Wien – Nach dem Diebstahl eines Renoir-Gemäldes im Dorotheum am Montag fehlt noch jedwede Spur. Sowohl vom Kunstwerk als auch den drei Tätern, nach denen seit Mittwoch mit Aufnahmen der Überwachungskamera gefahndet wird. Erste Hinweise seien eingelangt und die Ermittlungen auf internationaler Ebene angelaufen, bestätigt Patrick Maierhofer, Sprecher der Landespolizeidirektion Wien.

Das gestohlene Gemälde: Die Ölstudie einer bretonischen Küstenlandschaft gehört nicht zu den klassischen Motiven Pierre-Auguste Renoirs.
Foto: Dorotheum

Trio spähte Tatort aus

Die Täter hatten jedenfalls leichtes Spiel. Denn anders als in einem Museum ist das Sicherheitssystem (unter anderem Videoüberwachung) auf ein praktikables Maß reduziert. Eine Alarmsicherung aller Gegenstände ist nicht möglich, da im Alltagsbetrieb von Dorotheums-Mitarbeitern laufend Bilder von der Wand und Objekte aus der Vitrine genommen werden müssen. Dass das Trio den Tatort zuvor ausspionierte, gilt mittlerweile als gesichert.

Fragen zum Motiv

Über das Motiv kann man derzeit nur spekulieren. Die Chance, das 1895 von Renoir gemalte Kleinformat trotz medialen Getöses zu verkaufen, ist gering. Aber nicht auszuschließen, betont Kunstversicherungsexperte Nikolaus Barta, denn im Osten oder in China interessiere die Herkunft keinen.

Ein typisches Renoir-Sujet von der besonders handlichen Sorte: Dieses 31 mal 26 Zentimeter kleine Ölbild einer "Badenden" wurde im Dorotheum jetzt für 442.200 Euro (inklusive Aufgeld) versteigert.
Foto: Dorotheum

Für den Schwarzmarkt dürfte es wiederum weniger geeignet sein, dazu ist der an der Schätzung orientierte Wert von 120.000 bis 160.000 Euro eher zu gering. Zudem ist die Landschaftsstudie von einem typischen Renoir-Motiv zu weit entfernt. Da hätte sich eher seine badende Nackedei empfohlen, der Mittwochabend im Dorotheum für 442.200 Euro den Besitzer wechselte. Mit 31 mal 26 Zentimetern wäre dieses Format auch handlicher gewesen.

Versicherungswert 70.000 Euro

Ein Fall von Artnapping, dem noch eine Lösegeldforderung an das Dorotheum folgen wird? Der Diebstahl eines zur Versteigerung übernommenen Kunstwerkes klingt für potenzielle Verkäufer nicht gerade vertrauenerweckend. Laut den Geschäftsbedingungen sind die Kunstwerke zwar versichert, jedoch nur zu 120 Prozent vom Rufpreis. Dieser liegt in der Regel bei der Hälfte des unteren Schätzwertes: Im Falle des gestohlenen Renoirs würde der Einbringer also theoretisch mit nur 72.000 Euro abgegolten. (Olga Kronsteiner, 29.11.2018)

Bilder der mutmaßlichen Täter aus den Überwachungskameras des Dorotheums.
foto: wiener polizei