Durch Zufall sind Forscher auf eine der größten Höhlen Kanadas gestoßen: Ein Expertenteam wollte im vergangenen Frühjahr eigentlich die Karibu-Bestände im Norden des Wells Gray Provincial Park in British Columbia dokumentieren. Doch beim Überflug eines abgelegenen Areals des großen Naturschutzgebiets blickten sie plötzlich in ein schwarzes Loch, das in einem schneebedeckten Hang klaffte.

Gigantischer Höhleneingang. Zum Größenvergleich: In den rot markierten Kreisen befinden sich Teilnehmer eines Expeditionsteams der Royal Canadian Geographical Society.
Foto: John Pollack/Royal Canadian Geographical Society

Abwarten und Schnee schmelzen

Verständigte Geologen erkannten schnell, dass es sich um den Eingang zu einer großen Höhle handeln musste – doch vorerst hieß es abwarten, bis der Schnee geschmolzen war. Dann zeigte sich beim erneuten Überflug ein Schlund gigantischen Ausmaßes: Der Eingang ist an die 100 Meter lang und 60 Meter breit. Man könne etwa 183 Meter in die Tiefe blicken, sagte John Pollack von der Royal Canadian Geographical Society bei der Veröffentlichung des Fundes vergangene Woche zu "Canadian Geographic".

Den Forschern war die Höhle bislang völlig unbekannt. In einer Stellungnahme des zuständigen Ministeriums für Umwelt und Klimawandel-Strategien hieß es, man sei in Kontakt mit der lokalen indigenen Bevölkerung um herauszufinden, ob die Höhle von kultureller Bedeutung sei und besonderer Schutzmaßnahmen bedürfe.

Video: Luftaufnahme der Höhle im Wells Gray Provincial Park in British Columbia.
Canadian Geographic

Schwierige Expedition

Wie tief die Höhle tatsächlich ist, sei noch völlig unklar, so Pollack. Da große Mengen Wasser hinab fließen, sei die genauere Erforschung sehr anspruchsvoll und werde viel Zeit beanspruchen. Der Höhlenforscher vermutet aber, dass das Wasser einen unterirdischen Fluss speisen könnte, der 2,1 Kilometer entfernt wieder zutage tritt. "Es ist sicher eine der größten und spektakulärsten Höhlen Kanadas", so Pollack.

Erste Abstiegsversuche endeten in einer Tiefe von 80 Metern unterhalb der Oberfläche – jäh gestoppt vom starken Wasserfall, der sich aus dem Schmelzwasser eines rund zehn Quadratkilometer großen Einzugsgebiets speist. Die Lage der Höhle erschwere die Erforschung zusätzlich: Im Frühling seien die Wassermassen durch die Schneeschmelze viel zu gefährlich, im Winter sei es wiederum kaum möglich, sich dem steilen Eingang mit dem notwendigen Equipment zu nähern. "Die einzige Zeit, in der man es versuchen kann, ist September", sagte Pollack. "Es ist ein wilder Ort." (dare, 10.12.2018)