Eugen Freund hofft auf mehr Österreich in Europa.

Foto: APA/Gruber

Freier Mitarbeiter bei verschiedenen Medien, ab 1978 Sprecher von Außenminister Willibald Paar, prominenter ORF-Journalist, Politiker. Das waren die beruflichen Stationen im Leben des EU-Abgeordneten Eugen Freund. Nach den Europawahlen im kommenden Mai wird der 67-Jährige in Pension gehen.

Eine Verlängerung seines Mandats im Europäischen Parlament wird es für den gebürtigen Kärntner nach nur einer Legislaturperiode in Straßburg und Brüssel nicht geben: "Das wird nicht angeboten." Das mag erstaunen. Immerhin war Freund 2014 Spitzenkandidat der SPÖ.

Er verzichtete dann aber auf die Funktion als Delegationsleiter zugunsten von Evelyn Regner. Die Partei hatte damals im Wahlkampf unter Kanzler Werner Faymann in den Grenzgänger zwischen Politik und Journalismus als attraktiven "Quereinsteiger" viel investiert.

Zwei Parteichefs später braucht die Partei ihn nicht mehr. 2014 war es der SPÖ darum gegangen, jemanden auf Listenplatz eins zu haben, der "immer gut kommuniziert hat und der viele Journalisten kennt", zieht Freund im Gespräch mit dem STANDARD Bilanz. Das traf für einen Mann, der über Jahre vor Millionenpublikum ZiB 1 und ZiB 2 moderiert hatte, lange ORF-Korrespondent in Washington gewesen war, in hohem Maße zu, ganz ähnlich wie bei Ursula Stenzel. Sie war bei der ÖVP bei den EU-Wahlen 1999 die Speerspitze, so wie Ex-Spiegel-Journalist Hans-Peter Martin 2004 bei der SPÖ.

Aber "die Erwartung", dass sich das in Österreich dann zu einem Mehr an Interesse für das Europäische Parlament umsetzen lasse, "die hat sich nicht erfüllt". Freunds Diagnose nach viereinhalb Jahren fällt zwiespältig aus: Ernüchterung einerseits, was die österreichische EU-Politik betrifft; aber andererseits eine gewachsene Begeisterung für das gemeinsame Europa und die Arbeit, die EU-Abgeordnete machen.

Absolut positive Erfahrungen

"Ich habe hier absolut positive Erfahrungen gemacht", erzählt er mit hörbarer Freude, "allein die Tatsache, dass man ununterbrochen mit Menschen aus 27 Ländern eng zu tun hat, mit ihrer Kultur, ihrer Geschichte, ob im Lift oder im Plenum", erzählt er. Das mache das Wesen der Union aus, "das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt", diese gemeinsame Suche nach Konsens, nach Kompromissen in einem "Arbeitsparlament", in dem vor allem die Sacharbeit zähle. Umso mehr schmerzt den SPÖ-Politiker, dass es zwischen der EU-Ebene und dem Interesse für Europa zu Hause in Österreich "eine riesige Kluft gibt", als wären das "zwei verschiedene Welten". Den Parteien sei "das Hemd näher als der Rock", habe er festgestellt, und zwar allen Parteien: "Sie sagen, 'Wir sind Europa!' oder 'Wir sind proeuropäisch", und das war's dann auch schon."

Es kümmere sie "nicht wirklich", was in Straßburg laufe, das gelte auch für weite Teile der Medien: "Es ist noch nicht durchgedrungen, wie wichtig die EU-Politik für die Innenpolitik und für Österreich ist." Ist er frustriert?

Nein, sagt Freund, im Gegenteil, er habe unschätzbare Erfahrungen gemacht. Seiner Partei rät er dringend, im Wahlkampf "den Gegensatz zwischen Nationalisten und Europäern herauszustreichen", denn eines sehe man von Woche zu Woche klarer: "Der Nationalismus ist der Tod für Europa." (Thomas Mayer, 6.12.2018)