Der deutsche Kunsthistoriker Horst Bredekamp hat auf die Empfehlung von Bénédicte Savoy reagiert, quasi alle Kunst- und Kulturgüter, die in kolonialen Zusammenhängen nach Europa gelangt sind, zurückzugeben. Bredekamp, der 2001 ein Konzept für das Humboldt-Forum Berlin als wissenschaftsgeschichtliches Museum" vorlegte und zu dessen Gründungsintendanten gehört, relativiert den französischen Expertenbericht im Interview mit Deutschlandfunk Kultur.

Zwischen deutschen Sammlungen und jenen der großen Kolonialstaaten gebe es große Unterschiede, daher sei zu differenzieren. "Viele der Sammlungen der großen deutschen ethnologischen Museen seien in einem aufklärerischen Geist entstanden, der koloniale Bestrebungen ablehnte", sagte er. Diese aufklärerischen Ideen würden in der Debatte gar nicht berücksichtigt. Die Fragen zum Umgang mit den fraglichen Werken müsse man im richtigen Rahmen stellen; auch die Wissenschaft müsse sich erst grundlegend damit befassen.

Klar abzulehnen ist laut Bredekamp, die Forderung Savoys und ihres Co-Autors, des senegalesischen Ökonomens Felwine Sarr, auch Sammlungsobjekte zurückzugeben, für die keine eindeutigen kolonialen Herkunftsnachweise existieren. Die Annahme, dass Objekte – soweit nicht anders dokumentiert – fast immer geraubt wurden, sei falsch. Dies sei eine "Umkehrung der Unschuldsvermutung, die mit einem modernen oder aufgeklärten Rechtssystem wenig zu tun hat". (kafe, 28. 11. 2018)