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Die Weltklimakonferenz in Polen geht in die heiße Phase. Fast 200 Staaten ringen um eine Einigung, um eine Klimakrise abzuwenden.

Foto: AP Photo/Czarek Sokolowski

Kattowitz – Die Stimmung auf der 24. Klimakonferenz in Kattowitz in Polen wird nervöser. Viele Türen blieben der Öffentlichkeit am Mittwoch verschlossen: Es wird auch in Kleingruppen hitzig verhandelt. Denn viele Punkte sind vor dem planmäßigen Ende am Freitag immer noch ungeklärt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres kehrte sogar außerplanmäßig nach Kattowitz zurück, um bei einer Rede vor dem Plenum die Konferenzteilnehmer zu mahnen: "Wir müssen unsere Anstrengungen beschleunigen, wenn wir den Pariser Verpflichtungen Folge leisten wollen." Es handle sich um die wichtigste Weltklimakonferenz seit der Einigung auf ein globales Klimaschutzabkommen Ende 2015 in Paris.

Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen war zum Beispiel am Mittwoch eines jener heiklen Themen. Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze fordert eine größere finanzielle Unterstützung der EU für den Ausstieg aus Kohlestrom. Die SPD-Politikerin forderte bei einer Pressekonferenz auf der Klimakonferenz, dass im nächsten EU-Haushalt mehr Mittel für die mehr als 40 betroffenen Kohleregionen bereitgestellt werden. Konkrete Zahlen nannte sie nicht.

USA mit zwei Gesichtern

Auch die USA zeigen weiterhin wenig Ambitionen. Das lässt sich auch am Rahmenprogramm ablesen. In Halle E im weitläufigen Konferenzzentrum zeigen die einzelnen Staaten ihre Bemühungen und Innovationen im Bereich Klimaschutz. Bei den Ausstellungsständen entstehen Gespräche und Austausch. Die Länder geben sich gastfreundlich: Japan begrüßt mit einem kleinen, sprechenden Roboter, Indonesien mit Tänzen und Nigeria mit Kostproben.

Nur die USA machen sich diese Mühe in diesem Jahr nicht mehr. Eine Veranstaltung zu den Vorzügen fossiler Brennstoffe stieß auf Proteste. Die Vereinigten Staaten sind aber trotzdem vertreten: Unter dem Titel "We are still in" hat die Bewegung von einzelnen US-Bundesstaaten gegen US-Präsident Donald Trumps Klimapolitik ein eigenes Büro, einen Infostand und einen Veranstaltungsraum. Auch ein Vortrag des ehemaligen US-Vizepräsidenten und Umweltschützers Al Gore stand am Mittwochabend im Climate-Hub der Umweltschutzorganisation Greenpeace auf dem Programm.

Gemischte Gefühle

Dass die USA neben Kuwait, Russland und Saudi-Arabien aber nicht einmal den Bericht des Weltklimarats (IPCC) anerkennen wollten, sondern nur "begrüßten", sorgte für Verstimmungen. Klimawissenschafter Joeri Rogelj, einer der Hauptautoren des IPCC-Berichts seit 2010, sieht diese Reaktion mit gemischten Gefühlen, wie er dem STANDARD am Rande der Klimakonferenz sagt: "Wissenschaftlich fühlen wir uns nicht beleidigt. Das bedeutet nur, dass der Bericht mit den neuen Daten sehr klar und deutlich zeigt, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius notwendig ist."

Für einige Länder seien die Klimaschutzmaßnahmen, die damit einhergehen müssen, aber zu unbequem oder zu schwierig. "Spannend wird es, wie die endgültige Entscheidung der Verhandlerstaaten am Ende der Woche aussieht", sagt Rogelj. Der IPCC-Report wird von den Ländern Zeile für Zeile durchgearbeitet und abgesegnet. Dieser langwierige Prozess sorgt dafür, dass er für die Verhandler einen hohen Wert besitzt. (july, 12.12.2018)