In der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) steht eine Machtverschiebung an. Dieser Dachverband der sunnitischen Strömungen ist der offizielle Gesprächspartner der österreichischen Regierung und Behörden. Am Wochenende soll nun ein neuer Präsident gewählt werden, nachdem der bisherige die Unterstützung verloren hat. Er hatte mehrere Moscheen beanstandet, was die türkis-blaue Regierung zum Anlass nahm, einige Moscheen öffentlichkeitswirksam zu schließen. Sie sind längst wieder aktiv.

Der jetzige Präsident stammt aus der Atib, dem größten muslimischen und zugleich türkischen Verband, der völlig unter der Kontrolle der Erdogan-Regierung steht. Der neue wird möglicherweise ein Vertreter des zweitgrößten Verbandes, der Islamischen Föderation, hinter der aber die religiös-nationalistische Milli-Görüs-Gruppe steht (die sich inzwischen mit Erdogan arrangiert hat). Die IGGÖ ist somit heute von türkischstämmigen Vertretern dominiert, nachdem anfangs ein gebürtiger Syrer Präsident gewesen ist. Arabische Vertreter haben auch vergeblich gegen den Wahlmodus protestiert. Die besonders unter den Kurden vertretenen liberaleren Aleviten haben sich schon länger abgespaltet.

Wie immer die Wahl ausgeht, die IGGÖ bleibt ein wenig transparenter, sehr konservativer Verein, der von inneren, letztlich auch ethnischen Auseinandersetzungen geprägt ist. (Hans Rauscher, 7.12.2018)