Wer beim Run auf Immobilien mitmachen will, sollte vorab gründlich recherchieren – und nicht alles auf eine Karte setzen.

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Der Run auf Immobilien ist ungebrochen: 50.000 Wohnungen wechselten 2017 den Besitzer. Das Betongold gilt als sichere Anlageform. Das findet auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): "Für junge Menschen ist Eigentum die beste Maßnahme gegen Altersarmut", tweetete er im Wahlkampf vor rund einem Jahr. Auch beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) wird die selbstgenutzte Eigentumswohnung als Immobilieninvestition empfohlen. VKI-Finanzexperte Bernd Lausecker weiß allerdings auch, dass das Budget bei vielen dafür nicht reicht.

Am Boom des Betongolds können sie trotzdem mitnaschen. Allerdings, so warnen Experten, nicht als Ersatz für das Sparbuch: Nur ein Teil des Ersparten sollte investiert werden – und zwar breit gestreut. Die goldene Regel: "Man muss in der Nacht noch ruhig schlafen können", so Lausecker.

Wer sich um seine Nachtruhe nicht sorgt, für den gibt es unterschiedliche Investitionsmöglichkeiten. Aber Achtung: Nicht überall, wo Immobilie draufsteht, ist auch eine Immobilie drinnen. Eine Entscheidungshilfe.

  • Immobilienfonds: Offene Publikumsfonds enthalten oft mehrere Immobilien, wodurch sich das Risiko verteilt. VKI-Experte Lausecker rät, sich die Objekte im Fonds genau anzuschauen: "Ein wichtiger Indikator ist der Vermietungsgrad." Liegt dieser bei 90 oder 95 Prozent, dann sei es kein Drama, wenn ein Mieter auszieht. Ein Risiko: Der Wert des Anteilsscheins hängt von der einmal im Jahr stattfindenden Bewertung eines Sachverständigen ab; kommt es zu starken Bewertungsunterschieden, kann es zu Problemen kommen.

    Von geschlossenen Fonds, bei denen ein Ausstieg nicht einfach möglich ist, rät man beim VKI Kleinanlegern dezidiert ab. "In einem solchen Fonds hängt man auf Gedeih und Verderb drinnen", sagt Lausecker. In der Vergangenheit haben Anleger mit geschlossenen Fonds viel Geld verloren.
  • Bei Immobilienaktien wird nicht direkt in Immobilien investiert, sondern es werden Anteile an Immobilienunternehmen erworben. "Das ist eher etwas für spekulative Anleger", urteilt Lausecker. Das Risiko bei den Immobilienaktien: Der Wert der im Unternehmensbesitz befindlichen Immobilien sei für den Aktienkurs relativ unwichtig, stattdessen zähle, wie viel Rendite diese Immobilien machen. Generell ist die Immobilienaktie nur für langfristig orientierte Anleger geeignet, betont Lausecker: "Wenn man in einer schlechten Börsenphase verkauft, kann man schon einen heftigen Verlust machen."
  • Auch bei Immobilienanleihen täuscht der Name: Hier wird nicht in Immobilien investiert, sondern in Immobilienunternehmen. "Eine Investition in Immobilienanleihen darf nicht mit einer Investition in Immobilien verwechselt werden", hieß es dazu im Sommer in einer Aussendung der Finanzmarktaufsicht (FMA). Das Wort "Immobilie" wiege viele Anleger in falscher Sicherheit, kritisieren Experten. Denn oftmals ist die Anleihe nicht durch Immobilien besichert, wie das etwa beim Immobilienentwickler Wienwert der Fall war, der Anfang des Jahres in die Pleite schlitterte. Grundsätzlich sei bei Immobilienanleihen die Bonität des dahinterstehenden Unternehmens ausschlaggebend, betont Lausecker. Anleihen, die von Banken emittiert werden, seien daher auch anders zu beurteilen.
  • Seit einigen Jahren boomt das Crowdfunding: Dabei werden sehr viele sehr kleine Beträge durch einen "Schwarm" in ein Immobilienprojekt investiert. Die Laufzeit ist kurz und liegt in der Regel zwischen sechs und 24 Monaten. Die gesetzliche Deckelung liegt bei 5000 Euro. VKI-Experte Lausecker findet diese Deckelung gut, denn er betont: "Das Crowdfunding ist hochspekulativ."

    Die Gelder der Crowd werden nämlich mittels Nachrangdarlehen vergeben. Kommt das Immobilienprojekt ins Schleudern, dann ist das Geld höchstwahrscheinlich weg. In Österreich war das bei Immobilienprojekten bis dato noch nicht der Fall. Anleger in Berlin blickten aber im Vorjahr bei einem Mikrowohnungsprojekt, das in die Pleite krachte, durch die Finger.

    Lausecker hat noch einen weiteren Kritikpunkt an dieser Anlageform: "Die Crowd wird nicht am Erfolg des Projektes beteiligt", etwa wenn die Rendite für den Bauträger am Ende bei 35 Prozent liegt. Beim VKI rät man jedenfalls dazu, sich die Projektinformationen vorab genau anzuschauen und zu überprüfen, ob die Versprechungen des Bauträgers überhaupt realistisch klingen.

Zweite Meinung einholen

Generell gilt: Wer Geld anlegen will, sollte gründlich recherchieren und sich nicht auf vermeintlich todsichere Tipps anderer verlassen. Bernd Lausecker rät dazu, nach Beratungsgesprächen eine zweite Meinung einzuholen und mindestens eine Nacht darüber zu schlafen. "Und mein Rat ist: Bitte unterschreiben Sie nur etwas, was Sie wirklich verstanden haben."

Auch Klaus Grubelnik, Mediensprecher der Finanzmarktaufsicht, warnt eindringlich vor vorschnellen Entscheidungen: "Es wird sehr viel Schindluder getrieben mit der Sehnsucht der Menschen nach Betongold."

Eines der wichtigsten Beurteilungskriterien ist daher laut Lausecker: "Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist meistens auch nicht wahr." (Franziska Zoidl, 7.12.2018)