) im Jahr 2005. Bei dem Anschlag nördlich von Jerusalem hatte nach Angaben der israelischen Armee der Angreifer das Feuer auf Israelis an einer Bushaltestelle eröffnet. Zwei Soldaten wurden getötet, ein Soldat und ein Zivilist wurden verletzt. Der Attentäter sei mit seinem Auto geflohen.

In der Nacht auf Donnerstag hatten israelische Sicherheitskräfte zwei mutmaßliche palästinensische Attentäter aus dem Westjordanland bei versuchten Festnahmen getötet. Zwei weitere Palästinenser wurden nach Angaben der Armee und der Polizei bei ihren eigenen Attacken erschossen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte als Reaktion auf den Anschlag einen Ausbau der israelischen Siedlungen an.

Kurz nach Anschlag

Die Attacke kommt nur wenige Tage nach einem Anschlag bei der israelischen Siedlung Ofra. Eine hochschwangere Frau war dabei am Sonntag schwer verletzt worden. Drei Tage später starb ihr Baby, das Ärzte mit einem Notkaiserschnitt in der 30. Woche geholt hatten. Insgesamt wurden bei dem Anschlag sieben Israelis teilweise schwer verletzt.

Einer der beiden getöteten Palästinenser soll an dem Anschlag bei Ofra beteiligt gewesen sein, wie Israels Sicherheitsminister Gilad Erdan sagte. Der zweite soll im Oktober in einer Fabrik nahe der israelischen Siedlung Barkan im nördlichen Westjordanland zwei Israelis getötet haben – einen Mann und eine Frau.

Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen hatte einer der Palästinenser versucht, zu fliehen und die Sicherheitskräfte anzugreifen. Der zweite habe sich versteckt und sei bewaffnet gewesen. Er habe bereits einen weiteren Anschlag geplant, hieß es in einer Stellungnahme.

Hamas bekennt sich

Der militärische Arm der Hamas, die Ezzedin-al-Qassam-Brigaden, reklamierte die Anschläge bei Ofra und nahe Barkan für sich. "Unser Widerstand wird weiterhin auf der Landkarte unserer Heimat sichtbar sein", hieß es in einer Stellungnahme. "Es gibt noch viel zu tun, was die Erwartungen des Feindes durcheinander bringen wird."

Jonathan Conricus, Sprecher der israelischen Armee, verwies nach den beiden Anschlägen mit Schusswaffen auf das Phänomen der Nachahmungstäter. Diese würden durch soziale Netzwerke und Internetseiten, wie die der radikal-islamischen Hamas, bestärkt. "Wir werden unsere Präsenz im Westjordanland mit einigen weiteren Kampftruppen verstärken", sagte er.

Mutmaßlicher Angreifer erschossen

Zudem wurde ein mutmaßlich palästinensischer Angreifer in der Jerusalemer Altstadt von israelischen Polizisten erschossen. Er soll nach Angaben der Polizei in der Nacht zu Donnerstag zwei Polizisten angegriffen und verletzt haben. Sicherheitskräfte hätten auf den Mann geschossen. Der Zwischenfall soll sich vor dem Österreichischen Hospiz in der Altstadt ereignet haben.

Seit Herbst 2015 kommt es wieder verstärkt zu Anschlägen im Westjordanland. Israel hatte 1967 im Sechstagekrieg unter anderem Ost-Jerusalem und das Westjordanland erobert. Die Palästinenser fordern das Gebiet für einen eigenen Staat Palästina mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. (red, APA, 13.12.2018)