ÖBB-Streiks zu Wochenbeginn haben für einige Verzögerungen im Bahnverkehr geführt.

Foto: APA/fBarbara Gindl

Wien – Eine Woche nach dem Warnstreik der Eisenbahner haben Arbeitgeber und Dienstleistungsgewerkschaft Vida doch noch einen neuen Kollektivvertrag für die rund 40.000 Bediensteten in Österreichs Schienenbahnen zustande gebracht. Nach 16 Stunden kam Sonntagfrüh die erlösende Meldung: Löhne und Gehälter in der Bahnbranche steigen rückwirkend ab 1. Juli 2018 um 3,4 Prozent.

Vida-Gewerkschaftschef Roman Hebenstreit – er ist zugleich Vorsitzender der ÖBB-Konzernvertretung – zeigte sich zufrieden: "Wir haben ein Ergebnis, und darüber sind wir sehr froh." Für Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben ist der Abschluss finanziell "gerade noch vertretbar. Wir haben einen KV-Abschluss, für den sich die Unternehmen zur Decke strecken müssen und der hart an der Grenze des Leistbaren ist." – "Absolut an der Obergrenze", sagt auch Westbahn-Chef Erich Forster.

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In Summe koste der Abschluss die mehr als 60 Bahnunternehmen in Österreich an die hundert Millionen Euro. Ein großer Teil der Summe entfällt auf die staatliche ÖBB. Deren Chef, Andreas Matthä, begrüßte die Einigung: "Unser Appell hat sich ausgezahlt, ich bin froh, dass sich die Vernunft durchgesetzt hat", so Matthä. "Durch Verbesserungen im Rahmenrecht ist es gelungen, gerade auch für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Besserstellungen zu erreichen."

"Fairer Ausgang"

Ins selbe Horn stieß Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), von dem nach der gescheiterten Runde vor einer Woche massiver Druck gekommen war. Hofer hatte vorgerechnet, dass bei einer Belastung von 80 Millionen Euro durch den Abschluss der Finanzminister streiken müsste, nicht die Eisenbahnbediensteten. Nun, da der Abschluss hundert Millionen Euro kostet, lobte er den "fairen Ausgang" der Verhandlungen, der "die ÖBB und alle anderen Bahnunternehmen weiterhin zu attraktiven Arbeitgebern im Land" mache. Das sehen zwei Dutzend Cargo-Bahnen und die Westbahn nicht ganz so entspannt. Sie müssen die höheren Gehälter aus eigener Kraft stemmen, während Landes- und Kommunalbahnen auf höhere Abgeltung im Wege von Verkehrsdienstverträgen mit der öffentlichen Hand hoffen dürfen.

Verglichen mit dem Metallerabschluss (3,6 bis drei Prozent, abhängig von Gehalts- und Verwendungsgruppe, jedenfalls aber 80 Euro) steigen die Eisenbahner gut aus. Auf niedrigere Einkommensstufen nimmt die Erhöhung laut Bahn-KV aber kaum Rücksicht, die Erhöhung erfolgt querbeet.

Die Zuschläge für Nachtschichten werden erhöht, allerdings nicht auf das Niveau der ÖBBler angehoben. Mit Nachtschichten kann man sich bis zu sieben zusätzliche Urlaubstage erarbeiten. Wer mehr als 20 Nachtdienste pro Jahr schiebt, bekommt zwei Tage Sonderurlaub. Lehrlingsentschädigungen werden zwischen vier und zehn Prozent angehoben. Um mehr als 100 Euro steigen die Einstiegsgehälter von Lokführern, Verschiebern oder Wagenmeistern. Man wolle sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren, sagte Scheiber. Sonderurlaub gibt es auch für Ehrenamtliche bei Feuerwehr und Rettung. Die 38,5-Stunden-Woche, die es nur bei der ÖBB gibt, soll via Betriebsvereinbarungen auch in anderen Betrieben möglich sein. (ung, APA, 2.12.2018)